Fans warten auf die Straßenbahnen nach dem Spiel in Gelsenkirchen.

An- und Abreise bei Serbien - England Kritik an Gelsenkirchens Nahverkehr: "Es ist schlichtweg lächerlich"

Stand: 17.06.2024 14:14 Uhr

Beim Spiel zwischen England und Serbien in Gelsenkirchen kam es für die Fans teils zu langen Wartezeiten. Viele bemängeln den Ablauf, die zuständigen Verkehrsbetriebe weisen die Kritik zurück.

Vor allem beim Weg zur Straßenbahn am Schalker Stadion kam es nach dem Spiel zu großem Andrang und langen Wartezeiten. Viele Fans und Journalisten berichteten davon, noch rund zwei Stunden nach dem Abpfiff am Schalker Stadion oder drei Stunden nach dem Spiel am Hauptbahnhof warten zu müssen.

"Wir sind bestürzt über das, was die Fans beim gestrigen Spiel in Gelsenkirchen durchmachen mussten", schrieb die englische Fanbotschaft in einer Mitteilung. "Es ist schlichtweg lächerlich, dass bei einem großen Turnier Fans drei Stunden nach Spielende im Gelsenkirchener Hauptbahnhof festsitzen."

Verantwortliche im Nahverkehr weisen Kritik zurück

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) wies die Kritik zurück. Es sei normal, dass es zu Wartezeiten komme, wenn 50.000 Menschen nach Hause wollen, sagte Sprecher Christoph Kollmann. "Das System hat auch dieses Mal seinen Dienst getan", sagte Kollmann, "der Umlauf der Bahnen hat funktioniert." Zudem habe die Bogestra zusätzliche Busse eingesetzt, um die Straßenbahnen zu entlasten. Bei den Rahmenbedingungen, die Gelsenkirchen habe, könne man nicht erwarten, dass alle Menschen innerhalb einer Stunde vom Stadion abtransportiert seien. "Unser Ziel liegt bei zwei Stunden."

Schon bei der Anreise aus der Innenstadt und von der Trabrennbahn, wo sich die Fanzone in Gelsenkirchen befindet, kam es zu Problemen, einige Fans verpassten den Anpfiff um 21 Uhr. Manche liefen sogar den Weg zum Stadion, nachdem Bahnen stehen geblieben waren. "Es gab Störfälle vor dem Spiel, einige Male wurde von Fans die Notbremse gezogen", sagt Kollmann. Grundsätzlich habe die Anreise funktioniert. Die Stadt hatte vor dem Turnier eine "maximale Taktverdichtung auf der relevanten Stadtbahnlinie 302 zum Stadion" angekündigt.

Lange Wartezeiten auch am Hauptbahnhof

Dass Gelsenkirchen ein Problem bei der An- und Abreise haben könnte, hatte sich bereits angedeutet. Als der DFB 2017 die Austragungsorte bestimmte, stufte er die Städte in Ranglisten ein. Beim Thema "Mobilität" belegte Gelsenkirchen damals einen der hinteren Ränge, von den EM-Städten schnitten Hamburg und München schlechter ab. Im Gesamtranking wurde Gelsenkirchen Vorletzter vor Frankfurt.

"Im Vorfeld des Turniers haben wir der UEFA und den Behörden klar gemacht, dass viele, viele Tausend England-Fans aus den umliegenden Städten in Nordrhein-Westfalen nach Gelsenkirchen reisen würden und dass der Rücktransport höchste Priorität haben müsse", so das englische Fanbündnis. "In Gelsenkirchen hat die FSA diese Probleme schon lange im Voraus bei allen zuständigen Behörden angesprochen und wurde darüber informiert, dass die notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um der potenziellen Nachfrage gerecht zu werden. Wir waren daher äußerst enttäuscht, als wir sahen, dass die Realität nicht mit den gemachten Versprechungen übereinstimmte." Die UEFA ist für eine Stellungnahme zum Ablauf angefragt.

Voller Bahnsteig nach dem EM-Spiel am Gelsenkirchener Hauptbahnhof

Voller Bahnsteig nach dem EM-Spiel am Gelsenkirchener Hauptbahnhof

Das Ziel vieler Fans war der Gelsenkirchener Hauptbahnhof, da die meisten Anhänger in anderen Städten wie beispielsweise Düsseldorf übernachteten. Sowohl die Abreise vom Stadion als auch die Weiterreise vom Hauptbahnhof wurden zu einem Flaschenhals. Auch am Hauptbahnhof kam es zu langen Wartezeiten.

Bahnsprecherin: "Alles was rollen kann, rollt!"

Eine Bahnsprecherin teilte auf Anfrage der Sportschau mit: "Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat DB Regio und andere Eisenbahn-Verkehrsunternehmen damit beauftragt, eine Sonderlinie zwischen Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund zu fahren. Auch für andere Linien sei mehr Kapazität bestellt worden." Grundsätzlich gelte: "Alles was rollen kann, rollt!" Für die kommenden Spiele stehe man in Austausch mit anderen zuständigen Stellen, um Abläufe zu analysieren und wo immer möglich, zu verbessern.

Am Donnerstag (20.06.2024) ist Gelsenkirchen Gastgeber einer weiteren EM-Partie: Spanien spielt um 21 Uhr gegen Italien.