Freie Kapazitäten Noch Karten übrig - über die Zurückhaltung der Bundesliga-Fans

Stand: 15.08.2021 21:47 Uhr

Nach langer Wartezeit durften wieder Zuschauer in die Stadien. Doch trotz reduzierter Kapazitäten hatten selbst Klubs mit großer Fanbasis Probleme, die Karten zu verkaufen.

Borussia Dortmund hat 55.000 Dauerkarteninhaber, die im Normalfall selten ein Spiel verpassen. Man müsste meinen, dass gerade bei ihnen die Sehnsucht nach einem Stadionbesuch aktuell besonders groß ist. Monatelang waren sie pandemiebedingt ausgeschlossen, nun hätten am Samstag (14.08.2021) gegen Frankfurt (5:2) 25.000 von ihnen wieder ins Stadion gedurft.

Doch schon vor der Partie war klar: Viele ließen sich die Chance entgehen, rund 2.000 Karten gingen in den freien Verkauf. Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass Dortmund diejenigen bevorteilt, die gegen Covid-19 geimpft sind oder eine Infektion durchgemacht haben. Denn nur 1.000 Karten waren vorgesehen für Zuschauer, die lediglich einen negativen Test vorweisen konnten.

Karten übrig in Augsburg, Wolfsburg, Stuttgart und Mainz

Doch auch Klubs, denen Negativtests grundsätzlich reichen, hatten Probleme, die Karten unter die Leute zu bringen. Vier Vereine schafften es nicht einmal, das reduzierte Kontingent komplett zu verkaufen: Augsburg (1.576 Karten übrig), Wolfsburg (4.219), Stuttgart (4.392) und Mainz (3.000).

Besonders ernüchternd: Bezogen auf die Gesamtkapazität waren die Stadien in Augsburg, Wolfsburg und Stuttgart nicht einmal zu 30 Prozent gefüllt. Da reicht zur Erklärung dann auch der Hinweis auf einen möglicherweise unattraktiven Gegner nicht aus.

Fehlende Stehplätze

Gerade beim VfB verwundert die geringe Nachfrage. Denn die Stuttgarter haben in der vergangenen Saison für viel Begeisterung gesorgt - und bestätigten ihr Können am Samstag beim fulminanten 5:1 gegen Fürth.

Der SWR hatte bereits vor der Partie Fans gefragt, wie sie sich die geringe Nachfrage erklären. "Ich denke, das liegt überwiegend an den fehlenden Stehplätzen", sagte Joachim Schmid vom Fanklub RWS Berkheim. "Die Stehplatz-Besucher möchten nicht unbedingt sitzen. Die wollen stehen und das Stadionerlebnis genießen."

Ultras halten sich zurück

Hinzu kommen weitergehende Regeln für die Zuschauer. Mit Maskenpflicht und Abstandsregeln unterscheidet sich der Stadionbesuch weiterhin stark von unbeschwerten Zeiten - besonders für die Ultras.

Für sie ist es elementar, eng beieinander zu stehen, zu singen, zu brüllen. Vielerorts blieben die Ultras den Partien deshalb geschlossen fern, nirgends organisierten sie ihren gewohnten Support. Das schreckt dann auch Besucher ab, denen der Sound der Ultras besonders wichtig ist.

Ganz oder gar nicht?

Einer davon ist BVB-Fan Marc Quambusch, der im Deutschlandfunk erklärte, warum er der Partie gegen Frankfurt fernblieb. "Ich bin großer Fan des Erlebnisses Fußball und das hat was mit vollen Stadien zu tun, mit meinem Platz und mit Leuten, die da sind, wo ich sie immer treffe. Weil das nicht möglich ist, sehe ich da keinen Vorteil für mich, hinzufahren."

Ganz oder gar nicht - das scheint für viele Fans das Motto zu sein. Vielleicht lassen sich einige aber doch noch anstecken von der Atmosphäre, die in vielen Stadien auch bei reduzierter Zuschauerzahl erreicht wird. Denn ein Wegfallen aller Regeln ist noch lange nicht in Sicht.