Kramer bleibt vorerst Trainer beim FC Schalke

Nach Hoffenheim-Pleite Kramer auf Schalke - Ende eines Unbeliebten

Stand: 19.10.2022 13:38 Uhr

Frank Kramer ist nicht mehr Trainer beim FC Schalke 04. Die Vorbehalte, die es seit Beginn seiner Tätigkeit gab, konnte er nie entkräften.

Nach der Niederlage in der Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim (14.10.2022) durfte Frank Kramer für viele Beobachter überraschend noch weitermachen. Die Pokal-Pleite am Dienstag (18.10.2022) war dann zuviel - am Mittwoch gaben die Verantwortlichen auf Schalke die Trennung bekannt.

Kramers Mission stand von Beginn seiner Tätigkeit an unter erschwerten Bedingungen. Die Schalker hatten sich im Frühsommer auf Trainersuche begeben müssen, da der populäre und von den Fans geliebte Übergangscoach Mike Büskens signalisiert hatte, dass er für die Bundesliga nicht hauptverantwortlich zur Verfügung stehen würde.

Start unter schwierigen Bedingungen

Gerne hätten die "Königsblauen" Thomas Reis nach Gelsenkirchen gelotst, der mit dem VfL Bochum eine starke Saison hingelegt hatte. Schalke bekam ihn nicht. Das Ergebnis der wochenlangen und schwierigen Suche nach einem hauptverantwortlichen Coach war dann Frank Kramer. Und dieser Name rief beim fiebrigen Klub Ernüchterung und Enttäuschung hervor - milde beschrieben.

Schon bevor Sportdirektor Rouven Schröder den möglichen neuen Trainer offiziell vorstellte, gab es eine breite Ablehnung auf den Social-Media-Kanälen der Fans. Zu blass und gesichtslos und ohne Inspiration sei der gebürtige Memminger, der einst mit Schröder bei Greuther Fürth zusammengearbeitet hatte.

In der Szene haftet Kramer der Ruf an, eine Lehrmeinung zu vertreten, die auf die Arbeit gegen den Ball gerichtet sei und eigenes Gestalten hintanstelle - und zwar so weit wie möglich. Widerlegen konnte er das in Gelsenkirchen nicht, genauso wenig wie zuvor bei Arminia Bielefeld, wo er nach einer rasanten und teilweise unerklärlichen Talfahrt im April entlassen worden war. Schon da gab der 50-Jährige kein überzeugendes Bild ab.

Kein Offensivkonzept

Auch auf Schalke entbrannte vor allem am Angriffsspiel der Mannschaft immer wieder Kritik. Des Trainers Offensivkonzept: nicht erkennbar. Gegen Hoffenheim in der Liga ließ Kramer mal wieder mit einer Spitze (Simon Terodde) spielen. Davor stellte er mit Terodde und Sebastian Polter zwei wuchtige und großgewachsene Spieler ins Sturmzentrum, allein wie die beiden mit verwertbaren Zuspielen gefüttert werden sollten, blieb rätselhaft.

Bis auf den Mittelfeldspieler Tom Krauß hat sich auch kein Spieler unter Kramer deutlich weiterentwickelt. Unverständnis rief die Personalie Rodrigo Zalazar hervor. Der Mittelfeldspieler und einer der wenigen Kreativkünstler im Team war einer der Garanten für den Aufstieg. Kramer degradierte ihn zum Bankspieler, ehe er sich einen Mittelfußbruch zuzog und aktuell ohnehin nicht helfen kann.

Nach der 1:6-Heimpleite gegen Union Berlin am 4. Spieltag, der höchsten der Saison, war über die insgesamt schlechte Stimmung in der Schalker Kabine gemutmasst worden. Auch einige Spieler seien nicht überzeugt von der Arbeit des Trainers, hieß es.

Kramer bügelte das weg. "Das sind alles Gerüchte, die aus irgendeiner Ecke gestreut und platziert werden", erklärte er. Zwei Spiele ohne Niederlage gegen den VfB Stuttgart und Bochum (3:1), der bislang einige Saisonsieg, brachten kurzzeitig etwas Ruhe.

Mit dieser Ruhe war es schnell vorbei. Beobachter hatten schon nach der klaren Bundesliga-Pleite gegen Hoffenheim mit dem Aus gerechnet. Spätestens nach der Pleite im Pokal wenige Tage später hatten die Verantwortlichen schlicht keine Wahl mehr.