Fußball | Spanien Wie der FC Barcelona trotz der Schulden Ferran Torres holen konnte

Stand: 28.12.2021 21:37 Uhr

Mehr als eine Milliarde Euro Verbindlichkeiten drücken den FC Barcelona, trotzdem holt er mit Ferran Torres einen Spieler für 55 Millionen Euro. Dafür muss der Klub woanders sparen - und zwar gewaltig.

Es sind Meldungen, die kaum zusammenpassen. "Die finanzielle Lage ist dramatisch und sehr besorgniserregend", sagte Klubpräsident Joan Laporta bei der Bilanzpressekonferenz des FC Barcelona am 16. August 2021. Es gebe Schwierigkeiten, die Gehälter zu bedienen, so Laporta weiter. "Die Schulden belaufen sich ab dem 30. Juni auf 1,35 Milliarden Euro." Eine Konsequenz aus dieser Lage war der Abschied von Lionel Messi, der mit öffentlich zur Schau getragenen Tränen begangen wurde.

Nur rund vier Monate später holt der Klub Ferran Torres von Manchester City für eine Ablöse, die laut Medienberichten 55 Millionen Euro betragen soll. Wie kann das sein?

Ablösesummen werden oft gestückelt fällig

Wenn von einer verabredeten Ablösesumme die Rede ist, muss das noch lange nicht heißen, dass die komplette Summe sofort fällig ist. Mehrere spanische und englische Medien berichten darüber, dass die Zahlungen auf mehrere Jahre verteilt werden könnten. Auch das Gehalt von Ferran Torres könnte zum Start kleiner sein, um später zu steigen. Der Klub würde damit die aktuelle Bilanz im Rahmen halten, und sich zugleich darauf verlassen, dass seine Welt finanziell mittelfristig anders aussieht.

Auch kurzfristig braucht Barcelona angesichts der desaströsen finanziellen Verhältnisse dringend Geld. Das bekam der Klub von der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Ein Kredit über 595 Millionen Euro mit langfristiger Laufzeit soll es ermöglichen, aus kurzfristigen Verbindlichkeiten langfristige zu machen. Das verschafft Luft in der Gegenwart und verschiebt Probleme in die Zukunft.

Laporta: "Auf 25 Millionen Euro Gehalt zusätzlich müssen 100 Millionen eingespart werden"

In der spanischen Liga gilt vereinfacht formuliert die Regel, dass ein Klub 70 Prozent seiner Einnahmen für den Kader ausgeben darf. Davon war Barcelona zuletzt weit entfernt. Messi soll nach Angaben der spanischen Zeitung "El Mundo" zwischen 2017 und 2021 alleine 555 Millionen Euro Gehalt kassiert haben. Doch selbst sein Abgang rückte die Bilanz nicht gerade. "Auch ohne Leo gibt es nicht viel Spielraum", sagte Präsident Laporta im August. "Das Verhältnis ist vier zu eins. Auf 25 Millionen Euro Gehalt zusätzlich müssen 100 Millionen eingespart werden."

Das ist wichtig, weil sonst ein Spieler verpflichtet, aber nicht bei der Liga registriert werden kann - die Spielberechtigung würde fehlen. In der Mitteilung zum Transfer ist zumindest noch keine Rede von der Registrierung für Torres gewesen.

Barcelona muss auf dem Transfermarkt aktiv werden - mit Abgängen

Wie schwierig die Situation aktuell ist, zeigte sich bei mehreren Transfers im Sommer. Barcelona konnte Sergio Agüero erst kurz vor dem Ende der Frist als spielberechtigt registrieren, als Jordi Alba und Sergio Busquets sich laut Klubangaben zu einem Gehaltsverzicht bereit erklärten. Memphis Depay, Eric Garcia und Rey Manaj waren ebenfalls erst spielberechtigt, nachdem Gerard Piqué sich laut Klub mit einem kleineren Gehalt zufriedengab.

Klar ist, dass der FC Barcelona im Winter auf dem Transfermarkt auch in die andere Richtung aktiv werden und teure Spieler loswerden muss. Ablösesummen wären dabei zwar hilfreich, Hauptziel dürfte es aber sein, Spieler mit besonders hohen Gehältern abzugeben.

Ohne Champions League geht es nicht

Barcelona ist in der spanischen Liga derzeit Tabellensiebter und wäre aktuell nur unter Umständen in der Europa Conference League dabei. Der Klub braucht aber dringend die Champions League, um seinen ungebrochenen Bedarf an Einnahmen zu decken. 117 Millionen nahm der Klub dort 2018/19 ein, 100 Millionen in der Saison 2019/20.

Für den Klub und Torres ergibt der Wechsel daher zumindest kurzfristig Sinn. Torres ist in Barcelona eher der Star als bei Manchester City, wo er kein Stammspieler war. Trainer Xavi Hernandez verspricht sich nun mehr Qualität im Spiel, um noch in die Plätze für die Champions League einzuziehen. Ein Versprechen, das eingehalten werden muss, damit das System FC Barcelona weiter funktioniert - sportlich wie finanziell.