Fußball | Rassismus Spielabbruch nach Rassismus-Eklat in Duisburg - Ermittlungen auf mehreren Ebenen

Stand: 20.12.2021 17:45 Uhr

Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Profifußballs ist ein Spiel wegen rassistischer Beleidigungen abgebrochen worden. Die Ermittlungen bei verschiedenen Stellen laufen.

Der deutsche Profifußball wird von einem Rassismus-Fall erschüttert, der auf mehreren Ebenen nun aufgearbeitet wird. Betroffen ist in erster Linie in Aaron Opoku ein Fußball-Spieler des VfL Osnabrück.

Da er laut der Polizei Duisburg, die sich auf Zeugenaussagen beruft, am Sonntag (19.12.2021) mit "Du Affe kannst eh keine Ecken schießen" beleidigt worden sein soll, wurde die Begegnung der 3. Liga zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL noch in der ersten Hälfte abgebrochen.

Beide Seiten erklärten anschließend, dass dies die einzig mögliche und richtige Entscheidung gewesen sei. Noch am Abend teilte die Polizei mit, dass sie eine Anzeige gegen einen 55 Jahre alten Mann erstattet habe, dem die rassistische Beleidigung zuzuschreiben sei.

Betroffenheit im deutschen Profifußball

Die Betroffenheit im deutschen Profifußball ist groß. Zahlreiche Klubs äußerten sich auf ihren Kanälen in Sozialen Netzwerken solidarisch mit dem 1999 in Hamburg geborenen Opoku. Osnabrücks Geschäftsführer Michael Welling verwies am Montag im Gespräch mit der Sportschau darauf, dass der Abbruch auch auf die konsequente Umsetzung des Drei-Stufen-Plans zurückzuführen sei.

Dieser sehe unter anderem auch vor, dass "wir alles dafür tun müssen, damit der Fußball nicht als Bühne missbraucht wird für rassistische, diskriminierende, ausgrenzende Handlungen".

Beschuldigter streitet ab, Opoku gemeint zu haben

Wie die Polizei am Montag dem WDR sagte, gab der Beschuldigte zu, die Beleidigung getätigt zu haben. Allerdings habe er nicht Opoku gemeint, sondern den Osnabrücker Spieler Florian Kleinhansl.

Die Bilder zeigen, dass in der betreffenden Szene in der 33. Minute tatsächlich Kleinhansl an der Eckfahne steht, um einen Eckstoß auszuführen, vermutlich mit einem Pass zu dem in unmittelbarer Nähe stehenden Opoku.

Nach Informationen der Sportschau hatte der Beschuldigte aber bei seinem Ausruf Sichtkontakt zu Opoku. Außerdem habe es zuvor in der 15. Minute einen Eckstoß gegeben, den Opoku ins Toraus geschossen habe. Dies belegen die Bilder des Spiels.

Die Ermittlungen dauern an. Auch der Staatsschutz ist eingeschaltet. Zu ermitteln ist auch, ob es Affenlaute aus dem Publikum gegeben habe. Hierzu gibt es unterschiedliche Aussagen.

Die Polizei Duisburg sagt, sie habe nach wie vor keine Hinweise darauf. Schiedsrichter Nicolas Winter hatte nach dem Spiel gesagt, dass sowohl er als auch einer seiner Assistenten die Affenlaute vernommen hätten. Was Winter genau in seinen Bericht notiert hat, oder ob dieser noch aussteht, wollte der DFB auf Sportschau-Anfrage am Montag nicht kommentieren.

Beide Vereine für Neuansetzung

Der Kontrollausschuss des DFB hatte ebenfalls schon am Sonntag Ermittlungen aufgenommen. Das Sportgericht des Verbandes wird sich später mit der Spielwertung beschäftigen. Zwar gibt es verschiedene Szenarien, aber wahrscheinlich ist, dass die Partie neu angesetzt wird. Dafür hatten sich beide Vereine direkt nach dem Abbruch ausgesprochen.

Vertreter aus Politik und Sport verurteilten am Montag die rassistischen Beleidigungen. So sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst: "Die rassistischen Anfeindungen im Duisburger Stadion sind widerwärtig und nicht hinnehmbar. Sie verhöhnen die Werte, für die der Sport steht: Teamgeist und Respekt."

Der frühere Nationalspieler Jimmy Hartwig nannte den Abbruch ein "wichtiges Zeichen". Dem NDR sagte der Botschafter des DFB: "Indem man sowas macht, zeigt man: Mit uns geht das nicht mehr. Wir haben die Schnauze voll von euch Vollidioten."

Beide Klubs wollen eine Neuansetzung

In einer gemeinsamen Erklärung haben sich die beiden Clubs für eine Wiederholung des Spiels ausgesprochen. "Gestern ist ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt worden", sagte der MSV-Präsident Ingo Wald am Montag. "Gemeinsam mit dem VfL wünschen wir uns allerdings auch, dass der Fußball aus dieser Situation als Gewinner und nicht als Verlierer vom Platz geht. Deshalb halten wir ein Wiederholungsspiel im Sinne des Sports für die einzig richtige Entscheidung."

In der Mitteilung heißt es weiter, dass man einer Entscheidung des DFB nicht vorgreifen wolle. "Wir sind aber überzeugt, dass es im Sinne der Arbeit für Toleranz und Mitmenschlichkeit geboten ist, eine sportliche Entscheidung auf dem grünen Rasen herbeizuführen und im Kontext eines möglichen Wiederholungsspiels gemeinsam mit dem DFB, den Clubs und den Fans ein weiteres Zeichen der Solidarität und gegen Rassismus zu setzen."

Zeichen gegen Rassismus und für Menschlichkeit

Auch der Osnabrücker Präsident Holger Elixmann meinte: "Weder der MSV Duisburg noch der VfL Osnabrück sollten für das Fehlverhalten eines Zuschauers bestraft werden." Der Abbruch des Spiels sei ein Zeichen gegen Rassismus und für Menschlichkeit gewesen "und dieses klare Statement sollte aus unserer Sicht durch die Ansetzung eines Wiederholungsspiels verstärkt werden."