Joshua Kimmich (v.l.), Waldemar Anton und Kevin Kampl sind vom Start ins Jahr 2024 enttäuscht.

Bayern, Stuttgart und Leipzig patzen Krise an der Bundesliga-Spitze - Wintereinbruch bei Topteams

Stand: 22.01.2024 13:05 Uhr

Sie war nur kurz, aber folgenschwer: Vor allem Spitzenmannschaften der Bundesliga haben große Probleme, nach der Winterpause wieder zu ihrer Form zu finden.

Unterhält man sich mit Fußballtrainern fernab der Mikrofone im Privaten, so wird häufiger der Wunsch geäußert, eine Saison an einem Stück durchzuspielen, wie es auch in den meisten anderen Sportarten der Fall ist. Das öffentlich zu sagen fällt schwer, weil es nicht zur Diskussion um die immer weiter ansteigende Belastung für die Spieler durch stetig wachsende internationale Termine passt. Ihnen jetzt noch die Verschnaufpause um die Weihnachtstage und Jahreswende nehmen? Mindestens schwierig.

Gerade die Trainer wissen aber auch um die Tücken dieser Winterpause. Ihre Spieler verlieren gar nicht so sehr an Fitness, aber die Form. Wenn die Vorbereitung startet, geht es fußballerisch nahezu bei Null los, die Automatismen müssen wieder eingeübt werden und Spieler sind nicht mehr in ihrem Flow. Und eigentlich immer gibt es Mannschaften, denen dieser Restart nicht gut gelingt - in diesem Jahr trifft es einige der besten Teams der Hinrunde.

FC Bayern hat ein Trainings- und ein Spielgesicht

Das führte dazu, dass der FC Bayern München am Sonntag (21.01.2024) erstmals seit 15 Jahren wieder ein Spiel gegen Werder Bremen (0:1) verlor. Schon der 3:0-Erfolg zum Jahresauftakt gegen die TSG Hoffenheim war bei weitem nicht so überzeugend, wie das Ergebnis klingt. Dabei betonte Thomas Tuchel immer wieder, wie gut seine Mannschaft trainiere. Wie wenig das aber aussagt, zeigt das Geschehen in den Spielen.

Harry Kane von FC Bayern München reagiert enttäuscht auf die Niederlage gegen Werder Bremen

"Ich habe keine Lust mehr zu sagen, dass wir gut trainieren. Das glaubt mir ja keiner mehr. Man muss nicht am Montag, Dienstag oder Mittwoch top sein, sondern vor allem am Sonntag", sagte der Bayern-Trainer nach der Bremen-Blamage. Seine Mannschaft habe gespielt, "als ob wir in der Liga mit zehn Punkten führen würden und am Dienstag ein Champions-League-Spiel haben. Wir wollten ein Bundesligaspiel zwischen Übermut und Schongang runterreißen", so Tuchel.

Leverkusen als Bayern-Vorbild

Der 50-Jährige hatte mit einer ungewöhnlichen Maßnahme versucht, einem möglichen Leistungstief nach der Winterpause entgegenzuwirken. Die Bayern absolvierten wie fast alle Bundesligisten ein Trainingslager im Ausland, sie reisten aber erst nach dem Hoffenheim-Spiel für einige Tage nach Portugal. Angesichts des Bremen-Auftritts scheint es, als hätte diese Maßnahme nicht gefruchtet. Am Mittwoch muss München im Nachholspiel gegen Union Berlin Wiedergutmachung betreiben - oder die ohnehin gereizte Situation droht zu eskalieren.

Zumal Bayer Leverkusen den Druck auf den Rekordmeister zunehmend erhöht. Sieben Punkte hat der Tabellenführer nun schon vor seinem Verfolger Vorsprung. Und die Werkself macht den Bayern vor, wie man den Wintereinbruch verhindert. Auch das Team von Xabi Alonso spielt längst nicht mehr so überwältigenden Fußball wie vor der Pause, es gewinnt seine Spiele aber mit echten Kraftakten. Sowohl beim FC Augsburg (1:0) als auch bei RB Leipzig (3:2) fiel die Entscheidung in der Nachspielzeit.

Leipzig hat das Siegen verlernt

Leverkusen ist damit nicht nur ein Grund für die bayrische Nervosität, sondern auch für die Tristesse in Leipzig. Denn RB verlor nicht nur diese Partie, sondern hatte auch schon zuvor gegen Eintracht Frankfurt (0:1) das Nachsehen. Die letzten vagen Titelhoffnungen sind damit dahin, und nun gerät die Qualifikation für die Champions League in Gefahr. Vor der Winterpause hatte Leipzig noch vier der letzten fünf Pflichtspiele (ein Remis) für sich entschieden, jetzt sagte Marco Rose: "Wir müssen lernen, Fußballspiele zu gewinnen."

Und das so schnell wie möglich. Der Ansatz des RB-Coaches für das kommende Spiel beim VfB Stuttgart am Samstag: "Wir müssen das Gefühl entwickeln, dass es uns reicht. Dass es uns genug weh getan hat, zweimal zu Hause zu verlieren."

Stuttgarts Trainer Hoeneß will "Phase kurzhalten"

Was wie ein Spitzenspiel klingt, ist eher ein Krisenduell. Der Dritte empfängt den Vierten, aber: Wie Leipzig hat auch Stuttgart in diesem Jahr noch keinen Punkt geholt. Und die Gegner waren mit Borussia Mönchengladbach (1:2) und dem VfL Bochum (0:1) dazu auch noch zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Die Euphorie der Hinrunde? Verflogen. In Stuttgart ist der Schaden durch die Winterpause am eklatantesten. Ein nicht ungewöhnliches Phänomen bei Überraschungsmannschaften wie dem VfB in dieser Saison.

VfB-Stuttgart-Trainer Sebastian Hoeneß nach der langen Spiel-Unterbrechung beim VfL Bochum mit den eigenen Fans und den Hausherren gleichermaßen ins Gericht.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß

"Diese Phasen gibt es. Jetzt ist es wichtig, dass wir eine gute Balance aus Coolness und Geschlossenheit sowie ein Bewusstsein dafür haben, dass man diese Phasen nicht einfach so übersteht. Wir müssen hart an uns arbeiten, wenn wir das alles machen, bin ich überzeugt, dass wir diese Phase kurzhalten können", sagte Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß. Doch auch in Leipzig und München werden sie das Ziel haben, dass der Wintereinbruch nur von kurzer Dauer ist.