Fußball | Frauen-Bundesliga Frauen-Bundesliga: Vier Spitzenteams kämpfen um den Titel

Stand: 04.02.2022 21:50 Uhr

Aus dem Zweikampf zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München ist in der Frauen-Bundesliga ein Vierkampf geworden. In der Rückrunde wollen auch Frankfurt und Hoffenheim mitmischen. Das zeigt die gute Entwicklung der Liga.

Sechs Mal VfL Wolfsburg, drei Mal FC Bayern München. Die beiden Schwergewichte im deutschen Frauenfußball haben in den vergangenen neun Jahren die Bundesliga dominiert - und die Meisterschaft stets unter sich ausgemacht.

Dichte Spitzengruppe in der Frauen-Bundesliga

Nach zwölf von 22 Spieltagen belegen aktuell zwar immer noch Wolfsburg mit 29 und Bayern mit 28 Punkten die ersten beiden Plätze. Unmittelbar dahinter aber lauern jedoch die TSG Hoffenheim punktgleich mit 28 und Eintracht Frankfurt mit 25 Zählern. Die Dominanz scheint nachzulassen. Und dass nach mehr als der Hälfte der Saison nur vier Punkte zwischen Platz eins und vier liegen, ist kein Zufall.

Die Verfolger aus Hoffenheim und Frankfurt bewegen sich nämlich bisher auf Augenhöhe mit den Spitzenteams, auch wenn Hoffenheim am Freitag (04.02.2022) nur 1:1 gegen den 1. FC Köln spielte. Durch ansonsten konstante Leistungen konnten sich beide oben festsetzen und in direkten Duellen Nadelstiche setzen. Mitte Oktober schlug Hoffenheim den VfL Wolfsburg (2:1), während gleichzeitig die Eintracht überraschend den FC Bayern bezwang (3:2).

Eintracht Frankfurt: Schwieriger Start nach Fusion

Nach der Fusion des siebenfachen Deutschen Meisters 1. FFC Frankfurt mit der Eintracht im August 2020 verlief der Start des neuen Teams noch holprig. Am Ende der ersten Saison als Eintracht stand mit dem sechsten Rang und mehr als 30 Punkten Abstand zum Meister ein Platz im Mittelmaß – trotz Einzug ins DFB-Pokalfinale keine wirkliche Verbesserung zu den vergangenen Spielzeiten des FFC.

In dieser Saison scheint der Knoten endgültig aufgegangen zu sein. Die Frankfurterinnen wirken routinierter, konstanter und behalten vor allem gegen die Teams, die nicht oben mitspielen, fast immer die Oberhand.

Für Stürmerin Lara Prasnikar, die 2020 von Turbine Potsdam an den Main gewechselt ist, ist das das Ergebnis eines mentalen Wandels. "Wir sind zusammengerückt und sind weiter in unseren Köpfen. Das macht den Unterschied", sagt sie im Gespräch mit der Sportschau.

Doch reicht das auch, um am Ende beim Rennen um den Titel mitzumischen? "Wenn man in meinem Team rumfragt, würden wahrscheinlich viele mit Ja antworten, so wie ich", betont die slowenische Nationalspielerin. Schon das Erreichen der Champions League wäre sicher als Erfolg zu werten.

Hoffenheim: Auf dem Weg zum Spitzenteam

Dieser Traum ist für die TSG Hoffenheim im vergangenen Jahr bereits in Erfüllung gegangen. Auch wenn man dort punktgleich mit dem Tabellenzweiten denkbar knapp in der Vorrunde scheiterte, die TSG präsentierte sich bei ihrer europäischen Premiere gut.

Großen Anteil am Erfolg hat Nicole Billa, die bereits seit 2015 für Hoffenheim stürmt. Als Torschützenkönigin, Deutschlands Fußballerin des Jahres und Österreichs Fußballerin des Jahres 2021 krönte sie ein überragendes Jahr - und lehnte danach diverse Wechselangebote ab.

"Es gab natürlich Angebote, aber für mich war nach der Saison klar: Ich habe für mich ein langjähriges Ziel mit dieser Mannschaft erreicht und ich will diesen Weg noch weiter mit der Mannschaft gehen", so die 25-Jährige gegenüber der Sportschau.

Langfristige Etablierung

Die Mehrfachbelastung mit Champions League und englischen Wochen scheint der TSG nicht viel ausgemacht zu haben. In der kompletten Hinrunde musste sich die Mannschaft von Trainer Gabor Gallai lediglich dem FC Bayern geschlagen geben und konnte die anderen beiden Konkurrenten aus Wolfsburg und Frankfurt schlagen.

Hoffenheim scheint sich endgültig in der Spitzengruppe der Liga etabliert zu haben. Für die Österreicherin Billa liegt der Grund dafür in einer langfristigen Entwicklung: "Man merkt, dass auch die Jüngeren bei uns die Chance bekommen, sich weiterzuentwickeln, es oft von der Jugend-Mannschaft bis zu uns schaffen und sich dort etablieren können. Das ist sicherlich ein Zeichen, dass bei uns vieles richtig gut läuft."

Bestes Beispiel dafür: Mittelfeld-Talent Jule Brand, die sich seit 2018 über die U17 und U20 rasch in die erste Mannschaft gespielt hat und dort mittlerweile zu den Leistungsträgerinnen gehört.

Mehr Spannung durch gute Entwicklung

Die aktuelle Situation in der Frauen-Bundesliga ist nicht nur spannend, sie zeigt auch die positive Entwicklung der Liga. Professionalität und gute Jugendarbeit führen dazu, dass mehr Vereine zu den einst Unerreichbaren aus München und Wolfsburg aufschließen können.

Auch wenn dieser Prozess noch am Anfang steht: Auf Dauer wird das für mehr Spannung in der Liga sorgen und die Attraktivität der Spiele weiter erhöhen. Das ist auch für die Fußballerin des Jahres ein interessanter Weg: "Man merkt, dass viele Vereine mittlerweile investieren und das Ganze professioneller gestalten. Natürlich sind Bayern und Wolfsburg gerade noch einen Schritt voraus, allein durch die Erfahrungen in den letzten Jahren, aber wer weiß. Ich finde es spannend."