Matteo Guendouzi

Champions League Lazio Rom beim FC Bayern - wütend zur historischen Chance

Stand: 04.03.2024 17:59 Uhr

Für den FC Bayern München geht es in der Champions League um die Rettung der Saison. Gegner Lazio Rom hat dagegen eine seltene Gelegenheit und kommt mit ordentlich Wut im Bauch.

Eigentlich sind Mannschaften von Maurizio Sarri immer für eine feine Art des Fußballspielens bekannt gewesen. Beim FC Empoli sorgte der heute 65-Jährige für Aufsehen, weil er Partien selbst gegen Topteams mit Ballbesitz zu kontrollieren versuchte. Weil er das erfolgreich machte, waren seine nächsten Stationen mit der SSC Neapel, dem FC Chelsea und Juventus Turin selbst Topklubs - mit denen er jeweils einen Punkteschnitt von über zwei Zählern pro Partie holte.

Doch bei Lazio Rom hat sich der Trainer ein wenig neu erfunden. In der vergangenen Saison führte er "I Biancocelesti" ("Die Weiß-Himmelblauen") zur Vizemeisterschaft und setzte dabei nicht mehr so sehr auf Ballbesitz, sondern vor allem auf konsequente und disziplinierte Abwehrarbeit. Der Spielstil ist ein wenig mehr in die Richtung des italienischen "Catenaccio" gegangen, wobei Sarri eine ästhetischere Form der Verteidigung des eigenen Tores wählt als viele Nationalmannschaften Italiens in der Vergangenheit.

Drei Platzverweise bei Bayern-Generalprobe

Mit 1:0, das im Fußball als italienisches Traumergebnis gilt, hat Rom das Hinspiel gegen München gewonnen und nun die große Chance, seine beste internationale Saison einzustellen. Erst einmal schaffte es Lazio in zuvor sechs Teilnahmen ins Viertelfinale der Champions League, 1999/2000 war erst gegen den FC Valencia Schluss. Im Wettbewerbs-Vorgänger, dem Pokal der Landesmeister, waren die Römer sogar nie dabei. Es ist also eine historische Chance für Lazio am Dienstag (05.02.2024).

Die geht das Sarri-Team gezwungenermaßen mit einer großen Portion Wut an. Denn die jüngsten Eindrücke aus der Serie A waren zu einschneidend, um den Schalter vor dem Champions-League-Rückspiel schnell umzulegen und mit großer Gelassenheit in die Partie zu gehen. Beim 0:1 beim AC Mailand gab es gleich drei Platzverweise für Lazio-Spieler - Luca Pellegrini sah Gelb-Rot, Adam Marusic und Matteo Guendouzi jeweils in der Nachspielzeit die Rote Karte. Es folgten drastische Aussagen der Verantwortlichen, aber auch eine Sperre des Schiedsrichters und viel Verständnis von außen.

Ärgerlicher Rückschlag in der Serie A

Die Wut bleibt dennoch, denn Lazio hofft nach wie vor, sich in der nationalen Liga noch für Europa qualifizieren zu können. Aktuell sind die Römer nur Neunter, durch die - auch wegen der Platzverweise - Niederlage ist der Rückstand auf den Lokalrivalen AS, der derzeit Rang fünf für die Qualifikation zur Europa League einnimmt, auf sieben Punkte angewachsen. Der Moment für eine solche vermeintliche Ungerechtigkeit war denkbar schlecht.

Durch die Kartensammlung vom vergangenen Freitag ist Lazio in der Fairnesstabelle der Serie A auf den letzten Platz gerutscht - von einer Tretertruppe ist das Sarri-Team aber weit entfernt. Das dürften auch die Bayern bestätigen können, denn im Hinspiel gab es nicht eine Karte für die Römer, die insgesamt auch nur sieben Fouls begangen. Der Verbund um die Innenverteidiger Nicolo Casale und Alessio Romagnoli sowie dem starken Torhüter Ivan Provedel dahinter findet zumeist deutlich fairere Wege, sein Tor zu verteidigen.

Lazio-Wut - Fluch oder Segen?

Doch wie sehr hat Lazio in München die eigenen Nerven im Griff? Was passiert, wenn sich das Team wieder vom Schiedsrichter benachteiligt fühlt - sei es auch nur wegen einer Entscheidung über einen Einwurf? Bei den Lazio-Verantwortlichen um Klubchef Claudio Lotito liegen nämlich so langsam die Nerven blank. "Das geht schon seit geraumer Zeit so. Entweder ist das System in der Lage, sich selbst in völliger Autonomie zu korrigieren, oder wir müssen uns an eine dritte Instanz wenden", drohte er nebulös.

Für die Champions League gelten diese Worte bisher nicht, da gab es bisher keinen Grund zur Klage. Und dennoch kommen die Römer mit einer großen Portion Wut nach München. Die Frage wird sein: Lähmt sie die Wut oder entfacht sie ein Feuer, das sie ins Viertelfinale bringen wird?