Fußball | Bundesliga Fredi Bobic - ein Verlierer bei Hertha BSC steht schon fest

Stand: 14.03.2022 13:53 Uhr

Zwei Trainer entlassen, die Mannschaft funktioniert nicht - es fällt schwer, anhand der Hertha-Personalien Fredi Bobic unangetastet zu lassen. Der Sport-Geschäftsführer der Berliner ist bislang erstaunlich erfolglos.

Als Fredi Bobic im April 2021 verkündete, Eintracht Frankfurt zum Saisonende in Richtung Berlin zu verlassen, fürchtete man im Hessischen jenen Prozess, an dessen Ende so etwas übrig bleibt, das man gern "verbrannte Erde" nennt.

Wenige Wochen zuvor hatte schon Trainer Adi Hütter seinen Abflug angekündigt. Mit dem Sportvorstand und mutmaßlich einer Handvoll der besten Spieler schien sich der komplette erfolgreiche Frankfurter Aufbau in Luft aufzulösen.

Angst in Frankfurt, Freude in Berlin

Bei der Hertha frohlockte man hingegen: Bobic, der in Frankfurt als Manager aus einem kriselnden Abstiegskandidaten einen quicklebendigen, in Bundesliga und Europa zeitweise begeisternden Klub geformt hatte, sollte bei der Hertha Gleiches wiederholen.

Mit Hilfe der Windhorst-Millionen und dem goldenen Bobic-Händchen würde die Hertha bald wieder hoch oben auf Europas Bühne tanzen - so die Hoffnung.

Sieben Pleiten, zwei Remis

Heute, ein knappes Jahr später, hat sich Eintracht Frankfurt stabilisiert. Hertha BSC eher nicht. Geldgeber Windhorst scheint verprellt, sportlich steht der Hauptstadtklub vor dem Total-Bankrott: Mit der Niederlage in Mönchengladbach am Wochenende (0:2) kassierte man im Jahr 2022 bisher sieben Pleiten, lediglich beim VfL Wolfsburg und im Heimspiel gegen den VfL Bochum hatte man sich mal zu Unentschieden gequält. Die Hertha ist mittlerweile Zweitletzter der Tabelle - der direkte Abstieg in die Zweite Liga droht. Hinzu kommt das erschütternde 2:3-Aus im Pokal-Achtelfinale gegen den Lokalrivalen Union.

Mit Tayfun Korkut hat Bobic nun schon den zweiten Trainer geschasst, nachdem er im November schon Pal Dardai wegen "fehlender Entwicklung" den Stuhl vor die Tür gesetzt hatte. Felix Magath soll's jetzt richten. Mit Magath auf der Trainerbank hoffen Bobic und seine Leute, den Kopf noch aus der sportlichen Schlinge ziehen zu können. Dabei ist es bereits ein Desaster. Ganz besonders für Bobic.

International bestens vernetzt

Denn der gelernte Einzelhandelskaufmann schien auf dem Weg zu sein, den Managerposten in deutschen Bundesligavereinen ganz neu interpretieren zu können. Bobic, der neben Serbokroatisch fließend Englisch spricht und sich auch auf Französisch verständigen kann, blickte seit Beginn seiner Tätigkeit am Schreibtisch über den Fußball-Tellerand hinaus.

Mit seinem Kumpel Lutz Pfannenstiel - mittlerweile als Sportdirektor beim US-amerikanischen Fußballklub St. Louis City aktiv - pflegt er ein weltweites Netz an Kontakten, das im Fußballgeschäft seinesgleichen sucht. Die beiden denken und agieren international, so dass ihnen kaum ein talentiertes Fußball-Schnäppchen durch die Finger gleiten kann, so dachte man zwischenzeitlich.

In Frankfurt: Erfolgreich auf dem Spielermarkt

Und Bobics Erfolge in Frankfurt bestätigten diese Einschätzung ja auch. Bobic war 2016 kaum installiert bei der Eintracht, da holte er unter anderem zahlreiche ungeschliffene Fußballer-Diamanten nach Frankfurt, die bei Weltklubs den Durchbruch (noch) nicht ganz geschafft hatten. In Frankfurt aber hervorragend performten. Vorläufiger Höhepunkt: Der DFB-Pokalsieg am Ende der Spielzeit 2017/18 mit Trainer Niko Kovac als Coach auf der Bank und Kevin Prince Boateng als Leader auf dem Rasen.

Und als die von Bobic geholte und vom Fanvolk gefeierte "Büffelherde" Sebastien Haller/Luka Jovic/Ante Rebic die Eintracht verließ, baute Bobic mit dem neuen Coach Adi Hütter kurzerhand ein frisches, erfolgreiches Team der Namenlosen auf, das fortan sogar international glänzte.

Magath - Bobics Idee?

All dies wollte Hertha also auch. Es bekam aber: nach Korkut auf dem Trainerposten nun Felix Magath. Quälix. Alte Schule. Ein Platzhirsch. Kaum vorstellbar, dass der so jung und modern denkende Bobic ganz allein auf diese Idee gekommen sein kann.

Und dennoch wird sich der 50-Jährige nun an Magath und dessen Performance bei der Hertha messen lassen müssen. Funktioniert auch der einstige Wolfsburger Meistertrainer, der sich zuletzt in Österreich und beim kriselnden Drittligisten Kickers Würzburg abmühte, bei der Hertha nicht, dürfte das auch für Bobic dann wohl ein Fehlschlag zu viel gewesen sein.