Eliud Kipchoge feiert nach dem Marathon in Berlin

Marathon-Rekord Busemann über Zwei-Stunden-Marke - "Kipchoge ist am Limit"

Stand: 26.09.2022 19:57 Uhr

Nach dem erneuten Weltrekord von Eliud Kipchoge beim Berliner Marathon rückt die Zwei-Stunden-Marke näher. ARD-Experte Frank Busemann gibt seine Einschätzung ab.

Von Raffael Reisdorf

Beim Berliner Marathon hat Eliud Kipchoge seiner Ankündigung Taten Folgen lassen. Seinen bisherigen Rekord verbesserte der Langstreckenläufer um 30 Sekunden. Die Dominanz des Kenianers lässt aber auf noch mehr hoffen. Wann fällt die magische Marke von zwei Stunden? Sportschau-Experte Frank Busemann gibt seine Einschätzung ab.

Eliud Kipchoge ist eine Klasse für sich. Das stellte der 37-jährige Langstreckenläufer am Sonntag wieder unter Beweis.

Schon vor dem Rennen hatte der Kenianer gehofft, eine neue Bestleistung laufen zu können. Am Ende unterbot Kipchoge seinen Bestwert aus dem Jahr 2018 um 30 Sekunden. Mit einem breiten Lächeln lief der 37-Jährige nach 2:01:09 Stunden ins Ziel - Weltrekord.

Eliud Kipchoge beim Zieleinlauf in Berlin

Zwei-Stunden-Marke unter Laborbedingungen bereits geknackt

Könnte Kipchoge als nächstes die Zwei-Stunden-Marke brechen? Sportschau-Experte Frank Busemann zweifelt stark daran: "Ich glaube nicht, dass die bald fällt. Kipchoge wird nicht jünger, die Zeit läuft gegen ihn", sagt der ehemalige Leichtathlet.

Dass Kipchoge die 42,195 Kilometer in unter zwei Stunden laufen kann, hat er unter besonderen Bedingungen bereits bewiesen. Beim Laborlauf im Jahr 2019 lief der Kenianer die volle Distanz in nur 1:59:40 Stunden. Als offizieller Weltrekord galt diese Leistung aufgrund von fehlenden Wettkampfbedingungen aber nicht.

Eliud Kipchoge nach dem Zieleinlauf in Wien

Eliud Kipchoge nach dem Zieleinlauf in Wien

Leistung in Berlin kein Selbstläufer

Doch auch in Berlin kamen einige begünstigende Faktoren zusammen. "Gestern waren wieder optimale Bedingungen. Eine ganz flache Strecke, gute Temperaturen, wenig Wind", so Busemann. Hochgerechnet fehlen Kipchoge gute 1,7 Sekunden pro Kilometer, um den Fabelwert zu erreichen. "Eine Menge", wie der Experte diagnostiziert: "Kipchoge ist am Limit, da tut jede Sekunde richtig weh."

Kipchoge mit Ausrufezeichen in Berlin

Sportschau, 25.09.2022 19:50 Uhr

Mit 37 Jahren ist der Kenianer nach Ansicht von Busemann zwar "in der Blüte seiner Zeit". Dennoch dürfte die notwendige Steigerung laut des Experten zu viel sein: "Es wird nicht einfacher, die Biologie wird auch vor ihm nicht Halt machen."

Material als limitierender Faktor

Dass die Marke von zwei Stunden eines Tages unterboten wird, steht für Deutschlands Sportler des Jahres 1996 dennoch außer in Frage. "Es wird irgendwann passieren."

Doch für Busemann braucht es dafür mehr als einen Jahrhundert-Athleten. Auch das Equipment spiele eine Rolle: "Das Material ist ein ganz entscheidender Faktor. Die Entwicklung geht immer weiter, und auch das ist ein springender Punkt."

Eliud Kipchoge (M) ist beim Berlin-Marathon Weltrekord gelaufen.

Eliud Kipchoge (M) ist beim Berlin-Marathon Weltrekord gelaufen.

Auch hier sieht der Sportschau-Experte die Entwicklung "erstmal ausgereizt": "Auch die Evolution der Schuhe braucht seine Zeit. Wir haben Quantensprünge in den letzten Jahren erlebt. Wo das noch hinführen soll, weiß ich nicht." Noch dürfte die Marke einige Jahren bestehen bleiben, schätzt Busemann: "Ich glaube es nicht, dass in den nächsten drei bis vier Jahren jemand kommt, der unter zwei Stunden läuft."

42 Kilometer durch Berlin - die komplette Übertragung

Sportschau, 25.09.2022 12:50 Uhr