Handball | Frauen Historische Chance für Borussia Dortmunds Handballerinnen

Stand: 26.03.2022 06:00 Uhr

Seit 1994 die Champions League eingeführt wurde, hat es noch nie eine deutsche Frauenmannschaft ins Final-Four-Turnier geschafft. Handball-Meister Borussia Dortmund hat im Duell mit Metz Handball jetzt die Chance dazu. Und das, obwohl gerade erst das Achtelfinale gespielt wird.

Das Timing für Borussia Dortmunds Handballerinnen ist nicht so gut. Ab Samstag (26.03.2022) stehen die vielleicht wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte an. Doch zeitgleich wird die Mannschaft von einer massiven Corona-Welle geplagt.

Allein fünf Spielerinnen des deutschen Meisters waren es in den zurückliegenden zwei Wochen. Fast im Tagesrhythmus traf es immer wieder neue Leistungsträgerinnen.

Zuletzt wegen Corona zwei Spiele abgesagt

Deswegen hat der Bundesliga-Zweite bereits seine jüngsten beiden Liga-Spiele absagen müssen. Am vergangenen Sonntag beim SV Union Halle-Neustadt, am Mittwoch gegen die HSG Bensheim/Auerbach.

"Das Achtelfinale gegen Metz ist vielleicht die Chance unseres Lebens, doch ausgerechnet jetzt konnten wir 14 Tage lang überhaupt nicht spielen", sagt André Fuhr. Der Trainer hat die Dortmunderinnen vor einem Jahr zum allerersten deutschen Meistertitel in der Vereinsgeschichte geführt.

Kardiologische Untersuchungen bei Dortmunderinnen

"Gott sei Dank waren die Krankheitsverläufe bei eigentlich allen Mitspielerinnen eher mild. Sechs bis sieben Tage Trainingsausfall sind hoffentlich zu verkraften", sagt Mannschaftskapitänin Alina Grijseels. Deutschlands Handballerin des Jahres ist eine von nur drei Spielerinnen im Dortmunder Kader, die bisher noch nie mit Corona infiziert waren.

Zumindest Nationalspielerin Mia Zschocke und Torhüterin Yara ten Holte konnten sich bereits rechtzeitig freitesten. Mit kardiologischen Untersuchungen sollen vor dem Wiedereinstieg ins Training gesundheitliche Risiken ausgeschlossen werden. Doch wie belastbar die Handballerinnen nach der Krankheitspause sind, das werden sie erst auf dem Spielfeld wirklich wissen.

Gewinner direkt im Final-Four dabei

So außergewöhnlich hoch ist die Bedeutung des Achtelfinal-Duells mit Metz auch deshalb, weil der Sieger direkt ins Final-Four-Turnier Anfang Juni in Budapest einzieht. Denn der mögliche Viertelfinal-Gegner GK Rostov am Don aus Russland ist vom europäischen Verband aus dem Wettbewerb ausgeschlossen worden.

Die Aufgabe für die Borussia könnte schwieriger kaum sein. Gegner Metz beherrscht die französische Liga in dieser Saison nach Belieben: 19 Spiele, 19 Siege. "Das ist nicht nur ein Duell David gegen Goliath, sondern eher kleiner David gegen Goliath", sagt BVB-Abteilungsleiter Andreas Heiermann.

Gerade erst hat sich Metz kurzfristig mit Olympiasiegerin Grace Zaadi verstärkt. Die Französin gehörte zuvor zur Mannschaft von Rostov, durfte wegen des Ausschlusses der russischen Mannschaft aber wechseln. In Dortmund kennen sie Zaadi nur allzu gut aus den Gruppenspielen gegen Rostov. 16 Tore gelangen der Französin in zwei Spielen gegen die Borussia.

Riesige wirtschaftliche Unterschiede

"Wir haben garantiert den geringsten Etat in unserer Vorrundengruppe. Für deutsche Verhältnisse sind die Bedingungen bei uns okay, im Vergleich zu den europäischen Topklubs aber Steinzeit", wählt André Fuhr deutlich Worte. Dennoch hoffen die Dortmunderinnen auf ihre Außenseiterchance. "Wenn wir ausscheiden werden alle sagen, das war ja zu erwarten. Wenn wir aber weiterkommen, sind wir die Helden", sagt Alina Grijseels.

Zum Hinspiel wird am Samstag um 18 Uhr in der Helmut-Körnig-Halle die wohl größte Kulisse erwartet, die die Borussinnen bei einem Heimspiel ihres Klubs je erlebt haben. Bis zu 2.500 Zuschauer dürfen dort dabei sein. Deshalb hat der Klub mächtig die Werbetrommel gerührt. Auch Dortmunds Fußball-Star Erling Haaland hat eine Video-Botschaft veröffentlicht.

Extra-Brisanz

Eine pikante Extra-Brisanz bekommen die Spiele gegen Metz dadurch, dass beide Klubs normalerweise schon vor einem Jahr in den Playoffs aufeinandergetroffen wären. Nach Corona-Fällen bei Metz entschied Abteilungsleiter Andreas Heiermann damals aber nicht anzutreten.

Aus Furcht davor, dass sein Team als Kontakt-Personen komplett in Quarantäne gemusst hätte. Das kostete Dortmund 10.000 Euro Strafe durch den Europäischen Verband plus eine sechsstellige Kaution, damit die Borussia im diesjährigen Champions-League-Wettbewerb überhaupt dabei sein durfte.

Als Sechste in ihrer Vorrundengruppe konnten die Dortmunderinnen in dieser Saison schon so manchen Gegner ärgern. Gegen Metz allerdings müssen die BVB-Spielerinnen gleich doppelt bestehen. Zunächst am Samstag daheim, genauso wie im Rückspiel eine Woche später in Metz. Doch als Belohnung winkt nicht weniger als der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.