Fußball | Europa League Atalanta Bergamo - "La Dea" hat ihre Schärfe verloren

Stand: 10.03.2022 07:00 Uhr

Kein Robin Gosens mehr und irgendwie ist die Power weg: Bayer Leverkusens Europa-League-Gegner Atalanta Bergamo hat in den vergangenen Wochen den Anschluss an Italiens Spitzenteams verloren.

Auf den ersten Blick dürfte die Achtelfinal-Auslosung der Europa League bei Bayer Leverkusen kaum Begeisterung ausgelöst haben: Mit Atalanta Bergamo haben die Werkskicker schließlich eines der Top-Teams aus der italienischen Serie A gezogen.

In den vergangenen Jahren wurden die Lombarden jeweils Liga-Dritter - dazu begeisterten sie die internationale Fußballwelt regelmäßig mit mutigen und offensivfreudigen Auftritten in der Champions League.

Beim zweiten - genaueren - Blick auf Atalanta dürften sich die Sorgen der Leverkusener aber gleich auch wieder ein bisschen verringern. Denn Atalanta 2021/22 ist nicht mehr jenes aus den vergangenen Spielzeiten.

Robin Gosens verabschiedete sich nach Mailand

Nach der 0:1-Niederlage am vergangenen Wochenende bei AS Rom ist das Team von Trainer Gian Piero Gasperini auf den sechsten Tabellenplatz in Italien zurückgefallen - der Rückstand zu den Champions-League-Rängen ist schon beträchtlich.

Vor allem offensiv ist der Glanz verloren gegangen. Was gar kein Wunder sein kann, betrachtet man die Personalsituation bei Atalanta: Im Winter zog Robin Gosens, der in der vergangenen Saison allein elf Treffer erzielte, zum Ligakonkurrenten Inter Mailand weiter.

Top-Goalgetter spielen nicht

Zeitgleich verlor Bergamo in Duvan Zapata seinen mit Abstand gefährlichsten Stürmer. Der Kolumbianer fehlt seit mehreren Wochen wegen eines Muskelfaserrisses - er wird auch beide Begegnungen gegen Leverkusen verpassen.

Und dann ist da noch Josip Ilicic. Der slowenische Spielmacher Atalantas leidet seit rund zwei Jahren an Depressionen und kann auch im Moment nicht spielen. Nahe Beobachter des Vereins sprechen davon, dass er den schockierenden Corona-Ausbruch in Bergamo und Umgebung, bei dem es seinerzeit eine große Anzahl von Todesfällen gab, nicht verkraftet hat.

Zuletzt den Anschluss verloren

Diese Ausfälle hat Atalanta bislang nicht gleichwertig ersetzen können - das lässt sich allein an den jüngsten Ergebnissen ablesen: Nur ein Sieg gelang in fünf Ligaspielen, gleich dreimal verließ Atalanta dabei den Platz als Verlierer. Unter anderem kassierte man daheim ein 1:2 gegen Kellerkind Cagliari. Und gegen Florenz kam daheim das Aus im italienischen Pokal (2:3). Hinzu kam das frühe Ausscheiden in der Champions League.

Dennoch verlängerten die Lombarden kürzlich den Vertrag mit Trainer Gasperini bis zum Juni 2024. Der 63-Jährige trainiert den Klub bereits seit Juni 2016 - eine Konstanz, die im Profifußball selten ist. Gasperini führte "La Dea" ("Die Göttin") fast immer in die Champions League und stellte in der Saison 2019/20 mit zuvor noch nie erreichten 78 Punkten einen Klub-Rekord auf.

Respekt vor Bayer

In die Begegnungen mit Bayer Leverkusen gehen die Lombarden aber mit viel Respekt. Und reden den Gegner erst einmal stark: "Bayer ist eine sehr solide Mannschaft, ein schneller, zäher Gegner, der sehr gut angreifen und verteidigen kann", sagte Trainer Gasperini.

"Ich habe sie gegen den FC Bayern spielen sehen: Ich habe ein Team voller junger Spieler beobachtet, einige davon mit großem Talent", sagte Gasperini: "Uns erwartet eine harte Nuss."