Bundesliga | Bayern München FC Bayern: Tumulte und Katar-Ärger - JHV endet mit Eklat

Stand: 26.11.2021 10:59 Uhr

Mit einem Eklat ist die JHV des FC Bayern München zu Ende gegangen. Zuvor hatte Präsident Herbert Hainer die Wortbeiträge gestoppt. Es gab Pfiffe, Buhrufe und Ärger um Katar-Anträge.

Ein entsetzter Uli Hoeneß stand schon am Rednerpult. Doch der Ehrenpräsident, der die in einem beispiellosen Chaos endende Jahreshauptversammlung des FC Bayern München über Stunden schweigend verfolgt hatte, verließ das Podium nach kurzer Zeit doch wortlos. Der Aufruhr einer Fan-Opposition mit Pfiffen und Buhrufen gegen die Bayern-Bosse mit Präsident Herbert Hainer als zentraler Reizfigur war rund um das Streitthema Katar-Sponsoring eskaliert.

Lautstarke "Hainer raus, Hainer raus"-Rufe hallten um Mitternacht durch die Halle, weil der Präsident am Donnerstagabend (25.11.2021) nach fünf Stunden Versammlung um Mitternacht die Wortbeiträge abrupt stoppte. Ein ausgebremstes Mitglied stellte sich prompt auf einen Stuhl und hielt seine Rede einfach ohne Mikrofon. Dabei ging es auch um die strittige Frage, inwiefern der Rassismus-Skandal am Bayern-Campus gut aufgearbeitet worden sei.

Uli Hoeneß: "Schlimmste Veranstaltung"

Es waren denkwürdige Szenen, die sich in der Spielstätte der Münchner Basketballer abspielten. "Wir sind Bayern - und ihr nicht", riefen die empörten Mitglieder - und auch: "Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt."

Der verstörte und fassungslose Hoeneß sagte dem "Kicker" bei seinem Abgang vom Versammlungsort: "Darüber muss ich erst einmal schlafen. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe."

Oliver Kahn spricht von "fundamentalstem Wandel"

Sie war definitiv einzigartig. Lange lief es wie gewohnt, durchaus harmonisch, auch wenn Corona den Rekordmeister gerade sportlich in der vierten Welle und seit dem Frühjahr 2020 ausdauernd finanziell belastet.

Der Gesamtumsatz des FC Bayern ist seit dem Rekordjahr 2019 von 750,4 Millionen Euro um mehr als 100 Millionen Euro auf 643,9 Millionen geschrumpft. Auch der Gewinn des Konzerns ist in den vergangenen beiden Jahren von 52,5 Millionen Euro auf 1,9 Millionen nach Steuern zurückgegangen.

Angesichts der besonderen Umstände seien "Umsatz und Gewinn im zurückliegenden Geschäftsjahr in meinen Augen gut ausgefallen", sagte Oliver Kahn. Er hielt seine erste Rede als Vorstandschef und Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge.

Er warnte vor "unbegrenzten" Investoren-Geldern bei einigen Clubs in Europa und sprach von dem "fundamentalsten Wandel", den der Fußball gerade erlebe. Wegen der verschärften Corona-Regeln waren nur knapp 800 der 290.000 Mitglieder in München anwesend.

Spontanantrag zu Qatar Airways abgeschmettert

Spätestens beim Tagesordnungspunkt Anträge kochte die Stimmung hoch. Ein Spontanantrag des Mitglieds Michael Ott, über die Beendigung der Partnerschaft mit Qatar Airways nach Vertragsende 2023 abzustimmen, wurde von Vizepräsident Dieter Mayer mit Verweis auf eine am selben Tag vom Münchner Landgericht getroffene Entscheidung abgewiesen.

Ott und seine Mitstreiter verweisen auf Katars Menschenrechtsverletzungen. Zudem gebe es schwere Vorwürfe von Korruption im Sport.

"Wir werden den Vertrag erfüllen", sagte Präsident Hainer zur Geschäftsbeziehung mit Katars Fluglinie. Ob die Bayern den Sponsoringvertrag verlängern, sei noch nicht entschieden. Vorstandschef Kahn sprach von "sehr klaren Kriterien" an solche Partnerschaften. "Es gibt Compliance-Anforderungen wie mit jedem Partner. Wir schauen uns das genau an." Er sehe aber "immer Dinge, die man verbessern und weiterentwickeln kann. Wir nehmen das alles mit". Grundsätzlich sei aber für ihn Dialog "besser als ausgrenzen und ausschließen". Ähnlich hatte Hainer argumentiert.

Menschenrechtskonvention in Vereinssatzung

Otts weiterer Antrag, dass der Verein weiter 75 Prozent der Anteile an der FC Bayern AG halten soll und nicht noch fünf Prozent veräußern könnte, verfehlte die erforderliche Dreiviertelmehrheit. 473 Mitglieder stimmten dafür, 236 dagegen.

Angenommen wurde der Antrag, die Menschenrechtskonvention in die Vereinssatzung aufzunehmen - was einen erneuten Vertrag Katar verhindern könnte. Eine große Mehrheit von 77,8 Prozent stimmte dafür, das gesamte Präsidium hatte dagegen gestimmt.