Reagiert gelassen auf die Kritik am Einsatz von Schiedsrichterinnen bei der Männer-WM: Maike Merz (M).

Schiedsrichterinnen bei der Handball-WM Schwarzers Kritik - "Absolut aus der Zeit gefallen"

Stand: 15.01.2023 10:56 Uhr

Bei der Handball-WM der Männer sind auch Schiedsrichterinnen dabei. Das sorgte für Kritik von Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer. Die Betroffenen nehmen es gelassen.

Die deutschen WM-Unparteiischen Maike Merz und Tanja Kuttler haben gelassen auf die Kritik des ehemaligen Handball-Nationalspielers Christian Schwarzer am Einsatz von Schiedsrichterinnen bei der Männer-WM reagiert.

"Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Das darf er natürlich auch tun. Ich glaube, mehr müssen wir dazu nicht sagen", sagte Merz in einem ARD-Interview.

"Fühlen uns voll akzeptiert"

Die beiden Schwestern sind seit vielen Jahren DHB-Eliteschiedsrichterinnen, pfeifen regelmäßig in der Männer-Bundesliga und sind nun erstmals auch bei einer Männer-WM dabei.

"Das Schöne ist, dass wir sowohl in der Bundesliga als auch international auf der Platte überhaupt keine Unterschiede wahrnehmen. Wir fühlen uns voll akzeptiert. Wir haben immer das Gefühl, dass wir einen guten Draht zu den Spielern und Trainern haben und dass es tatsächlich keine Rolle spielt, wer da gerade pfeift", meinte Kuttler. 

Kuttler: Handball "im aktuellen Jahrhundert angekommen"

Das nehme sie im Liga-Alltag wahr, und so sei es auch bei ihrem ersten WM-Einsatz zwischen Kap Verde und Uruguay gewesen. "Der Handball zeigt, dass er im aktuellen Jahrhundert angekommen ist, und gibt da allen die gleichen Chancen und Rechte. Das ist das, was wir empfinden", ergänzte Kuttler.

Ex-Weltmeister Schwarzer hatte im Podcast "Erhellendes von Blacky Schwarzer" gesagt: "Keine Ahnung, wie man da auf die Idee gekommen ist, Frauen bei den Männern pfeifen zu lassen." Er ergänzte: "Ich hätte es nicht gemacht, weil die können bei den Frauen pfeifen, und die Männer pfeifen bei den Männern."

Michelmann: "Absolut aus der Zeit gefallen"

Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), zeigte Unverständnis für Schwarzers Äußerungen. "Es ist schade, dass sich so ein großer Nationalspieler derart ins Abseits manövriert", sagte Michelmann am Rande der Handball-WM: "Ich finde diese Aussagen absolut aus der Zeit gefallen und komplett deplatziert."

"Es ist doch inzwischen das Normalste der Welt, dass Frauen einen solchen Job übernehmen", so das Verbandsoberhaupt: "Seitdem wir Jutta Ehrmann-Wolf, selbst eine ehemalige internationale Spitzenschiedsrichterin, zur Leiterin des DHB-Schiedsrichterwesens gemacht haben, ist es absolut selbstverständlich, dass Männer UND Frauen regelmäßig in erster und zweiter Liga pfeifen. Das ist eine ganz normale Entwicklung."

Thiel: "Sie haben das Handballspiel verstanden"

Andreas Thiel, deutsche Torhüterlegende und seit 2018 Vorsitzender der Handball-Bundesliga Frauen, kann die Aussagen Schwarzers ebenfalls nicht nachvollziehen. Er verwies auf die Kompetenz im Duo Merz/Kutter: "Sie können pfeifen und haben das Handballspiel verstanden. Darauf kommt es an", sagte Thiel über das Duo, das seit vier Jahren in der Männer-Bundesliga pfeift.