Inka Grings

FIFA Frauen WM Schweiz will mit deutschem Schwung ins WM-Turnier starten

Stand: 20.07.2023 05:23 Uhr

Mit Trainerin Inka Grings an der Seitenlinie geht die Schweiz in die Endrunde der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland. Aber nicht nur beim Nationalteam ist deutscher Einfluss im Schweizer Frauenfußball stark zu spüren.

Inka Grings trägt eine dicke Daunenjacke, als sie am Strand von Dunedin vom Schweizer Fernsehen interviewt wird. Es ist kalt im Süden Neuseelands - es hat mittags gerade einmal neun Grad Celsius auf der anderen Seite der Erde. Die Weltmeisterschaft der Frauen findet nun einmal im Winter der Südhalbkugel statt.

Kalte Temperaturen, aber warme Gedanken: Inka Grings geht mit viel Vorfreude in ihr erstes großes Turnier als Nationaltrainerin. Erst im vergangenen Januar hat sie das Traineramt beim Schweizer Fußballverband übernommen. Zuvor hatte sie eine erfolgreiche Zeit als Trainerin des FC Zürich.

Viel Erfahrung, viel Vorfreude

Von ihren eigenen Erlebnissen (unter anderem 96 Länderspiele für Deutschland) soll auch das Team profitieren. "Du nimmst viele Erfahrungen aus der Zeit als Spielerin mit. Ich habe viele positive, aber auch negative Sachen mit Trainerinnen und Trainern erlebt, die mich definitiv geprägt haben."

Am Freitag (21.07.2023, 7.00 Uhr) wird es für die Schweiz in Dunedin zum ersten Mal ernst. Dann steht das erste WM-Gruppenspiel gegen die Philippinen (Livestream bei sportschau.de) auf dem Programm. Mit der bisherigen Vorbereitung in Neuseeland ist Grings zufrieden: "Wir haben alle ein paar Tage gebraucht, um uns zu akklimatisieren. Jetzt legen wir den Fokus als Team auch wirklich auf die Spiele. Die Vorfreude ist da, du merkst, dass es jetzt immer näher kommt."

"Aus den Fehlern lernen"

Gegen die Philippinen wird von der Schweiz nichts anderes als ein Pflichtsieg erwartet. Grings schätzt das Ganze erst einmal so ein: "Top-Favorit in unserer Gruppe ist für mich Norwegen." Man müsse aus den Fehlern der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in England lernen, als die Schweiz schon nach der Vorrunde sieglos die Segel streichen musste, sagte Grings im Interview mit dem "Kicker".

"Wichtig war, dass die drei EM-Partien richtig analysiert worden sind. Die Statistiken waren nämlich desaströs. Zweikampfverhalten, gewonnene Duelle und Laufdistanzen - das alles lag im ganz schlechten Bereich. Und das muss sich ändern", blickte die Trainerin voraus.

Viel deutscher Einfluss im Schweizer Frauenfußball

Interessant ist bei der Betrachtung des Schweizer Frauenfußballs insgesamt, dass er ganz massiv von deutschem Einfluss geprägt ist. Neben Grings, die im vergangenen Jahr noch beim FC Zürich arbeitete, sind es derzeit weitere vier deutsche Frauen, die Cheftrainerposten bei Schweizer Erstligisten ausüben: Kim Kulig (FC Basel), Anne Pochert (Grasshoppers Zürich), Jacqueline Dünkert (FC Zürich) und Imke Wübbenhorst (Young Boys Bern).

Anne Pochert gestikuliert.

Anne Pochert trainiert den Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich.

Pochert, die einst bei Carl Zeiss Jena arbeitete, spricht es nicht direkt aus, aber es ist deutlich zu spüren, dass sie sich und ihre Expertise in ihrer Heimat nicht genügend gewürdigt sah. Ganze zwei Cheftrainerposten waren 2022/23 bei den zwölf Frauen-Bundesligisten in Deutschland von Frauen besetzt.

Schweiz hat "die Zeichen der Zeit erkannt"

In der Schweiz haben bei fünf der zehn Erstligateams Frauen das Sagen auf der Trainerbank. "Das ist schön für den Schweizer Frauenfußball", sagte Pochert im Interview mit dem Bund Deutscher Fußballlehrer (BDFL).

Sie findet aber auch, dass diese Diskrepanz nicht unbedingt für den deutschen Frauenfußball spricht. "Ich denke, dass in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland die Zeichen der Zeit schon erkannt worden sind. Es ist ein wichtiger Schritt, den Mut zu haben, einer Frau auf dieser Position eine Chance zu geben."

"Gutes Gesamtpaket"

Die Schweizer Nationaltrainerin Grings will ihre Chance bei der WM unbedingt nutzen - und gibt sich vor Turnierbeginn optimistisch: "Wir haben ein richtig gutes Gesamtpaket. Die Qualität stimmt."

Die einzige negative Nachricht vor Turnierbeginn war im Schweizer Team die schwere Verletzung von Iman Beney (Young Boys Bern). Die 16-jährige Offensivakteurin zog sich am Tag nach der Bekanntgabe ihrer WM-Nominierung im Training einen Kreuzbandriss zu und verpasst somit das Turnier in Down Under.

Fakten zum Spiel

- Spiele gegeneinander: erstes Duell

- FIFA-Ranking: Schweiz Platz 17 / Philippinen Platz 46

- Beste WM-Platzierung: Schweiz - Achtelfinale 2015 / Philippinen - erste Teilnahme

- Fun Fact: Bei ihrer bislang einzigen WM-Teilnahme 2015 schafften die Schweizerinnen den Sprung aus der Gruppenphase. Ein 10:1-Kantersieg gegen Ecuador war dabei der entscheidende Erfolg auf dem Weg ins Achtelfinale, das sie mit 0:1 gegen Gastgeber Kanada verloren.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 20.07.2023 | 08:03 Uhr