Qualifikation zur Champions League Rapid Wien kämpft um eine eigene Meisterschaft

Stand: 26.07.2021 21:11 Uhr

Die "Hütteldorfer" stehen schon früh in der Saison vor entscheidenden Wochen: Rapid Wien spielt um die Teilnahme an der Champions League, dann warten in der Liga Teams, die der Verein auf Augenhöhe sieht - im Dauerkampf um Platz zwei.

Es ist noch ein langer Weg bis in die Königsklasse. Am Mittwoch (28.07.2021) tritt Rapid zum Rückspiel in der 2. Qualifikationsrunde bei Sparta Prag an. Ein 2:1 aus dem ersten Duell hat die Mannschaft aus der österreichischen Hauptstadt im Gepäck, doch selbst wenn sie diese Hürde überstehen, stehen noch zwei Partien in der 3. Qualifikationsrunde und dann auch noch die Playoffs an.

Am Ende erreichen nur sechs Teams die Gruppenphase der Champions League, prominente Mitstreiter sind jetzt beispielsweise die PSV Eindhoven, Celtic Glasgow, Olympiakos Piräus und Roter Stern Belgrad. In den nächsten Runden kommen noch viele namhafte Teams hinzu, die aufgrund ihres nationalen Koeffizienten erst später einsteigen.

Trainer mit acht Bundesliga-Toren

Die Qualifikation zur Königsklasse ist somit eigentlich ein eigener Wettbewerb, doch damit kennen sich die Rapidler aus. Ihr Ligaalltag ist im Prinzip auch ein eigener Wettbewerb. Denn wenn nicht ganz viel Unvorhergesehens zusammenkommen sollte, geht es für den Rekordmeister des Landes, der schon 32 nationale Meisterschaften und 14 Pokalsiege gesammelt hat, immer nur um Platz zwei.

Darüber könnte man frustriert sein. Man könnte mit der fehlenden Chancengleichheit hadern, weil Salzburg durch das Sponsoring von Red Bull einen eigentlich unaufholbaren Wettbewerbsvorteil hat. Trainer Dietmar "Didi" Kühbauer, der als Stürmer zwischen 2000 und 2002 mal acht Tore für den VfL Wolfsburg erzielt hat, sieht die Sache aber positiv.

"Wir sind auch ein Meister"

Nachdem sich seine Mannschaft im Mai dieses Jahres mit einem 3:0 am letzten Spieltag gegen den Linzer ASK erneut den zweiten Platz gesichert hatte, sagte Kühbauer: "Meister sind auch wir geworden. Salzburg spielt im Moment in einer anderen Liga. In dem Wettbewerb gegen die Teams auf unserem Niveau sind wir der Meister, und das haben wir uns verdient."

In der Tat sind die Kräfteverhältnisse in Österreich noch einmal gravierend unterschiedlicher als beispielsweise in der deutschen Bundesliga, in der ein Titelgewinn von Borussia Dortmund oder RB Leipzig trotz der Übermacht der Bayern durchaus denkbar ist.

Rapid hingegen geht in den Vergleich mit Salzburg mit einem Kader, der derzeit bei "transfermarkt.de" mit einem Gesamtwert von 29,9 Millionen Euro beziffert wird. Der reiche Konkurrent liegt bei 133,1 Millionen. Red Bull hat zwölf Spieler, die oberhalb der Fünfmillionen-Grenze eingestuft werden, fünf liegen über zehn Millionen. Der teurste Rapidler ist Stürmer Ercan Kara mit 3,5 Millionen, es stehen 22 Österreicher und nur fünf Legionäre im Kader. Die Durchlässigkeit für Talente aus der eigenen Akademie ist eine große Stärke des Vereins.

Wichtige Wochen

Die Lücke zu Salzburg werden die Grün-Weißen ohne einen Investor wie Dietmar Mateschitz nicht schließen können, aber um sie nicht noch größer werden zu lassen, sind die Einnahmen aus der Königsklasse unerlässlich. Umso wichtiger sind die kommenden Wochen: Nach dem Rückspiel in Prag warten der LASK und anschließend Wolfsberg - zwei Teams aus dem Wettbwerb um die Kronprinzenrolle.

Hektisch wird deshalb bei Rapid keiner. Kühbauer genießt im Verein größtes Vertrauen, seit er ihn in seinem inzwischen vierten Vertragsjahr von einem "zerstrittenen Krisenklub" (Der "Kurier" im April 2021) zurück ins internationale Geschäft führte.

Vertrag vorzeitig verlängert

Kühbauers Vertrag wurde gerade erst um weitere zwei Jahre verlängert. Und der Coach, der anfangs als "Feuerwehrmann" betrachtet wurde, sprüht nach wie vor vor Ehrgeiz: "Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich für diese Aufgabe brenne und mit welcher Freude und Leidenschaft ich für meinen Herzensklub Rapid arbeite."

Die Generalprobe für das Spiel bei Sparta hat Rapid allerdings in den Sand gesetzt, nach dem 0:2 am ersten Spieltag gegen den TSV Hartberg sind die Wiener Ligaletzter. Aus der Statistik ihrer internationalen Auftritte können die Hütteldorfer aber Mut schöpfen: 19 Mal in Serie haben sie seit 1990 die nächste Runde erreicht, wenn sie zuvor das Hinspiel gewonnen hatten.

Weiterkommen würde Europa sichern

Selbst wenn es dann am Ende nicht für die Königsklasse reicht - in der 3. Qualifikationsrunde würde AS Monaco warten - wäre das Weiterkommen gegen Sparta der sichere Schritt ins internationale Geschäft: Der Verlierer der 3. Runde steigt in die Playoffs der Europa League ein, dort wäre das Aus der Weg in die Gruppenphase der neuen Conference League.

Zumindest sechs Europacup-Partien hätte Rapid dann also nach all den Quali-Hürden noch garantiert - ein wichtiges Pfund im Kampf um den Hattrick als Vize-Meister.