Ein Handball springt vor einem Tor auf

Vorwurf des Machtmissbrauchs Fall Fuhr - auch HSG Blomberg-Lippe vor Aufarbeitung

Stand: 31.10.2022 21:56 Uhr

Gegen Handballtrainer André Fuhr gibt es zahlreiche Vorwürfe von Spielerinnen wegen Machtmissbrauchs und psychischer Gewalt. Neben Borussia Dortmund steht ein weiterer Klub vor der Aufarbeitung: die HSG Blomberg-Lippe.

Anja Ernsberger spielte bei der HSG Blomberg-Lippe unter Fuhr, kam als 20-Jährige ins Team. Der psychische Druck sei groß gewesen, berichtet Ernsberger in der "Lokalzeit OWL" im WDR-Fernsehen. "Sehr skurrile Regeln" habe es gegeben. "Wir durften beim Trinken nicht sitzen oder anlehnen", sagt Ernsberger. Sie habe aus Angst vor Konsequenzen mit Fieber und Periodenschmerzen trainiert.

Vor ihrem ersten Bundesligaspiel habe sie vor Aufregung abends den Fernseher laufen lassen, weil sie nicht schlafen konnte. Am nächsten Tag habe Fuhr vor dem Team gefragt, "warum ich so lange vor meinem ersten Spiel fernsehen würde und ob ich das nicht ernst nehme".

Die Handballspielerin Anja Ernsberger

Die Handballspielerin Anja Ernsberger

Fuhr trainierte 16 Jahre bei der HSG

Im September war Fuhr von Borussia Dortmund freigestellt worden. Die beiden BVB-Spielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger hatten sich an die unabhängige Anlaufstelle bei Gewalt und Missbrauch im Spitzensport "Anlauf gegen Gewalt" gewendet. Diese wurde in der Folge von mehreren weiteren Spielerinnen kontaktiert. Fuhr war auch beim DHB aktiv.

Dem Trainer wird "der systematische Aufbau von Abhängigkeitsverhältnissen, Ausnutzen einer Machtstellung sowie psychische Gewalt" vorgeworfen. Fuhrs Anwältin bezeichnete die Vorwürfe laut "Der Spiegel" als "in wesentlichen Punkten unzutreffend". Fragen stellen lassen muss sich nun aber auch die HSG Blomberg-Lippe, wo Fuhr 16 Jahre lang Trainer war.

Handballtrainer André Fuhr

Handballtrainer André Fuhr

Jolanda Bombis-Robben, die ebenfalls unter Fuhr in Blomberg spielte und als Sportpsychologin heute einige seiner ehemaligen Spielerinnen trainiert, spricht von ihrer "schlimmsten Saison". Bei Machtmissbrauch gebe es ein System, das so etwas zulasse. Auf die Frage, ob der Verein etwas bemerkt haben müsse, sagte sie: "Definitiv!"

HSG schriftlich: "Es macht uns betroffen"

Zu Interviews ist der Verein nicht bereit. Es brauche Zeit, das Geschehene aufzuarbeiten. Der Klubs äußerte sich auf Anfrage der Lokalzeit OWL schriftlich. "Es macht uns betroffen, die Vorgänge nicht gesehen und geahndet zu haben", teilte die HSG mit. "Wir distanzieren uns entschieden davon."