Haaland nach dem Gewinn der Champions League

Finanzen in Europas Fußball Rekordumsätze bei Topklubs, aber auch enorme Verlustgeschäfte

Stand: 25.01.2024 14:37 Uhr

Die 20 Topklubs im europäischen Fußball haben einen Rekordumsatz von mehr als zehn Milliarden Euro erzielt. Dies geht aus einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft Deloitte hervor. Eine weitere veröffentlichte Studie zeigte zugleich das enorme Ausmaß der Verlustgeschäfte im europäischen Fußball.

Nach der neuen Auflage des Reports "Football Money League", den die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte am Donnerstag (25.01.2024) veröffentlichte, stiegen die Gesamteinnahmen in der Saison 2022/23 um 14 Prozent im Vergleich zur Vorsaison (9,2 Milliarden) auf 10,5 Milliarden Euro. Die bisherige Rekordmarke von 9,3 Milliarden Euro stammte aus der Saison 2018/19 vor der Corona-Krise.

Spieltagseinnahmen höher als in der Vor-Corona-Zeit

Gründe für die deutlichen Umsatzsteigerungen waren die Anstiege bei Spieltagerlösen und kommerziellen Einnahmen, die beide Bestmarken erreichten. "Die Clubs konnten wieder die volle Kapazität ihrer Stadien ausschöpfen, und wir haben eine große Nachfrage vonseiten der Fans gesehen. Auch in der Bundesliga gab es Rekordeinnahmen aus Spieltagerlösen", sagte Stefan Ludwig, Leiter der deutschen Sport-Business-Gruppe von Deloitte. Teilweise seien die Stadien höher ausgelastet gewesen als vor der Pandemie.

Die Spieltagerlöse der europäischen 20 Top-Vereine kletterten auf 1,9 Milliarden Euro (2021/22: 1,4 Mrd.), die sogenannten kommerziellen Einnahmen von 3,8 auf 4,4 Milliarden Euro. Zu ihnen zählen etwa Einnahmen aus Sponsoring, Merchandising und anderen Veranstaltungen außerhalb von Spieltagen. Die kommerziellen Einnahmen stellten damit zum ersten Mal seit der Saison 2015/16 die größte Einkommensquelle dar. 17 der Top-20-Clubs hatten in diesem Bereich eine Zunahme verzeichnet. Nur einen geringen Anstieg gab es mit fünf Prozent bei den Einnahmen aus den Übertragungsrechten. 

Bayern, Dortmund, Frankfurt - drei Klubs aus der Bundesliga im Top-20-Ranking

Im Ranking der 20 umsatzstärksten Vereine sind diesmal drei Bundesligisten vertreten: Bayern München als Sechster, Borussia Dortmund als Zwölfter und Eintracht Frankfurt auf Rang 16. Die Bayern steigerten ihre Einnahmen auf 744 Millionen Euro (2021/22: 653,6 Millionen), der BVB kam auf 420,0 Millionen Euro (357,0), die Eintracht auf 293,5 Millionen Euro (208,3). An der Spitze verdrängte Real Madrid mit 831 Millionen Euro (713,7) den Champions-League-Gewinner Manchester City, der 825,9 Millionen Euro (731,0) einnahm.

"Football Observatory": Barcelona mit dem größten Transferminus

Transfererlöse, ein zum Teil erheblicher Posten der Klubbilanzen, wurden bei der Deloitte-Untersuchung nicht berücksichtigt. Damit befasste sich das Schweizer Institut CIES bei seinem ebenfalls neu veröffentlichten Bericht "Football Observatory", der die Transferbilanz der europäischen Klubs in den Jahren 2014 bis 2023 darstellt. Dabei wurden Ausgaben für Neueinkäufe mit den Erlösen aus dem Verkauf von Spielern verrechnet. Demnach führen der FC Barcelona, FC Chelsea und der FC Arsenal die Liste der Klubs an, die während dieser Zeit das größte Transferminus aufweisen.

Für Coutinho und Dembele mehr als 250 Millionen Euro verbrannt

Barcelona fuhr dabei nach CIES-Berechnungen einen Verlust von 631 Millionen Euro ein. Besonders negativ schlugen die Verpflichtungen von Philippe Coutinho und Ousmane Dembélé, die jeweils die 100-Millionen-Marke knackten, zu Buche: Allein für diese zwei Spieler, die Barça nur für einen Bruchteil des Geldes wieder verließen, verbrannte der hochverschuldete Klub mehr als 250 Millionen Euro.

Sechs Klubs aus der Premier League in den Top Ten der Verlustmacher

Bei Chelsea, das ein Transferminus von 482 Millionen Euro einfuhr, stellten Jorginho, Christian Pulišić und Nationalspieler Antonio Rüdiger die größten Verlustgeschäfte dar. Arsenal kam auf ein Gesamtminus von 436 Millionen Euro. Insgesamt sind noch vier weitere Klubs aus der Premier League - Manchester United, Aston Villa, Everton und Liverpool - unter den Top Ten der Vereine, die den größten Verlust aus Spielertransfers aufweisen.

Auch der FC Bayern kam den CIES-Statistiken zufolge auf ein Transferminus von 61 Millionen Euro - und steht damit sogar etwas schlechter da als die Großeinkäufer von Manchester City mit 59 Millionen Euro Minus.

Leipzig und Frankfurt unter den zehn größten Transfergewinnern

Mit RB Leipzig und Eintracht Frankfurt sind dafür zwei Adressen aus der Bundesliga in den Top Ten der Klubs, die in den vergangenen Jahren eine Positivbilanz aus ihren Transfergeschäften erwirtschaftet haben. Leipzig landet mit einem Plus von 216 Millionen Euro (545 Millionen Einnahmen versus 329 Millionen Ausgaben) auf Platz 5, Frankfurt mit 182 Millionen Euro Plus auf dem neunten Rang.

Neben Leipzig ist mit RB Salzburg eine weitere Filiale aus dem Sportimperium von Red Bull in den Top Ten vertreten. Salzburg kommt mit einem Plus von 233 Millionen Euro auf Rang drei. Nur Ajax Amsterdam (317 Millionen Euro) und OSC Lille (386 Millionen Euro) haben einen noch größeren Transfer-Überschuss erzielt. Lille strich alleine für den Verkauf von Topstürmer Victor Osimhen zu Napoli einen Gewinn von 85 Millionen Euro ein.