EURO 2020 in Baku und St. Petersburg UEFA: Werbung mit Regenbogen gesetzlich untersagt

Stand: 02.07.2021 19:22 Uhr

Die UEFA hat auf die Vorwürfe reagiert, dass sie die in Regenbogenfarben gehaltene Bandenwerbung ihres Sponsors Volkswagen bei den Spielen in Sankt Petersburg und Baku verboten habe. Sie beruft sich auf die Gesetzeslagen in Aserbaidschan und Russland.

"Die UEFA fordert von ihren Sponsoren, dass die Gestaltung der Werbung den lokalen Gesetzen entsprechen", teilte die UEFA auf Anfrage der Sportschau mit. "Wir wissen, dass dies in Baku und Sankt Petersburg nicht der Fall ist." Es geht um die Werbung des UEFA-Sponsors Volkswagen, der nach dem Streit um die Beleuchtung des Münchner Stadions in Regenbogenfarben wie mehrere andere Sponsoren seine Werbung in eben diesen Farben gestaltet hatte.

Gesetz zu "homosexueller Propaganda" in Russland

In Russland gilt seit 2013 ein Gesetz über "homosexuelle Propaganda". Bei der Leichtathtletik-WM 2013 in Moskau hatte die schwedische Hochspringerin Emma Green Tregaro aus Protest gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten in Russland ihre Fingernägel bunt lackiert. Im weiteren Verlauf erhielt sie vom internationalen Leichtathletik-Verband eine Verwarnung und die Aufforderung, ihre Nägel umzulackieren. Sie wählte rot. "Weil ich an Liebe glaube", sagte sie.

In Aserbaidschan sind sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts seit dem Jahr 2000 zwar nicht mehr verboten. Das Auswärtige Amt schreibt bei seinen Reisehinweisen zu dem Land aber, dass "Homosexualität gesellschaftlich kaum akzeptiert und mit Tabus belegt ist". Einen gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung gibt es jedoch nicht. Die UEFA sieht in beiden Ländern rechtlich keine Möglichkeit für die Regenbogen-Werbung.

VW: "Bedauern die Entwicklung"

"Aufgrund von Bedenken der UEFA im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen an den Spielorten in Russland und Aserbaidschan hat der Verband uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine Bespielung der Werbebanden in Regenbogenfarben in St. Petersburg und Baku nicht möglich sei", hatte der Volkswagen-Konzern zuvor mitgeteilt: "Diese Entwicklung bedauern wir." Man habe erneut ein "deutliches Zeichen pro Vielfalt" setzen wollen.

Am Freitag in Sankt Petersburg und am Samstag in Baku wird die zuletzt verwendete Bandenwerbung in Regenbogenfarben nicht gezeigt. Bei den Spielen am Freitag in München und am Samstag in Rom sollen sie dagegen zum Einsatz kommen.

VW wird in anderen Spielen einziger Sponsor mit Regenbogen sein

VW wird dann der einzige UEFA-Sponsor sein, der seine Werbung noch in Regenbogenfarben darstellt. "Alle anderen Sponsoren haben sich entschieden, keine Regenbogengrafiken mehr im Turnier zu verwenden, da der 'Pride Month' zu Ende ist", so die UEFA. Auch die UEFA entfernte mit dem Ende des Monats die bunten Farben aus ihrem Logo. Sie unterstütze weiter die Zurschaustellung von Botschaften für Toleranz und Vielfalt, so die UEFA.

Stadion mit Werbebanden in Regenbogenfarben

Der Juni steht als "Pride Month" jedes Jahr im Zeichen der Regenbogenflagge. Die LGBTIQ-Gemeinschaft setzt sich damit für Toleranz und sexuelle Vielfalt ein. Hintergrund des "Pride Month" ist ein Aufstand queerer Menschen am 28. Juni 1969 in New York gegen Polizeiwillkür.

Diskussionen um Regenbogenfarben während der EM

In der vergangenen Woche hatte die UEFA einen Antrag der Stadt München zurückgewiesen, das Münchner Stadion beim Spiel zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten. Zwar sei der Regenbogen als Symbol nicht als politisch einzuordnen, da er für Toleranz und Vielfalt stehe. Der Antrag des Münchner Stadtrat sei aber politisch, da er sich ausdrücklich gegen die ungarische Gesetzgebung richtete.

Die Stadt München hatte ein Zeichen setzen wollen, nachdem Ungarn ein Gesetz zur Verhinderung von Informationen über Homosexualität verabschiedet hatte. Später veränderten einige der Sponsoren und auch die UEFA selbst ihre Logos oder Schriftzüge in Regenbogenfarben. Auch die Kapitänsbinde von Deutschlands Torwart Manuel Neuer wurde debattiert. Die UEFA "überprüfte" die Binde und ließ sie weiter zu.