Handball | Bundesliga Berliner Handballer wollen Magdeburgs Siegesserie stoppen

Stand: 12.11.2021 07:00 Uhr

Mehr Spitzenspiel geht nicht: In der Handball-Bundesliga fordert Verfolger Füchse Berlin Tabellenführer Magdeburg. Die Ostdeutschen sind im Vorteil.

Vor dem Topspiel in der Handball-Bundesliga hätte es für den SC Magdeburg nicht besser laufen können. Während das Team aus Sachsen-Anhalt in Göppingen auch das zehnte Saisonspiel gewinnen konnte, kassierten die Füchse Berlin bei der SG Flensburg-Handewitt die erste Saisonniederlage.

Am Samstag (13.11.2021/live im Ersten und bei sportschau.de) tritt Tabellenführer Magdeburg beim Verfolger aus der Hauptstadt zum Spitzenspiel an.

Duell zweier Erzrivalen

Doch nicht nur aus sportlicher Sicht ist das Spiel brisant. Das weiß kaum jemand besser als Stefan Kretzschmar. Es ist das Duell zweier Erzrivalen. Oder wie Füchse-Sportvorstand Kretzschmar es beschreibt: "Ich würde es nicht Hass nennen. Es ist eher eine tiefe Abneigung." Als Spieler feierte der 48-Jährige mit den Magdeburgern seine größten Erfolge, nun arbeitet der ehemalige Weltklasse-Linksaußen am Füchse-Aufschwung.

"Der SC Magdeburg ist sicher momentan das Maß aller Dinge", sagte Kretzschmar über seinen Ex-Klub. Doch auch die Füchse seien "auf einem richtig guten Weg, nachdem wir vergangene Saison noch meilenweit hinter Kiel und Flensburg lagen". 

Kretzschmar sieht baldige Wachablösung

Noch gibt es laut Kretzschmar keinen "totalen Machtwechsel", aber "perspektivisch auf jeden Fall. Den alleinigen Zweikampf Kiel gegen Flensburg wird es so nicht mehr geben."

Die "momentane Veränderung in der Liga" sei "spannend", sagte der 48-Jährige: "Das merkt man auch an den Reaktionen in Kiel und Flensburg." Dort sei den handelnden Personen die Souveränität "ein bisschen abhanden gekommen. Die Trainer in Kiel und Flensburg wirken angespannter, man hadert mehr mit den Schiedsrichtern. Der ganze Habitus hat sich verändert." 

Wiegert vor Spitzenspiel gelassen

Doch zunächst will Kretzschmar mit den Füchsen am SCM dranbleiben. Dann würde Magdeburg zwar Spitzenreiter bleiben, doch die Siegesserie wäre erst mal dahin und der Titelkampf wieder spannender. Trainer Wiegert, ein guter Kumpel Kretzschmars, geht mit dieser Ausgangslage betont gelassen um.

"Irgendwann kann eine Siegesserie zwar auch für Druck sorgen. Aber es darf nie passieren, dass die Angst vor dem Verlieren größer ist als die Freude am Gewinnen", sagte er: "Auch wenn wir uns dessen bewusst sind, auch schlagbar zu sein."

Weber und Magnusson die Schlüsselspieler

Als Meisterschaftskandidat galten die Magdeburger vor der Saison nicht. Doch Rückkehrer Philipp Weber bringt als beweglicher und vor allem torgefährlicher Spielmacher noch einmal eine neue Komponente in das Angriffsspiel.

Zudem ist Omar Ingi Magnusson in Topform und  "ballert" im rechten Rückraum fast schon wieder so wie in der vergangenen Saison, als er Torschützenkönig wurde. In der Defensive stehen die Magdeburger gewohnt stark. "Neu" ist, dass sie sich im Tor nicht mehr primär auf Jannick Green verlassen (müssen), weil Neuzugang Mike Jensen bisher eine richtig starke Saison spielt.

"Wir haben eine Truppe in Magdeburg, die extrem unberechenbar ist. Und wir haben eine extrem breite Brust", erklärte Nationalspieler Weber: "Wir haben für jedes System des Gegners Spieler, die dieses System bespielen können. Wir wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen können." Eine wichtige Rolle beim aktuellen Höhenflug spielt laut Weber auch Trainer Bennet Wiegert: "Er analysiert die Gegner in kürzester Zeit. Benno ist ein extrem akribischer Trainer, der uns extrem fordert, der uns aber auch extrem viel gibt, wenn es läuft. Der Schlüssel ist, dass wir die gleiche Sprache sprechen", so der 29-Jährige Weber über seinen zehn Jahre älteren Trainer, mit dem er in seinen ersten Jahren beim SCM sogar noch zusammengespielt hat.

Die ultimative Prüfung

Fest steht: Wollen die Berliner Füchse am souveränen Tabellenführer dranbleiben, müssen sie gewinnen. Der SCM dagegen steht vor einer äußerst komfortablen Ausgangslage: Mit einem weiteren Sieg würde der Klub-Weltmeister in der Tabelle endgültig auf die Schnellspur in Richtung Meisterschaft abbiegen.

"Wenn man dort gewinnt, kommt man für mehr infrage", sagte Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert. Und sollte der SCM in Berlin punkten, darf man sich die Frage stellen: Wer soll dieses Team eigentlich stoppen?

Rekordmeister THW Kiel und Vize Flensburg spielen eine überraschend unbeständige Saison, beide Schwergewichte wurden von Magdeburg bereits besiegt. Das Spiel bei den Füchsen ist nun die ultimative Prüfung für Wiegerts Mannschaft.