Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann

Investorenkrise der DFL Hellmann - "Haben es nicht geschafft, die Vorteile zu vermitteln"

Stand: 24.02.2024 23:55 Uhr

Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher hat die Kommunikation der Klubs mit ihren Fans für das Scheitern des Investorendeals verantwortlich gemacht.

"Wir haben es nicht geschafft, die Vorteile dieses Modells und die Notwendigkeit der Investition als bestes Modell zu vermitteln", sagte Hellmann im "aktuellen Sportstudio" des ZDF. Hellmann ist eines von neun Mitgliedern des DFL-Präsidiums und ein Befürworter des Investoreneinstiegs.

Verantwortlich für das Scheitern seien die 36 Klubs, die Glaubwürdigkeit bei den Fans habe an vielen Standorten gefehlt, sagte Hellmann. "Wir haben in Frankfurt nicht erst in Krisensituationen angefangen, den engen Draht zur aktiven Fanszene zu suchen", bemerkte Hellmann. So habe er in Frankfurt glaubhaft versichern können, dass die DFL tatsächlich die "roten Linien" verteidige. Mit den "roten Linien" war bei der DFL der Ausschluss von Einfluss eines Investors auf Themen wie Anstoßzeiten gemeint.

Hellmann betonte, dass das Investorenmodell aus seiner Sicht finanziell vorteilhafter gewesen wäre als andere Vorschläge. Klubs wie beispielsweise der SC Freiburg oder der 1. FC Köln hatten öffentlich eine Finanzierung von Investitionen in die Zukunft über Kredite oder die Verwendung bestehender Einnahmen bevorzugt.

Hellmann: "Vier Wochen vorher waren 30 Klubs dafür"

Vier Wochen vor der Abstimmung hätten sich noch 30 Klubs dafür ausgesprochen, sagte Hellmann. "Einige Klubs haben gemerkt, dass ihr Informationsfluss an Kontrollgremien, Mitgliederversammlungen, Fanszenen nicht so war, dass sie ihre Zusage durchhalten konnten." Am Ende gab es 24 Ja-Stimmen.

"Es ist Grundproblem, dass diese 24. Stimme in Zweifel gezogen werden kann", sagte Hellmann. "Da fehlt es der Legitimität." Gemeint war das Zustandekommen des Votums im Dezember. Es blieb bis zuletzt der Verdacht, dass sich die knappste nötige Mehrheit von 24 der 36 Klubs bei der Abstimmung auch auf ein Ja von Hannovers Geschäftsführer Martin Kind stützte, obwohl der Mutterverein ein Nein gefordert hatte. Dadurch steht ein Verstoß gegen die 50+1-Regel im Raum - ein maßgeblicher Grund für den Protest. Hellmann sagte erneut, dass er nicht wisse, wie Kind abgestimmt hat.

Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96

Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96

Investorendeal nach Fan-Protesten geplatzt

Das DFL-Präsidium hatte am Mittwoch (21.02.2024) auf Vorschlag seines Sprechers Hans-Joachim Watzke den Abbruch des Prozesses beschlossen. Er habe das Gefühl, dass die Mehrheit der Klubs es lieber hätte, wenn die DFL von dem Thema Abstand nehme, sagte Watzke nach einer Sitzung des Präsidiums in Frankfurt am Main. Der Investoreneinstieg sei zu einer Zerreißprobe geworden, sagte Watzke. "Das war nicht mehr durchzuhalten."

Das komplette Statement von Hans-Joachim Watzke

Sportschau

In den Wochen zuvor hatte es viele Protestaktionen von aktiven Fanszenen in den Stadien gegeben, die teils zu langen Spielunterbrechungen führten. Immer mehr Klubs forderten zudem, dass es eine weitere Abstimmung über den möglichen Einstieg eines Investors geben soll.

Präsidium DFL e.V.
Person Klub Position
Hans-Joachim Watzke Borussia Dortmund Sprecher
Oliver Leki SC Freiburg 1. Stellvertreter
Steffen Schneekloth Holstein Kiel 2. Stellvertreter
Jan-Christian Dreesen Bayern München Mitglied
Oke Göttlich FC St. Pauli Mitglied
Axel Hellmann Eintracht Frankfurt Mitglied
Holger Schwiewagner SpVgg Gr. Fürth Mitglied
Marc Lenz DFL Mitglied
Steffen Merkel DFL Mitglied

Zukunft der 50+1-Regel rückt in den Mittelpunkt

Das Bundeskartellamt sollte auf Initiative der DFL eine Prüfung der 50+1-Regel hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit Wettbewerbsrecht vornehmen. Die Beendigung des Verfahrens galt zuletzt als Formsache, denn es gab einen Kompromiss: Dieser sah vor, dass die DFL Auflagen für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg ausspricht, bei denen 50+1 nicht gilt. Zudem sollte es keine neuen Ausnahmen von der Regel mehr geben.

Verbandsregeln müssten transparent, objektiv, präzise und nicht diskriminierend gestaltet sein, teilte das Bundeskartellamt auf Anfrage mit. Deshalb müsse sich das auch in ihrer praktischen Anwendung zeigen. "Diese Handhabung kann Rückschlüsse darauf zulassen, ob die DFL die Ziele der Regel konsequent und konsistent verfolgt", so das Kartellamt weiter. Die Frage ist nun, wie der Fall Hannover 96 beim Amt bewertet wird.