UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat eine Diskussion über den Umgang mit Belarus angekündigt.

Krieg gegen die Ukraine UEFA will über Ausschluss von Belarus beraten

Stand: 24.03.2023 13:45 Uhr

Die UEFA hat auf eine Forderung von EU-Parlamentariern reagiert, auch Teams aus Belarus auszuschließen. Präsident Ceferin stellt in einem Brief eine Diskussion in Aussicht. Nach Sportschau-Informationen steht ein Ausschluss von Belarus im Raum.

"Es ist seit langem die Absicht der UEFA, die Situation von Belarus bei der kommenden Sitzung unseres Exekutivkomitees zu erörtern", heißt es in einem auf Freitag (24.03.2023) datierten Brief Ceferins an mehr als 100 Mitglieder des EU-Parlaments. Das Schreiben, das der Sportschau vorliegt, ist eine Antwort auf eine Forderung der Parlamentarier an die UEFA, wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine neben den Teams aus Russland auch die aus Belarus auszuschließen. Nach Informationen der Sportschau soll bei der Sitzung konkret über eine Suspendierung von Teams aus Belarus beraten werden.

Die kommende Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees ist für den 4. April in Lissabon angesetzt. Am Tag danach findet in Portugal auch der UEFA-Kongress statt, bei dem Ceferin ohne Gegenkandidat für eine dritte und letzte Amtszeit zur Wiederwahl steht.

Russischer Gazprom-Manager sitzt im Exekutivkomitee

"Die UEFA beobachtet die besorgniserregenden Entwicklungen, die Sie in Ihrem Schreiben genannt haben, genau", heißt es in dem Brief, der namentlich an den polnischen Abgeordneten Tomasz Frankowski gerichtet ist. Frankowski war einer der Initiatoren der Forderung an die UEFA, er gehört als Parteimitglied der Platforma Obywatelska der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) an. Auch mehrere deutsche Parlamentsmitglieder aus CDU, SPD und Grünen unterzeichneten den Brief.

In seiner Antwort darauf schrieb Ceferin: "Entscheidungen, die in dieser Hinsicht zu treffen sind, fallen unter die alleinige Zuständigkeit des UEFA-Exekutivkomitees." In diesem Gremium sitzen eine Frau und 19 Männer. Einer davon ist immer noch Alexander Dyukov, Präsident des russischen Fußballverbands. Der Gazprom-Manager kann seine Funktion weiter ausüben, weil die FIFA und die UEFA jeweils nur die Teams Russlands suspendiert haben. Der Verband aus Russland ist aber wie der aus Belarus weiter Mitglied in der UEFA und in der FIFA.

Alexander Dyukov, Chef von Gazprom Neft und Mitglied der UEFA-Exekutive

Alexander Dyukov, Chef von Gazprom Neft und Mitglied der UEFA-Exekutive

Unterdrückung der Opposition in Belarus ebenfalls angesprochen

In dem Brief der Parlamentsmitglieder hieß es: "Die Tatsache, dass die belarusische Nationalmannschaft an der Europameisterschaft teilnimmt, wird später von (Präsident) Lukaschenko und seinem Propagandateam genutzt, um zu beweisen, dass er in der internationalen Gemeinschaft wohl anerkannt ist."

Dabei geht es auch um innenpolitische Themen. Lukaschenko, seit 1994 Präsident von Belarus, führt ein strenges Regime. Der Brief verweist darauf, dass es in Belarus mehr als 1.500 politische Gefangene gebe. Für Bedenken sorgte die am Mittwoch (22.03.2023) erfolgte Wahl von Nikolai Sherstnev zum Verbandspräsidenten in Belarus. Er soll der Politik von Lukaschenko noch näher stehen als sein Vorgänger. "Auch deshalb ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Wir hoffen nun, dass die UEFA zur richtigen Entscheidung kommt", sagte das Parlamentsmitglied Viola von Cramon (Grüne) im Gespräch mit der Sportschau.

Die UEFA profitierte zuletzt davon, dass die europäischen Institutionen im Kampf gegen die Super League ausdrücklich an ihrer Seite standen - neben der EU-Kommission drückte auch das EU-Parlament seine Ablehnung gegen die Super League aus. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) trifft in diesem Jahr ein wegweisendes Urteil in dieser Hinsicht, die Schlussanträge des Generalanwalts sind überwiegend im Sinne der UEFA formuliert. "Wir möchten ihnen versichern, dass die Situation in Belarus gründlich in sachlicher und rechtlicher Hinsicht geprüft wird", schrieb Ceferin nun an die EU-Parlamentarier.

Bislang alle Forderungen in Sachen Belarus vergeblich

Zuletzt hatten auch Teile der Bundestagsfraktion der Grünen sowie eine Gruppe Parlamentsmitglieder aus dem Schweizer Nationalrat von der UEFA ebenfalls einen Ausschluss von Belarus gefordert. Im Juli richtete der 1. FC Köln, der in dieser Saison in der Europa Conference League spielte, ein ähnliches Schreiben an Ceferin - und erhielt nach Informationen der Sportschau bis heute keine Antwort. Am Mittwoch (24.03.2023) übergab eine Menschenrechtsorganisation der UEFA zudem 17.000 Unterschriften aus einer Petition zum Ausschluss von Belarus.

Die Organisation Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF), die sich für unterdrückte Sportler in Belarus einsetzt, forderte mehrfach vergeblich von FIFA und UEFA die Suspendierung des Verbands aus Belarus. "Belarus ist im Krieg gegen die Ukraine ein Aggressor wie Russland, das ist ganz offensichtlich", sagt BSSF-Vorstand Alexander Apeikin im Juli 2022 im Gespräch mit der Sportschau.

Russland darf nicht mitspielen, Belarus schon

Die UEFA hatte nach Beginn des russischen Überfalls, den Belarus unterstützt, russische Teams aus ihren Wettbewerben ausgeschlossen. Der russische Verband scheiterte mit rechtlichen Gegenmaßnahmen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS.

Teams aus Belarus dürfen derzeit dagegen unter Bedingungen mitspielen: Die Heimspiele dürfen nur auf neutralem Platz und ohne Fans stattfinden. Am Samstag startet die Männer-Mannschaft von Belarus in der EM-Qualifikation gegen die Schweiz mit einem "Heimspiel" in Serbien.

Leichtathletik und Eishockey bestätigten den Ausschluss von Belarus

Im Gegensatz zum Fußball fällten Eishockey und die Leichtathletik andere Entscheidungen: Beide Weltverbände schlossen neben Russland auch Belarus aus und verlängerten in dieser Woche diese Maßnahme. Im Fechten werden Russland und Belarus dagegen bald unter neutralem Status wieder dabei sein, die Ukraine kündigte bereits einen Boykott entsprechender Wettbewerbe an.

Zuletzt öffnete das Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Tür für eine Wiederzulassung und berief sich darauf, dass Menschen aus Russland und Belarus nicht allein wegen ihrer Staatsangehörigkeit ausgeschlossen werden dürften. Am Dienstag berät der Vorstand des IOC über das weitere Vorgehen. Die Präsidenten aus Russland und China "begrüßten die Inititative" des IOC.