Handball-Torhüter Andreas Wolff in Aktion

Vor der Handball-WM Andreas Wolff über den idealen Handball-Torwart

Stand: 23.12.2022 12:29 Uhr

Während Handball-Nationalkeeper Andreas Wolff mit ARD-Reporter Florian Naß spricht, geht es um die bevorstehende WM. Aber im Prinzip ist das Gespräch eine präzise Skizze eines Lehrbuchs für Handball-Torhüter.

Andreas Wolff sprudelt nur so vor Begeisterung, wenn es um seinen Handball geht. Der 126-malige Nationalkeeper schafft blitzschnell eine Atmosphäre, als würde er einem Kumpel von seinen wichtigsten Erlebnissen im Handball erzählen. Lacht zwischendurch herzlich. Erzählt von den Dingen, die für den Erfolg wichtig sind - und sagt dabei Sachen, die für alle Mannschaftssportler gelten.

"Früher war ich unglaublich ehrgeizig. Klar, ich bin heute immer noch ehrgeizig. Aber wenn ich nicht gespielt habe, dann war das ein kleiner Stich: 'Warum spiele ich nicht?'", erzählt Wolff, inzwischen 31 Jahre alt, und berichtet weiter: "Dann habe ich mir zu viele Gedanken gemacht. Hab' ich irgendwas falsch gemacht? Hab' ich im Training nicht genug Gas gegeben? Ist der Trainer nicht zufrieden mit mir? Das hat zu Gedanken geführt, die für das Spiel hinderlich waren, oder auch dazu, dass die Körpersprache nicht gestimmt hat. Das hat sich dann auf das Team übertragen, was kontraproduktiv war."

Wolff ist seiner Aussage nach gereift - und zieht sofort eine Parallele zu einem anderen großen Sportler seiner Zunft: "Ich will der Mannschaft helfen, so wie Carsten Lichtlein uns Jungen beim Titelgewinn bei der EM 2016 geholfen hat." Und referiert dann hörenswert über die Bedeutung eines erfahrenen Torwarts als Unterstützer, als "Fixpunkt auf der Bank", der mit Emotionen oder auch mal mit aufbauenden Worten seinem Torwart-Kollegen und der ganzen Mannschaft helfen kann.

Das ideale Torhüter-Gespann

Beinahe druckreif und trotzdem bodenständig beschreibt der seit 2019 für Kielce in Polen spielende Schlussmann, wie das ideale Torhütergespann aussehen sollte. "Harmonie und gegenseitiges Verständnis machen ein gutes Torhüter-Duo aus. Manchmal merkst du, dass es nicht läuft in einem Spiel", erzählt Wolff, "zwar hast du dich optimal vorbereitet, aber dann trifft der Gegner drei, vier Bälle, von denen du denkst, dass du die hättest halten können. Und du kannst als Torhüter nicht mehr deine Dominanz gegenüber dem Gegner ausstrahlen. Dann ist es gut, wenn du mit deinem Gespann-Partner reden kannst und in Absprache mit dem Torwarttrainer und dem Trainer wechseln kannst."

Till Klimpke ist so ein "Partner", den der Routinier in den höchsten Tönen lobt: "Er bringt alles mit. Er hat die Größe, hat die Schnelligkeit, hat den Ehrgeiz, diese gewisse Intelligenz, die ein Torwart benötigt." Ob Klimpke tatsächlich neben Wolff spielen wird, wird Bundestrainer Alfred Gislason am Freitag bekannt geben, wenn das 18 Spieler starke Aufgebot für die WM (11. - 29. Januar 2023) verkündet wird. Neben Klimpke machen sich Joel Birlehm und auch Altmeister Silvio Heinevetter Hoffnungen auf die Kaderzugehörigkeit.

Wolff und Klimpke - Deutschlands starker Rückhalt

Florian Naß, Morgenmagazin, 21.12.2022 05:57 Uhr

Aussichten für die WM

Seine große Routine zeigt Wolff auch, als es um die möglichen Ziele für die WM in Schweden und Polen geht. "Wir würden der Mannschaft keinen Gefallen tun, wenn wir irgendwelche Ziele ausgeben, vor allem keine hochgesteckten. So nach dem Motto: 'Wir sind Deutschland, wir wollen Weltmeister werden!'" Und fügt hinzu: "Sondern wir sollten sagen: Wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir wollen gut anfangen, wollen uns steigern und hoffen, dass jeder Spieler sein Bestmögliches ins Spiel einbringt."

Die große Herausforderung sei, zu brennen, wenn das Turnier startet, das Leistungs-Maximum abzurufen und nicht nervös zu werden und zu verkrampfen. Wenn dies gelänge, "können wir jede Mannschaft der Welt schlagen."