Niederlande - Österreich 2:0 Alabas Fehltritte bringen die Niederlande ins Achtelfinale

Stand: 18.06.2021 00:57 Uhr

Die Position von David Alaba ist in Österreich ein noch größeres Streitthema als die von Joshua Kimmich in der DFB-Auswahl. Coach Franco Foda setzt Alaba in der Abwehrkette ein - die Pleite gegen die Niederlande mit zwei schweren Fehltritten von Alaba wird die Kritik daran befeuern.

Na also, hat der doch auf uns gehört! Viele der knapp neun Millionen Bundestrainer, die es auch in Österreich gibt, werden sich gefreut haben, als die UEFA eine Stunde vor dem Duell mit den Niederlanden die taktische Formation des ÖFB-Teams abbildete, die dann so auch Einzug in die Fernsehanstalten hielt.

Kapitän Alaba war dort als offensiver linker Mittelfeldspieler ausgewiesen und nicht mehr wie beim 3:1 gegen die Ungarn als zentraler Innenverteidiger. Endlich hatte er also die Möglichkeit, mehr Einfluss auf die Offensive zu nehmen, das Spiel mitzugestalten. Darin sehen viele in seiner Heimat Alabas große Stärke, obwohl er in seiner Karriere wirklich konstant Weltklasse nur als linker Verteidiger in der Bayern-Viererkette war.

Österreich muss ums Weiterkommen zittern

Das Taktikschema, das die UEFA unter Beteiligung des jeweiligen Trainerstabes erstellt, war allerdings mit Anpfiff des israelischen Schiedsrichters Orel Grinfeld ein Fall für den virtuellen Papierkorb. Foda war stur geblieben und hatte Alaba mitnichten nach vorne beordert - der Verband war offensichtlich falsch informiert worden.

Ein glückliches Händchen hatte Foda mit seiner Entscheidung allerdings nicht: Nach der 0:2 (0:1)-Niederlage in der Amsterdamer Arena, die Alaba maßgeblich mitverursachte, muss Österreich ums Weiterkommen zittern. Die Niederlande stehen hingegen mit zwei Erfolgen als Achtelfinalist fest.

298 Ligaspiele - aber keinen Elfmeter verursacht

Nun kann Foda für sich in Anspruch nehmen, dass er seinen einzigen Superstar auch nur dort hinstellt, wo er im Verein spielt, auch wenn es in München keine Dreier-, sondern eine Viererkette war. Ein gravierender Unterschied zu Alabas Auftritten ergab sich allerdings gegen die Holländer bereits in der 8. Minute. Shootingstar Denzel Dumfries, der bereits beim 3:2 über die Ukraine an allen drei Treffern seines Landes beteiligt war, stürmte nach Alabas Fehler im Aufbau über die rechte Außenbahn an den Rand des Strafraums der Österreicher - Alaba konnte sein Tempo nicht mitgehen und latschte ihm mit den Stollen plump auf den Fuß.

Wie für Alaba ging das Ganze auch für Schiedsrichter Grinfeld zu schnell, doch der Video Assistant Referee griff ein und empfahl Grinfeld den Sprint zum Videoschirm. Damit war der folgende Elfmeterpfiff alternativlos und doch eine kleine Sensation: In 298 Ligaspielen für die Bayern hatte der künftige Madrilene nie einen Strafstoß verursacht.

Depay trifft und Depay vergibt

Die Chance vom Punkt nutzte Memphis Depay zum 1:0, was die bis dahin ordentlich mitspielenden Österreicher merklich aus dem Tritt brachte. Alaba musste danach gelb-belastet weiterspielen, trotzdem beließ ihn Foda weiter auf dem nur leicht abgewandelten Libero-Posten. Die Holländer erhöhten den Druck und gestatteten dem Team Austria nur eine echte Torchance, bei der Christoph Baumgartner allerdings nur den Kopf von Oranje-Verteidiger Matthijs de Ligt traf (28.).

Die Holländer brannten ihrerseits auch nicht gerade ein Offensivfeuerwerk ab, hätten aber noch vor der Pause klar Schiff machen können. Wout Weghorst hatte halbrechts im Strafraum einen langen Pass brillant kontrolliert und trotz guter eigener Schussposition perfekt vor dem Tor quergelegt. Der so schön bediente Depay vergab den Hundertprozenter am langen Eck allerdings vergleichsweise kläglich - vielleicht hatte er Weghorst des öfteren in der Sportschau für Wolfsburg spielen sehen und deshalb nicht mehr mit dem Querpass gerechnet.

Entscheidung - weil Alaba eine Abseitsfalle versucht

Im zweiten Durchgang blieben die Spielanteile zunächst beinahe hälftig verteilt - und Alaba trotz des Rückstands hinten. Man darf sicher sein, dass er dort auch sein Maximum für den Erfolg einbringen wollte, und doch sah er wiederholt maximal unglücklich aus. Bei der Doppelchance von Stefan de Vrij und de Ligt nach einer Stunde irrte er völlig desorientiert durch den eigenen Fünfmeterraum, noch schlimmer sah er aber vor dem 0:2 aus.

Zunächst verlor Alaba im Aufbau den Ball, wollte dann an der Mittellinie auf Abseits spielen, obwohl Teamkollege Martin Hinteregger noch weit tiefer als er selbst stand. Der eingewechselte Donyell Malen lief daraufhin völlig frei auf das Tor der Österreicher zu, legte noch einmal quer - und Dumfries vollendete den Konter mit seiner bereits fünften Torbeteiligung im zweiten Turnierspiel (67.). Österreich versuchte sich danach weiter am Anschlusstreffer, musste aber auch immer wieder gefährliche Konter über sich ergehen lassen.

"Zu wenig die tiefen Läufe gesucht"

"Natürlich gehe ich da beim Elfmeter nicht gut hin, aber ich würde nicht sagen, dass uns das aus dem Tritt gebracht hat", sagte Alaba nach dem Schlusspfiff. "Wir wollten mutig sein und unser Spiel durchziehen, haben aber zu wenig die tiefen Läufe gemacht und die letzte Linie der Niederländer attackiert." Oranje-Matchwinner Dumfries blickte nach vorn: "Schön, gewonnen und ein Tor geschossen zu haben. Aber wir wollen hier noch viel mehr erreichen."