Fan des FC Bury vor dem Stadion an der Gigg Lane

Regierung bekräftigt Gesetzesvorhaben Unabhängige Regulierung des englischen Fußballs steht wohl bevor

Stand: 07.11.2023 18:46 Uhr

Die englische Regierung bekräftigt ihre Absicht, den Fußball von einer unabhängigen Behörde kontrollieren zu lassen. Viele Detailfragen sind offen. Der Widerstand der Premier League ist sanft, das könnte einen pragmatischen Grund haben.

Von Marcus Bark und Chaled Nahar

Der Monarch verkündet traditionell im Vereinigten Königreich die Gesetzesvorhaben der Regierung, und so war es am Dienstag (07.11.2023) Charles III. in der sogenannten "King's Speech", der aufzählte, was Premierminister Rishi Sunak und sein Kabinett künftig umsetzen wollen.

Möglicherweise geht die Regierung in ihr letztes Jahr, denn die jüngsten Umfragen sehen Sunaks Conservative Party bei 26 Prozent. Labour liegt mit 45 Prozent deutlich vorn. Spätestens Ende Januar 2024 muss in Großbritannien gewählt werden.

König Charles III.

König Charles III.

Besitzer besser prüfen, Finanzen kontrollieren, Fans mitreden lassen

Die Ausgangslage könnte eine Rolle spielen bei einem der genannten Vorhaben der Tories, wie die Konservativen genannt werden. Sie hatten schon im Februar dieses Jahres in einem "white paper" angekündigt, dass sie den Fußball künftig von einer zu gründenden unabhängigen Behörde beaufsichtigen lassen wollen. Diese Pläne bekräftigt die Partei nun. Das Gesetz, das noch auf den Weg gebracht und die parlamentarischen Hürden nehmen muss, werde zum Wohle der Fußballfans sein, versprach Sunak.

In der Theorie hört es sich auch danach an, denn Fans sollen künftig ein Wort mitreden dürfen. Dies zeigt das Positionspapier aus dem britischen Ministerium für Kultur, Medien und Sport. Demnach soll die neue Stelle weitgehende Befugnisse in Schlüsselfragen der obersten fünf englischen Ligen des Männerfußballs bekommen:

  • Klubbesitzer: Die Prüfung für Eigentümer und Vorstände der Klubs soll erweitert werden. Auch ein Verkauf von Stadien und eine Umsiedelung von Klubs soll eine Genehmigung der Behörde erfordern.
  • Finanzen: Klubs sollen ein neues Lizenzierungsverfahren durchlaufen, Ziel seien "solide finanzielle Geschäftsmodelle und eine gute Unternehmensführung" der Klubs. Zuletzt wurde der FC Bury mit einem Zwangsabstieg belegt, der FC Macclesfield wegen Steuerschulden aufgelöst, Derby County stieg nach einem Punktabzug und Insolvenzverfahren in die 3. Liga ab.
  • Mitbestimmung: Fans sollen zumindest teilweise eine Möglichkeit bekommen, an den Entscheidungen der Klubs mitzuwirken. Verhindert werden soll, dass Eigentümer die Farben oder Logos der Klubs verändern, so wie es beispielsweise bei Cardiff City passierte.
  • Super League: In England waren die Proteste gegen die Super League 2021, an der sechs Klubs aus der Premier League teilnehmen wollten, besonders groß. Die unabhängige Regulierungsbehörde soll die Befugnis erhalten, Klubs generell an der Teilnahme an solchen Ligen zu hindern. Derzeit droht die Premier League abtrünnigen Klubs 35 Punkte Abzug in der Tabelle an.

"Unsere Pläne werden sicherstellen, dass Klubs ihre Finanzen verantwortungsbewusst verwalten", sagte die zuständige Ministerin Lucy Frazer bei der Vorstellung der Pläne im Februar. "Sie werden verhindern, dass skrupellose Eigentümer Klubs als Gebrauchsgegenstände behandeln und nicht als geliebtes Gemeinschaftsgut, das sie sind."

Premier League kritisiert: "Wir werden eine staatlich regulierte Branche"

Die Premier League äußerte sich zurückhaltend. In einer Stellungnahme hieß es, die Liga werde den Plan der Regierung sorgfältig prüfen, "wonach England als erste große Nation den Fußball zu einer staatlich regulierten Branche machen wird".

Es ist bis heute eine verhaltene Kritik, und das könnte an der politischen Stimmungslage liegen. Die Tories etwa befürworteten den Verkauf Newcastle Uniteds, das mehrheitlich einem Fonds gehört, hinter dem Saudi-Arabien steckt. Eine Regierung unter Führung der sozialdemokratischen Labour Party könnte möglicherweise strenger Faktoren wie die Achtung der Menschenrechte berücksichtigen und rigider auf die Herkunft des Geldes achten.

Besser jetzt ein Gesetz von den Tories als später ein schärferes von Labour - so möglicherweise der Gedanke der Premier League.

Viele Fragen offen, vor allem nach Sanktionen

Auch wenn das Positionspapier längst existiert und die Regierung ihre Pläne bekräftigte, bleiben viele Fragen offen. Etwa die, wie die Sanktionsmöglichkeiten der Behörde letztlich aussehen werden.

Nach einem Bericht der Zeitung "The Times" wird es eine Spannbreite geben von öffentlichem Anschwärzen ("naming and shaming") über Geldstrafen bis hin zum Lizenzentzug. Allerdings schreibt das seriöse Blatt auch, dass es noch länger dauern wird, bis die Behörde in vollem Umfang ihre Arbeit aufnehmen kann. Frühestens zur Saison 2025/26 werde es so weit sein.

Das Fanbündnis "Football Supporters Association" (FSA) zeigte sich trotzdem zufrieden. Sprecher Kevin Miles sagte: "Es ist ein sehr bedeutender Moment für den Fußball und wir sind sehr froh, dass wir schon auf dieser Stufe des Prozesses sind."