Fußball I Premier League Manchester United - Dunkle Tage nach dem Debakel

Stand: 25.10.2021 08:36 Uhr

Nach dem "dunkelsten Tag" seiner Karriere gerät Manchester Uniteds Coach Ole Gunnar Solskjaer immer mehr unter Druck, einen Rücktritt schloss der Norweger nach dem 0:5 gegen den FC Liverpool aber noch aus.

Auf der Tribüne konnte sogar Alex Feruson nicht mehr hinsehen. Die Trainerlegende war ebenso wie die Fans von Manchester United über die 0:5-Heimpleite gegen den FC Liverpool entsetzt. Der Verantwortung kann sich Ole Gunnar Solskjaer nicht mehr entziehen.

"Ich bin am Boden zerstört. Wir wissen, dass wir am Tiefpunkt sind, schlimmer kann es nicht werden. Aber wir hatten schon früher dunkle Tage hier und haben uns immer wieder erholt", sagte der United-Coach nach der 0:5-Demütigung durch den FC Liverpool.

"Ich denke nicht ans Aufgeben"

Das Team um Superstar Cristiano Ronaldo lieferte am Sonntag (24.10.2021) eine der schlechtesten Vorstellungen in der Ära Solskjaer ab, Manchester liegt in der englischen Fußball-Meisterschaft als Tabellensiebter bereits acht Punkte hinter Tabellenführer FC Chelsea.

Dennoch gibt sich Solskjaer kämpferisch. "Ich denke nicht ans Aufgeben. Dafür sind wir zu weit gekommen als Gruppe, und wir sind jetzt zu nah dran, um aufzugeben", sagte der Norweger, der als Spieler mit United die englische Meisterschaft sowie 1999 die Champions League gewann und dabei den 2:1-Siegtreffer gegen den FC Bayern München schoss.

Solskjaer hatte erst im Juli einen neuen Dreijahresvertrag erhalten, nach den Toptransfers von Ronaldo, Jadon Sancho und Raphael Varane galt United als Titelkandidat. Doch das Vertrauen in die Fähigkeiten des Fußballlehrers bröckelt. Klublegende Gary Neville nannte die Niederlage "inakzeptabel". Er prophezeite, der Druck würde nun "in einigen Bereichen nicht mehr auszuhalten" sein.

Kritik auch an Cristiano Ronaldo

Gegen Jürgen Klopps Liverpooler musste United nach einer Roten Karte für Paul Pogba (60. Minute) eine halbe Stunde in Unterzahl spielen. Cristiano Ronaldo kassierte nach einem Frustfoul viel Kritik. "Cristiano Ronaldo verliert den Verstand", schrieb der italienische "Corriere dello Sport". Der fünfmalige Weltfußballer schrieb nach dem Spiel auf Instagram: "Manchmal ist das Ergebnis nicht das, wofür wir kämpfen. Und das liegt an uns, nur an uns, weil niemand sonst schuld ist." Die Fans würden etwas "Besseres, viel Besseres" verdienen und "es liegt an uns, zu liefern".

Sogar der siegreiche Jürgen Klopp ließ Mitleid verlauten. Er freue sich schon siegestrunken auf das wohlverdiente "Bier auf dem Heimweg", sagte Klopp nach dem Spiel als ihn doch noch das Mitgefühl packte. "Das letzte, was ich jetzt wollen würde, ist, in seiner Lage zu sein", sagte er über seinen Kollegen

Noch nie in der Geschichte der Premier League verlor Manchester United im Old Trafford höher gegen den Erzrivalen Liverpool. Nationalspieler Harry Maguire entschuldigte sich bei den Fans. "Wir müssen schauen, wie wir es besser machen können, und dann als Einheit zusammenhalten", sagte der Innenverteidiger: "Die Saison ist noch am Anfang."

Bastian Schweinsteiger vermisst eine Philosophie

Für viele Medien ist aber Solskjaer der Schuldige. Der Coach stünde in einem "Tsunami von negativen Schlagzeilen", befand BBC. Der Mirror glaubt, dass der 48-Jährige davon hinweggeweht wird und wortspielte: "Ole Goner Solskjaer". Die Klubbosse, heißt es, wollen mit ihm durchs Feuer gehen - zumindest bis Saisonende.

Ein Fehler, glauben die meisten Kommentatoren. Bastian Schweinsteiger sprach von einem "verheerenden Tag", der jedoch "nicht aus dem Nichts" gekommen sei: "Das war keine Überraschung." Liverpool habe im Gegensatz zu United eine Philosophie und Vision, meinte der Rio-Weltmeister. Als Alternativen werden Zinedine Zidane und Antonio Conte gehandelt. "Aber ich glaube", sagte Neville, "der Klub wird die Nerven behalten." Vorerst.