Flagge vom Verein Schachtar Donezk

Ukraine Schachtar Donezk fordert Schadenersatz von der FIFA

Stand: 18.07.2022 15:05 Uhr

Schachtar Donezk fordert von der FIFA 50 Millionen Euro Schadenersatz. Nach Russlands Angriff veranlasste die FIFA, dass Spieler in der Ukraine ihre Verträge einseitig ohne Folgen aussetzen können - der Klub verlor seiner Ansicht nach dadurch viel Geld.

Donezk hatte zuletzt mehrere ausländische Spieler unter Vertrag, vor allem aus Brasilien. Einnahmequellen gab es durch den Krieg kaum noch, die Ablösesummen aus Transfers dieser Spieler wären eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, Geld zu generieren.

Die Regelung der FIFA bedeutete aber eine Schwächung der Verhandlungsposition für den Klub bei Transfers. Berater und potenzielle neue Klubs konnten seit dem 21. Juni darauf setzen, dass sich die gewünschten Spieler einseitig als vertragslos erklären durften, die Transferfenster der großen Ligen in Europa sind weitgehend bis zum 1. September geöffnet. Schachtar Donezk legt deshalb beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Beschwerde ein, wie "The Athletic" aus Großbritannien und "Sport 5" aus Israel zuerst berichteten.

Salomon: ablösefrei statt 7,5 Millionen Euro für Donezk?

Der israelische Spieler Manor Salomon ist ein Teil des Streits. Salomon war 2019 aus Israel in die Ukraine gewechselt. Donezks Geschäftsführer Sergei Palkin behauptet im Gespräch mit "The Athletic", dass er mit dem Premier-League-Aufsteiger FC Fulham über einen Transfer Salomons im Wert von 7,5 Millionen Euro einig gewesen sei. Dann wurde die FIFA-Regelung erneuert, der Spieler wechselt Palkin zufolge nun ablösefrei.

Manor Solomon im Trikot von Shakhtar Donezk

Manor Solomon im Trikot von Shakhtar Donezk

Weitere Transfers sind laut Palkin in Gefahr. Einige Spieler verlassen den Klub derzeit als Leihspieler, während sie ihren Vertrag in Donezk aussetzen. Nach ihrer Rückkehr ist aber auch die Laufzeit ihrer ursprünglichen Verträge kürzer, was mögliche Ablösesummen nach unten drücken könnte. All dies veranlasste den Klubs zum Gang vor den Sportgerichtshof.

Geschäftsführer: "Die Klubs nehmen die Spieler kostenlos"

"Als die FIFA die Entscheidung erließ, verloren wir innerhalb von zwei Tagen Verträge im Wert von mindestens 26 Millionen Euro", sagte Palkin bei "The Athletic". "Alle Klubs sagten: 'Vielen Dank, die FIFA hilft uns, wir nehmen diese Spieler kostenlos'."

Sergei Palkin, Präsident von Schachtar Donezk

Sergei Palkin, Präsident von Schachtar Donezk

Der Weltverband FIFA äußerte sich auf Anfrage der Sportschau zunächst nicht, eine Bestätigung des Eingangs der Beschwerde durch den CAS gibt es noch nicht. Die Regel hatte der Ratsausschuss der FIFA beschlossen. Dieses Gremium besteht aus dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino sowie den sechs Präsidenten der Konföderationen, darunter die UEFA mit Aleksander Ceferin. Sinn war ein Schutz der Spieler.

Rückkehr ins Kriegsgebiet? Die Regel sollte die Spieler schützen

Denn als Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begann, musste sich die FIFA auch mit dem Status der Spieler beschäftigen, die in der Ukraine und in Russland aktiv sind. Gerade ausländischen Spielern sollte es ermöglicht werden, nicht in ein Kriegsgebiet zurückkehren zu müssen, um ihrem Beruf nachzugehen.

In der Ukraine setzte die FIFA zunächst alle Verträge aus, da der Spielbetrieb angesichts des militärischen Angriffs Russlands nicht möglich war. Zum 21. Juni 2022 wurde die Regel um eine Saison bis zum 30. Juni 2023 verlängert und verändert: Jetzt gilt für die Ukraine das, was zunächst nur für Russland galt - wenn ein Spieler dort nicht mehr spielen möchte, kann er seinen Vertrag ohne Konsequenzen bis 2023 aussetzen, sofern keine anderslautende Einigung erzielt wird. Was für die Spieler sinnvoll ist, bleibt für die Klubs ein Problem, wenn sie Spieler ohne finanziellen Ausgleich verlieren.

Donezk spielt in der Champions League

Zumindest Einnahmen aus dem Spielbetrieb sind in Sicht: Die Liga in der Ukraine soll wieder starten, Schachtar Donezk spielt zudem in der finanziell lukrativen Gruppenphase der Champions League. Der Titelgewinn von Real Madrid und der Ausschluss russischer Teams durch die UEFA sorgten in Kombination für ein Startrecht des Klubs.

Donezk ist nicht Meister des Landes, war aber Tabellenführer, als die Liga die Saison abbrechen musste. Bei der Auslosung liegt das Team in Lostopf 3, die Gruppengegner könnten beispielsweise Real Madrid, Manchester City, Bayern München, Paris Saint-Germain, FC Liverpool oder FC Barcelona sein.

Der Klub ist durch den Krieg ohne Heimat

Schachtar ist einer der Klubs, die am meisten unter der russischen Aggression leiden. Schon seit 2014 herrscht in der Heimat des Klubs im Osten der Ukraine Krieg. Pro-russische Separatisten kämpfen dort angeleitet und ausgerüstet durch Russland gegen ukrainische Streitkräfte. Sie riefen zwei sogenannte Volksrepubliken aus, in einer davon steht die Donbas-Arena, das eigentliche Stadion des Klubs. Der Klub agiert seit Jahren ohne eigenes Stadion.

Im August 2020 empfing das Team den VfL Wolfsburg in der Europa League in Kiew, im Februar 2019 spielte das Team in Charkiw gegen Eintracht Frankfurt. Im Stadion von Schachtar Donezk im Osten der Ukraine fanden 2012 noch Spiele der EM statt. Spanien gewann dort ein Viertelfinale gegen Frankreich mit 2:0 und ein Halbfinale gegen Portugal im Elfmeterschießen. Derzeit ist das Stadion ungenutzt, mehrfach wurde es im Krieg beschädigt.