Führt zur Halbzeit die Fahrer-Gesamtwertung an: Max Verstappen

Nach Sieg beim Ungarn-GP Die Formel-1-Sommerbilanz - Dominator Verstappen

Stand: 01.08.2022 10:17 Uhr

Max Verstappen gewinnt acht der ersten 13 Formel-1-Rennen des Jahres. WM-Herausforderer Charles Leclerc ist auch in Ungarn ohne Chance, weil sein Team patzt. Das Rennen in Budapest war sinnbildlich für die "Hinrunde" - die Ferrari schlagen sich selbst.

Verstappen kann nun völlig entspannt in den Sommerurlaub gehen. 80 Punkte Vorsprung nimmt der Weltmeister auf Ferrari-Pilot Leclerc mit, bevor es Ende August beim Klassiker im belgischen Spa-Francorchamps weitergeht. In der vergangenen Saison lag der Niederländer nach 13 Rennen nur ganze drei Zähler vor Lewis Hamilton, ein himmelweiter Unterschied.

Noch neun Rennen stehen an - und Ferrari muss sich enorm steigern, um irgendwie noch die Chance auf den ersehnten Titel zu wahren. Die bisherige Saison muss sich für die Scuderia wie eine große verpasste Chance anfühlen. Denn es sieht so aus, als bekäme sie nun noch weitere, wieder erstarkte Konkurrenz.

Verstappens Vorsprung ist enorm

Verstappen müsste nicht mal mehr einen Grand Prix gewinnen, um seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Sein Polster ist so groß, dass selbst nur noch zweite Plätze in den verbleibenden neun Saisonläufen reichen würden. Das interessiert den 24-Jährigen aber gar nicht. "Als Team wollen wir mehr Rennen gewinnen und genau das werden wir nach der Pause versuchen", sagte Verstappen, der jetzt auch keinen Strand-Urlaub plant.

Für Ferraris Binotto wird es langsam eng

Dafür, dass Ferrari vom Potenzial her augenscheinlich das stärkste Auto im Feld hat, kommt erstaunlich wenig Zählbares heraus. Leclerc verlor am Sonntag (31.07.2022) weitere 17 WM-Punkte auf Dominator Verstappen.

Das Auto wollte bei kalten Temperaturen in Ungarn überhaupt nicht funktionieren, die Taktik und Reifenwahl passten ebenfalls nicht zu einem Titelkandidaten. Teamchef Mattia Binotto ist nur noch dabei, die Rückschläge zu erklären. In der italienischen Heimat wächst der Druck auf den Boss. "Wir müssen nichts verändern. Wir müssen uns verschiedene Dinge ansehen und daraus lernen", sagte Binotto nur. Also doch Veränderung?

Fest steht: Obwohl Verstappen bei zwei von drei Leclerc-Siegen überhaupt keine Punkte holte, konnte der Monegasse den Niederländer über den gesamten Verlauf nicht ernsthaft in Bedrängnis bringen, weil eben genau wie in Ungarn immer wieder Pannen oder taktische Fehler eine bessere Ausbeute von Leclerc und Kollege Carlos Sainz verhinderten.

Starke Mercedes-Serie

Zum zweiten Mal nacheinander schafften es die Mercedes-Fahrer Hamilton (2.) und George Russell (3.) gemeinsam auf das Podest. Sie nutzen die Schwäche von Ferrari aus und steigern sich nach einem katastrophalen Saisonstart immer weiter. "Es ist unglaublich befriedigend zu sehen, welche Fortschritte wir machen", sagte Rekordweltmeister Hamilton, der nach fünf Podestplätzen nacheinander nach der Sommerpause den ersten Saisonsieg anpeilt: "Es ist fantastisch für das Team, dass wir beide vor Ferrari liegen."

Zuletzt holten die Mercedes-Piloten dreimal hintereinander beide zweistellige Punkteausbeuten. Zum Vergleich: Das gelang den eigentlich stärkeren Ferrari im bisherigen Saisonverlauf noch gar nicht.

Schumachers durchwachsene Bilanz

Kann Mick Schumacher mit der Saison bisher zufrieden sein oder eher nicht? Der deutsche Nachwuchsfahrer erlebt eine Berg- und Talfahrt. Bei nur zwei von 13 Rennen schaffte Schumacher es in seinem zweiten Formel-1-Jahr in die Punkte. Insgesamt zu wenig, auch wenn seine Auftritte in Silverstone und Spielberg zwischenzeitlich aufhorchen ließen. Das Potenzial ist da, die Konstanz aber auch hier noch ein großes Problem.

Noch hat er keinen neuen Vertrag für 2023, die Gespräche mit Haas sollen aber in der Pause intensiviert werden. Gerne würde der 23-Jährige eine klar bessere Bilanz mit in die Gespräche mit Teamboss Günther Steiner nehmen. "Wir hätten viel mehr Punkte auf dem Konto haben sollen, als wir sie jetzt haben", sagte Schumacher und kam zu einem bitteren Urteil: "Es schaut gerade so aus, als hätten wir nicht ganz so viel aufgeholt, wie wir gedacht haben."

Vettels Abschiedstour

Während Schumacher mit Ungewissheit auf die nächste Saison schaut, ist bei einem schon ganz klar, dass es nicht weitergeht. Neun Große Preise bleiben Sebastian Vettel noch, bis er sich am 20. November in Abu Dhabi in die Rennfahrer-Rente verabschiedet. Bei seinem letzten Rennen in Ungarn holte der 35-Jährige als Zehnter zumindest noch einen Punkt für die Gesamtwertung. "Es ist okay, viel mehr war nicht drin", bilanzierte der Hesse anschließend.

Mit einem Podestplatz wird sich Vettel nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten angesichts des bisherigen Saisonverlaufs wohl eher nicht aus der Formel 1 verabschieden. An Motivation und Fitness mangele es ihm aber nicht, versicherte der viermalige Weltmeister, dem nach seiner Rücktrittsankündigung vor wenigen Tagen viele Respektsbekundungen aus allen Lagern zuteil geworden waren.