American Football | NFL Quarterback Watson - Rekordvertrag trotz Missbrauchsvorwürfen

Stand: 22.03.2022 12:04 Uhr

Quarterback Deshaun Watson bekommt nach seinem Wechsel zu den Cleveland Browns einen Rekordvertrag. Obwohl weiterhin 22 Zivilklagen gegen ihn laufen, in denen ihm sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.

22 Frauen, vor allem Massage-Therapeutinnen, werfen Watson verschiedene Taten vor. "ESPN" spricht von Entblößungen bis hin zu erzwungenem Oralsex. Watson streitet die Vorwürfe weiterhin allesamt ab. Mitte März entschied eine Geschworenenjury, dass es nicht zu einem Strafverfahren gegen den 26-Jährigen kommen wird. Die Zivilklagen laufen.

Sperre zum Saisonstart gilt als wahrscheinlich

Unabhängig von einer Verurteilung vor Gericht kann die US-Football-Liga NFL ihn für ein mögliches Fehlverhalten sanktionieren. Eine Sperre gilt in Insiderkreisen als wahrscheinlich - die Spekulationen reichen dabei von einigen wenigen Spielen bis hin zu einer ganzen Saison.

Dass die Liga Spieler trotz einer ausbleibenden oder ausstehenden gerichtlichen Verurteilung beispielsweise wegen Gewalttaten gesperrt hat, ist schon häufiger vorgekommen. Watsons zukünftiger Teamkollege Kareem Hunt, Running Back bei den Browns, musste beispielsweise 2019 acht Spiele zuschauen.

Gesperrt war Watson nicht, mitspielen durfte er trotzdem zuletzt nicht: In der vergangenen Spielzeit verzichtete sein Ex-Team Houston Texans darauf, seinen Superstar einzusetzen. Trotz der langen Auszeit und der jetzt immer noch drohenden Sperre zum Saisonstart waren nun neben den Browns auch die Carolina Panthers, die New Orleans Saints und die Atlanta Falcons an Watson interessiert.

Gespaltene Reaktionen bei Browns-Fans

Dass, kaum dass die strafrechtliche Verfolgung Watsons durch die Grand Jury vom Tisch war, direkt diverse Teams Interesse an dem sportlich herausragenden Spielmacher bekundeten, sorgte vor allem bei den in dieser Hinsicht "siegreichen" Fans der Browns für gespaltene Reaktionen. In diversen sozialen Medien verkündeten Anhänger, dass sie das Team fortan nicht mehr unterstützen könnten. Andere verweisen auf die Unschuldsvermutung und feiern die Verpflichtung aufgrund Watsons sportlicher Fähigkeiten.

Die Browns selbst hatten kurz nach Bekanntgabe der Verpflichtung, für die sie unter anderem den hohen Preis von drei Erstrundenpicks an Houston "zahlen", verschiedene Statements diverser Amtsträger herausgegeben, die die Verpflichtung rechtfertigen sollten. Coach Kevin Stefanski spricht von einem sehr ausführlichen "Hintergrund-Check", genau wie Team-Besitzer Jimmy Haslam, der Watson zudem als "bescheiden, aufrichtig und offen" bezeichnet.

Rekordvertrag - und gegen Sperre abgesichert

Für die Entscheidung Watsons, der aufgrund einer in der NFL nur wenigen großen Stars zuteil gewordenen "No-Trade-Klausel" in seinem Vertrag ein Mitspracherecht bei sogenannten "Trades" zu anderen Teams hatte, ist der Wechsel finanziell extrem lukrativ.

Sein Fünfjahresvertrag ist mit insgesamt 230 Millionen Dollar nicht nur einer der größten Verträge der Liga überhaupt, sondern auch ein Rekord: Die 230 Millionen Dollar sind allesamt garantiert und nicht zu einem gewissen Anteil an sportliche Erfolge oder ähnliche Bedingungen gebunden. Das gab es in dieser Größenordnung noch nie.

In das Arbeitspapier ist zudem eine finanzielle Absicherung für den Quarterback eingebaut, sollte er wie erwartet erst einmal gesperrt werden und somit Spiele ohne Gehalt verpassen. Sein Basisgehalt, anhand dessen die Gehaltsausfälle bei gesperrten Spielern anteilig berechnet werden, beträgt für 2022 nur eine Million Dollar, er verpasst also nur etwas über 50.000 Dollar pro Partie.