Leichtathletik Leverkusen und Luzern: Letzte Tokio-Chancen für Röhler und Co.

Stand: 24.06.2021 10:37 Uhr

Schafft es Thomas Röhler noch nach Tokio? Was ist mit Christoph Harting? Kurz vor Nominierungsschluss für Tokio gibt es bei den deutschen Leichtathleten mehr Frage- als Hoffnungszeichen.

Um seinen weltweit herausragenden Sportler braucht sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) derzeit offenbar keine Sorgen zu machen. Speerwerfer Johannes Vetter bestreitet sein Comeback nach überwundenen Adduktorenproblemen am Samstag (26.06.2021) in Kuortane (Finnland).

Und der Olympia-Favorit äußerte sich fröhlich: "Die Batterien sind voll aufgeladen." Vetter sei "hungrig, wieder einen Wettkampf zu bestreiten." Ansonsten hat der DLV vor dem Nominierungsschluss für die Olympischen Spiele am Dienstag weiter jede Menge Problemfälle.

Wichtige Events in Leverkusen und Luzern

Die Veranstaltung "True Athletes Classics 2021" am Sonntag in Leverkusen und das internationale Meeting am Dienstag in Luzern (Schweiz) sind die allerletzten Möglichkeiten für Wackelkandidatinnen und -kandidaten, sich für die Sommerspiele zu qualifizieren. DLV-Bundestrainerin Annett Stein rechnet mit etwa 65 Tokio-Teilnehmern. Dabei könnten so einige prominente Namen fehlen, wenn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das endgültige Aufgebot bekannt gibt.

Zwei Olympiasieger machen Sorge

Ausgerechnet die zwei Goldmedaillengewinner von 2016 haben Probleme: Der Berliner Diskuswerfer Christoph Harting, für den es seit seinem Coup von Rio nicht mehr richtig läuft, hat die Norm von 66 Metern immer noch nicht und wurde im Kampf um die drei Olympia-Tickets bisher von der nationalen Konkurrenz überflügelt.

Auch Speerwerfer Thomas Röhler zeigte bei seinem ersten Auftritt seit 2019 bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig einen verkorksten Wurf, meldete sich verletzt ab, versicherte aber: "Das wirft mich kein Stück zurück."

Der 29-Jährige aus Jena muss nun in Luzern beweisen, dass er fit genug für Tokio ist. Ex-Weltmeister Vetter ist ihm ohnehin weit enteilt: Der Offenburger führt die Weltjahresbestenliste mit 96,29 Metern überlegen an. "Es ist nicht so, dass er in drei Wochen seine Form verloren hat", sagte Vetter-Coach und Bundestrainer Boris Obergföll.

Viele Fragenzeichen hinter Deutschen

Röhler gehört zu einer Reihe von verletzten Athleten, die dem Verband in der Vergangenheit schon jede Menge Medaillen brachten: Kugelstoßer David Storl, Sprinterin Gina Lückenkemper, Stabhochspringer Raphael Holzdeppe, Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz-Emmerich. Dazu kämpft Kugelstoßerin Christina Schwanitz, 2019 in Doha noch mit WM-Bronze dekoriert, nach Bandscheibenvorfall und Quarantäne um ihre Form.

Klosterhalfen qualifiziert, beklagt aber Rückenprobleme

Unklar ist, mit welchen Aussichten Konstanze Klosterhalfen nach Tokio reist: Die WM-Dritte über 5.000 Meter trainiert in den USA, zuletzt verlautete nur, dass sie Rückenprobleme habe. Aufgrund ihrer Vorleistungen ist das Lauftalent zumindest sicher qualifiziert.

Für Klosterhalfen gilt aber das Gleiche wie für die wenigen anderen Medaillenkandidaten des DLV: Die internationale Konkurrenz ist im Olympia-Jahr trotz der schwierigen Bedingungen in der Corona-Krise "auf jeden Fall stärker als in den Vorjahren", wie Malaika Mihambo feststellte. Die Weitsprung-Weltmeisterin von der LG Kurpfalz hatte zuletzt Anlaufprobleme und es noch nicht über sieben Meter geschafft.

Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul aus Mainz erlebte derweil in Götzis (Österreich) mit, wie der Kanadier Damian Warner mit knapp 9.000 Punkten davonzog. Hindernisläuferin Gesa Krause aus Trier sicherte sich zuletzt bei einem ordentlichen Saisonstart den deutschen Meistertitel und erreichte in Doha (Katar) die olympische Norm - jedoch ist noch abzuwarten, ob sie bei den Spielen vorne mitlaufen kann.

Komplizierter Qualifikationsmodus

Im komplizierten Qualifikationsmodus für Olympia kann der eine oder andere DLV-Athlet jedoch noch darauf hoffen, über die Weltrangliste ins Tokio-Team nachzurücken.