Schiedsrichter Matteo Marcenaro beim Spiel Juventus Turin -

Vier Platzverweise im Spiel der Serie A Spektakel in Turin - VAR nimmt Juventus korrektes Tor

Stand: 12.09.2022 13:56 Uhr

Juventus Turin dreht einen Rückstand in der Nachspielzeit in einen Sieg - vermeintlich. Der VAR kassiert den Treffer, hat dabei aber etwas übersehen.

Das Mitleid wird sich bei sehr vielen Tifosi in Grenzen gehalten haben. Schließlich ist Juventus Turin häufig genug - teilweise hanebüchen - bevorteilt worden. In der Geschichte des Rekordmeisters steht sogar ein Zwangsabstieg wegen gerichtsfesten Sportbetrugs.

Vermutlich werden viele italienische Fußballfans daher mit großer Schadenfreude vernommen haben, was Juve am Sonntagabend (11.09.2022) beim 2:2 gegen US Salernitana passierte. Es war ein Spektakel mit vielen Wendungen und einer Pointe, die im Zeitalter der Videoassistenten ausgeschlossen sein sollte.

0:2-Rückstand zur Pause

Juventus lag zur Pause mit 0:2 gegen US Salernitana zurück. Die erste Saisoniederlage drohte nach einem Start, der wegen drei Unentschieden in den vorangegangenen Spielen ohnehin ausbaufähig war.

In der 51. Minute erzielte Bremer den Anschlusstreffer. Bevor aber vier Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, gab es keinen weiteren Treffer. Den erzielte erst Leonardo Bonucci im Nachschuss eines von ihm vergebenen Elfmeters. Das war in der dritten Minute der Nachspielzeit.

Gut eine Minute später köpfte Arkadiusz Milik den Ball nach einem Eckstoß erneut ins Tor des Außenseiters. Spieler, Offizielle und Fans von Juve gerieten in Ekstase. Milik zog das Trikot aus und sah von Schiedsrichter Matteo Marcenaro deshalb die Gelb-Rote Karte.

Der Spieler von Salernitana, der zum Anstoß bereit war, deutete dann eine Geste und einen Pfiff des Schiedsrichters falsch. Er dachte, die Partie sei beendet, nahm den Ball in die Hand und drosch ihn wutentbrannt weg.

Erst Schluss in der 102. Minute

Die Spieler gingen in Richtung der Kabinen, an der Seitenlinie gab es eine Rudelbildung mit gegenseitigem Schubsen und verbalen Auseinandersetzungen. Schiedsrichter Marcenaro eilte in seinem erst sechsten Einsatz in der Serie A herbei und beobachtete die Szenerie.

Die Fernsehzuschauer wurden in diesen Momenten darüber informiert, dass bei dem Treffer von Milik möglicherweise eine strafbare Abseitsstellung von Bonucci vorgelegen hatte, der im Fünfmeterraum aktiv zum Ball gegangen war.

Als die Bilder gezeigt wurden, schien der Fall klar, denn Bonucci stand im Abseits. Marcenaro nahm den Treffer, nachdem er sich die Bilder am Monitor angeschaut hatte zurück und verteilte danach drei Rote Karten. Juves Spieler Juan Cuadrado, Federico Fazio und Turins Trainer Massimiliano Allegri erhielten einen Platzverweis.

Die Partie wurde danach wieder angepfiffen. Nach 101:30 Minuten war endgültig Schluss.

Doch die Partie hatte noch eine Pointe parat. Ein größerer Bildausschnitt zeigte, dass Salernitanas Antonio Candreva, der wegen des Eckstoßes in Richtung der Seitenlinie gelaufen war, und Torwart Luigi Sepe der Torlinie näher waren als Bonucci beim Kopfball von Milik. Der Fernsehsender "Sky Italia" behauptete, Candreva habe einen Abstand von 2,90 Metern zur Torlinie gehabt, Bonucci im entscheidenden Moment 3,42 Meter.

Screenshots aus verschiedenen Perspektiven, die in sozialen Medien kursieren, belegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass den Schiedsrichtern tatsächlich nicht alle relevanten Bilder gezeigt wurden.

Ein Einspruch von Juventus dürfte aussichtslos sein. Laut der Regeln kann ein Spiel nicht wiederholt werden, selbst wenn dem VAR ein eindeutiger Fehler nachgewiesen wird.