Dortmunds Edin Terzic zeigt sich emotional, nachdem der BVB die Meisterschaft am letzten Spieltag verloren hat
analyse

Meisterschaft verspielt "Es tut so weh" - Terzic verspricht unter Tränen Titel

Stand: 28.05.2023 09:20 Uhr

Borussia Dortmund verspielt die Meisterschaft. Edin Terzić leidet, weil er den Fans ein Geschenk verwehrte. Unter Tränen verspricht der Trainer jedoch, nachzuliefern.

Von Marcus Bark, Dortmund

Fünf Mannschaftswagen der Polizei waren auf den Bürgersteigen geparkt. Es waren mehr Beamte in Bereitschaft als Dortmunder Fans auf dem Rasenstück, der die Mitte des Borsigplatzes ziert. Die große Feier blieb aus, sie bleibt aus.

BVB-Trainer Terzic - "Werden wieder aufstehen"

Sportschau

Vermutlich hätten weit mehr Fans schon auf dem Rasen gelegen, um bis Sonntagmittag (28.05.2023) dort zu reservieren, bis der Meistertruck mit den Spielern von Borussia Dortmund seine Runden dreht.

Okka Gundel, Sportschau, 27.05.2023 19:09 Uhr

Es wäre ein Perspektivwechsel für Edin Terzić gewesen. Der Trainer war in den 90er-Jahren auf den Borsigplatz gekommen, um mit Glanz in den Augen und vielleicht auch ein paar Glückstränen die schwarz-gelben Meister zu feiern.

Dieser eine "scheiß Sieg" gelang dem BVB nicht

Im Mai des Jahres 2023 war er sehr nahe dran, vom Truck herab in die glücklichen Gesichter zu schauen. Doch der BVB scheiterte. Diesen einen "scheiß Sieg", wie Sportdirektor Sebastian Kehl gesagt hatte, den holten sie nicht. Das 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 bedeutete die ersten Punktverluste in einem Heimspiel in diesem Kalenderjahr.

Tim Wichmann, Sportschau, 27.05.2023 17:57 Uhr

"Dieser Spieltag wird uns sehr lange weh tun", sagte Terzić bei der Pressekonferenz. Immer wieder rang er mit den Tränen, suchte nach Worten für die bittere Enttäuschung.

Terzic weint auf dem Rasen

Auf dem Rasen des Stadions hatte er zu weinen begonnen, nachdem sein Name von der Südtribüne gerufen worden war. Die Mannschaft wurde getröstet, Terzić wurde getröstet und gefeiert.

"Die Fans waren für uns da, uns sie werden für uns da sein. Es tut so weh, dass wir sie heute nicht belohnen konnten. Aber wir werden das tun, es wird halt nur noch ein bisschen länger dauern."

Terzić ist ein Fußballlehrer, der wie kaum ein anderer die Befindlichkeiten der Fans kennt, auch der organisierten, auch der Ultras, die von anderen in der Branche häufig als Übel des Fußballs angesehen werden.

Einem Trainer wie Terzic verzeiht die Kurve viel

Edin Terzić weiß, welches Geschenk er gerade jenen gemacht hätte, die Urlaubspläne und Finanzen nach ihrem Verein ausrichten. So einem Trainer verzeiht die Kurve viel, auch das Spiel gegen Mainz, auch die Unentschieden zuvor beim Absteiger FC Schalke 04, beim VfB Stuttgart, beim VfL Bochum.

"Egal, wie groß der Schmerz heute ist, es wird die Motivation für morgen sein", sagte Terzić, der das Versprechen abgab, irgendwann den Meistertruck wieder um den Borsigplatz kreisen zu lassen.

Die Chance war so groß wie lange nicht

Die Chance war größer als in all den Jahren seit dem bislang letzten Titel 2012 zusammen. Der BVB war da, als die Bayern schwächelten und sich selbst zerlegten. Aber auf den letzten Zentimetern waren die Dortmunder auch wieder da, wo sie so häufig in den vergangenen Jahren entdeckt wurden. Sie nutzten einige und auch die letzte Chance, es zu vermasseln.

Die Euphorie, die nach dem 3:0 in Augsburg und durch die Übernahme der Tabellenführung entstanden war, verschwand beim Anpfiff.

Zweites Gegentor als Knackpunkt

"Nach dem zweiten Gegentor haben wir gemerkt, wie schwer der Ball auf einmal wird, wie schwer die Beine werden", sagte Terzić. Aber schon früh in der Partie waren Wackelfüße zu beobachten, träges Ballgeschiebe, seichte Flanken aus dem Halbfeld.

All jene Spieler, die in den vergangenen Monaten so bemerkenswert gut in Form gekommen waren im Vergleich zur Zeit vor der WM-Pause, schwächelten: Donyell Malen, Karim Adeyemi, Julian Brandt, Mats Hummels, auch Emre Can.

Warum schoss Haller den Elfmeter?

Einer, der eine ganz besondere Geschichte in dieser Saison schrieb, wollte sie noch besonderer machen. Sébastien Haller, der im ersten Halbjahr wegen seiner Hodenkrebserkrankung fehlte und in den vergangenen Wochen zu einem Erfolgsfaktor wurde, nahm Can den Ball weg, um den Elfmeter beim Stand 0:1 zu verschießen. "Seb‘ hat sich sehr gut und sehr sicher gefühlt", sagte Terzić, der die Frage beantworten musste, warum Can nicht schoss, der seine fünf bisherigen Elfmeter im Trikot von Borussia Dortmund sämtlich verwandelt hatte.

Warum dies? Warum das? Am Borsigplatz, am Stadion und vor den Kneipen waren etliche Fans zu sehen, die den Kopf schüttelten, die Hände hinter dem Kopf verschränkten, traurig auf den Boden schauten. Ihr Geschenk blieb aus. Sie müssen darauf vertrauen, dass Edin Terzić es nachliefern wird. Versprochen hat er es.