Nach dem Halbfinbal-Aus gegen England Dänemark am Ende eines unvergesslichen EM-Märchens

Stand: 08.07.2021 11:30 Uhr

Die dänische Nationalmannschaft ist äußerst unglücklich im EM-Halbfinale an England gescheitert. Doch trotz des Ausscheidens dürfte dieses Turnier dem Team und dem gesamten Land für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen des Dramas um Christian Eriksen.

Zumindest ein Däne könnte beim EM-Finale zwischen England und Italien am Sonntag (11.07.2021, ab 20.30 Uhr im Live-Ticker) dabei sein. Auf Einladung der UEFA soll Christian Eriksen auf jeden Fall in Wembley anwesend sein. Ob der 29 Jahre alte Nationalspieler dieser Offerte nachkommen wird, ist bislang nicht bekannt - zumal sein Team nach dem unglücklichen 1:2 im Halbfinale gegen England ausgeschieden ist und sein Interesse daran deshalb gesunken sein dürfte.

Die Tragik um Eriksen hat diese Europameisterschaft von Beginn an entscheidend geprägt. Sein Herzstillstand im Auftaktspiel der Dänen gegen Finnland - der nach minutenlangem Überlebenskampf glücklicherweise glimpflich ausgegangen ist - hat über die Grenzen Europas hinaus die Menschen schockiert - und ganz Dänemark und das Nationalteam ganz eng zusammenrücken lassen. Vier Wochen lang zeigte sich diese gegenseitige Solidarität in und neben den Stadien, in denen das Team von Kasper Hjulmand auftrat.

Zurück in der Gegenwart

Und nun ist diese außergewöhnliche Geschichte, dieses dänische Märchen von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, abrupt beendet worden. Und das aufgrund einer überaus fragwürdigen Elfmeterentscheidung des niederländischen Schiedsrichters Danny Makkelie. Der hatte einen Fall von Raheem Sterling im dänischen Strafraum für elfmeterwürdig gehalten, ohne die Szene im Videostudium noch einmal zu überprüfen. Das kleine Land mit den großen Träumen war plötzlich und unvermittelt zurück in der Gegenwart angelangt.

Der Schmerz über das sportliche Aus sitzt tief. "Vor allem die Art und Weise, wie wir verloren haben, macht es ein bisschen schwieriger, das wirklich zu verstehen. Denn ich hatte das Gefühl, dass es nicht ganz fair war", sagte Angreifer Martin Braithwaite. "Manchmal würde man gerne vom Schiedsrichter selbst hören, was er dachte", meinte Mittelfeldspieler Pierre-Emile Höjbjerg. "Es fühlt sich nicht gerecht an. Das ist etwas, das mich wütend macht. Ich bin enttäuscht", erklärt Trainer Kasper Hjulmand.

Stolze Dänen

Und doch ist etwas zurückgeblieben von diesem für die Dänen außergewöhnlichen Turnier. Es ist ein Gemeinschaftsgefühl für das ganze Land von dieser EM ausgegangen, wie es sich wohl im Vorfeld niemand hätte vorstellen können. "Ihr habt Dänemark um euch herum versammelt. Außergewöhnlichen Zusammenhalt gezeigt, als es wirklich zählte. Selten sind wir stolzer gewesen! Danke für die Reise", schrieb die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen auf Instagram.

"Am Anfang waren nur ein paar Leute am Hotel und haben uns gefeiert. Am Ende standen die Menschen schon am Flughafen und an den Straßen und haben ihre Begeisterung gezeigt", sagte Thomas Delaney vor dem Halbfinale. "Das ist einfach unglaublich." So viel Begeisterung, ausgehend von der Nationalmannschaft, gab es sehr lange nicht in Dänemark.

Der überraschende EM-Triumph von 1992, bei dem die dänische Mannschaft vom Strand-Urlaub zum Titel eilte, war bislang das einschneidenste Erlebnis, dass die Nation in Sachen Fußball und Nationalteam bisher miterlebt haben. Die EURO 2020 dürfte diesem Erlebnis allerdings in nichts nachstehen.