Nico Schlotterbeck und Mats Hummels diskutieren mit Schiedsrichter Srdjan Jovanovic (v.l.n.r.)

Champions-League-Achtelfinale "Null Prozent Elfmeter" - Hummels sauer nach BVB-Remis in Eindhoven

Stand: 21.02.2024 08:32 Uhr

Der fragwürdige Elfmeter ist nach Borussia Dortmunds Remis bei der PSV Eindhoven das Haupt-Thema. Mats Hummels ist wütend, Experten widersprechen sich.

Hummels regte sich nach dem 1:1 (1:0)-Unentschieden von Borussia Dortmund bei der PSV Eindhoven mächtig auf: "Zu null Prozent Elfmeter", sagte Hummels nach dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei "Prime": "Ich treffe ganz klar zuerst den Ball. Ich verstehe die Schiedsrichter aktuell nicht. Man ist auf einem völlig falschen Weg und ich glaube leider, der Videoreferee hat die Schiedsrichter schlechter gemacht."

Sein Abwehr-Kollege Nico Schlotterbeck sah es genauso: "Klar Ball gespielt. Er trifft den Ball. Für mich ist das keiner, aber ich bin Verteidiger." Und BVB-Berater Matthias Sammer machte gar das große Fass auf, sprach von zu vielen Entscheidungen gegen deutsche Mannschaften.

"Ich möchte dafür plädieren, in den Gremien mehr Persönlichkeit zu zeigen, Dinge klar zu benennen, den Leuten mal wieder klar die Stirn zu bieten, sich das nicht gefallen zu lassen. Borussia Dortmund kriegt jetzt glaube ich in den letzten zwei Jahren den sechsten fragwürdigen Elfmeter gegen sich. Es geht um die Sinnhaftigkeit des Spiels", sagte Sammer.

BVB-Verteidiger Hummels trifft erst den Ball, dann den Gegner

Was war passiert? Dortmund lag nach Donyell Malens Tor (24.) in Führung, als Hummels in der 55. Minute bei einer Klärungsaktion zuerst den Ball traf, anschließend Gegenspieler Malik Tillman mit dem Knie abräumte.

Schiedsrichter Srdan Jovanovic zeigte ziemlich entschlossen auf den Elfmeterpunkt und versuchte, die heranstürmenden Dortmunder gestenreich dadurch zu beschwichtigen, dass die Entscheidung am Videoschirm überprüft wurde.

Dort hielt man den Pfiff allerdings offenbar für nicht so gravierend fehlerhaft, dass man eine Korrektur für nötig hielt - Luuk de Jong nahm dankend an und traf zum 1:1.

Borussia Dortmunds Mats Hummels spitzelt PSV-Spieler Malik Tillman den Ball weg

Mats Hummels gegen PSV-Spieler Malik Tillman

Ex-Schiedsrichter: Gräfe widerspricht Stark

Der frühere Profi-Schiedsrichter Wolfgang Stark sprach bei "Prime" von einer "kniffligen Situation", in der man aber durchaus auf Elfmeter entscheiden könne, weil Hummels "durch das Tackling ein hohes Risiko" eingegangen sei und "mit dem Nachziehbein ein klarer Kontakt" vorgelegen hätte.  

Dem widersprach Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe bei "X": "Es ist kein Foul, wenn man klar Ball spielt und danach mit normalem Kontakt den Gegner trifft."

Borussia Dortmund: Meyer für Torwart Kobel im Spiel

Den ersten Rückschlag hatten die Dortmunder bereits kurz vor dem Anpfiff wegstecken müssen. Stammkeeper Gregor Kobel signalisierte beim Aufwärmen muskuläre Probleme, Alexander Meyer musste spontan einspringen.

Über mangelnde Beschäftigung konnte sich der 32-Jährige anschließend nicht beschweren. Der sehr aktive Ex-Napoli-Star Hirving Lozano schloss in der 12. Minute aber zu harmlos ab, auch der völlig freistehende Malik Tillmann scheiterte nach einer guten Viertelstunde auf Zuspiel von Luuk de Jong von der Strafraumgrenze.

Füllkrug und Malen scheitern - dann trifft Malen doch

Doch auch der manchmal reichlich luftig verteidigende BVB suchte nach Ballgewinnen immer wieder zügig den Weg in die Spitze. Donyell Malen verzog in der 15. Minute knapp, anschließend setzte Niclas Füllkrug den Ball komplett freistehend aus zentraler Position weit über die Latte.

Dortmunds Donyell Malen beim Torjubel.

Dortmunds Donyell Malen

Aus einer Szene, die weit weniger Torgefahr verhieß als die beiden vorigen, ging Dortmund dann in der 24. Minute in Führung. Emre Can hatte an der Seitenlinie den Ball erobert, über Füllkrug marschierte Malen halbrechts in den Strafraum. Der Winkel war eigentlich ungünstig für einen Abschluss. Doch der ehemalige Eindhovener, der zwischen 2018 und 2021 für die PSV stürmte, ehe er für 30 Millionen Euro beim BVB anheuerte, traute sich den Schuss zu: Leicht abgefälscht von Sergino Dest schlug die Kugel im rechten Winkel ein.

BVB defensiv anfällig in Eindhoven

Die PSV reagierte mit wütenden Gegenangriffen, Dortmund bekam keine Sicherheit in die Defensive. Doch die Gastgeber blieben im Abschluss zu ungenau, Ismael Saibari und Johan Bakayoko vergaben weitere Großchancen, der BVB konnte sich glücklich schätzen, die 1:0-Führung in die Pause zu retten.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb Eindhoven am Drücker, Dortmund verlor bei den eigenen Angriffsversuchen viel zu schnell die Bälle und bekam kaum noch Entlastung hin. Die umstrittene Elfmeter-Entscheidung des Schiedsrichters brachte dann den Ausgleich.

Hacke von Wolf - an den Pfosten

Auch danach wackelte Dortmund weiter defensiv, hätte aber beinahe durch einen Geniestreich des eingewechselten Marius Wolf die Führung zurückerobert. Einen Freistoß von Ian Maatsen, Chelsea-Leihgabe mit PSV-Ausbildung, zirkelte Wolf mit der Hacke an den linken Pfosten (72.).

Für das Rückspiel am 13. März in Dortmund hat der BVB dennoch eine vielversprechende Ausgangsposition. Schlotterbeck kommentierte selbstbewusst: "21 Uhr Champions League in unserem Stadion - da kommen wir sicher weiter."

Borussia Dortmund jetzt zu Hause gegen Hoffenheim

BVB-Coach Edin Terzic fasste zusammen: "Mit dem Ergebnis können wir ganz gut leben. Wenn du in der Champions League weiterkommen willst, musst du deine Heimspiele gewinnen. In vielen Phasen haben wir hier gut verteidigt, auch wenn wir in der zweiten Halbzeit viel hinterherlaufen und viel leiden mussten." Zum Elfmeter sagte er: "Wir können es nicht ändern, es gehört halt zum Spiel dazu. Was wir in der Hand haben, ist das Rückspiel."

Dortmunds Trainer Terzic - "Wir mussten sehr viel hinterherlaufen"

Sportschau, 21.02.2024 08:25 Uhr

Vorher geht es in der Bundesliga am Sonntag (25.02.2024, 17.30 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) zu Hause gegen die TSG Hoffenheim weiter, dort geht es bei einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenfünften RB Leipzig um die erneute Qualifikation zur Champions League.