Eishockey-WM Eishockey-WM in Finnland - Nur ein B-Movie

Stand: 30.05.2022 07:30 Uhr

Für die deutsche Nationalmannschaft war die Eishockey-WM nach dem Aus im Viertelfinale gegen Tschechien beendet. Das DEB-Team überzeugte in Helsinki dennoch mit starken Vorstellungen, Format und Austragungsort allerdings weniger. Ein Kommentar.

"Raus mit Applaus", die deutschen Eishockey-Nationalspieler hören diesen Satz nicht zum ersten Mal. Viel besser als befürchtet und doch nicht ganz so gut wie erhofft – so lassen sich die Eishockey-Tage von Helsinki zusammenfassen.

Eishockey-Tage, die einiges über die Stärken, aber vor allem auch über die Schwächen dieser großartigen Sportart offenbarten. Nicht ein einziges Vorbereitungsspiel mit dem gesamten WM-Kader hatte es für Bundestrainer Toni Söderholm gegeben. Trotzdem formte er eine junge Mannschaft, die sich während der Weltmeisterschaft überraschend schnell als homogene Einheit präsentierte.

Aus sportlicher Sicht gibt es nichts zu beanstanden, denn ein verlorenes K.o.-Spiel wie gegen Tschechien ist zwar bitter, aber kein Rückschlag. Bleibt die Frage, was diesem Turnier fehlte, warum es kaum Nachhall finden wird.

Zu wenig Zuschauer bei der Eishockey-WM in Helsinki

In Helsinki waren es zunächst einmal die Zuschauer. Das Desinteresse in der finnischen Hauptstadt war eklatant. Das deutsche Viertelfinale interessierte noch nicht einmal 5.000 Menschen. Die Einwohner Helsinkis freuten sich lieber über das Ende der dunklen Tage und den Frühling vor der Tür. Der Gedanke an einen Gang in die Eishalle, um Kasachstan gegen Italien zu erleben, drängte sich nicht auf. Die nächste Weltmeisterschaft wird in Tampere und Riga ausgetragen, schlechter kann es sicher nicht werden.

Erschwerend kamen in diesem Jahr die hochsommerlichen Temperaturen in Mitteleuropa dazu, während in Finnland ein Eishockey-Weltmeister gesucht wurde. Dem Stammpublikum ist das egal, größer wird es dadurch sicherlich nicht.

Eishockey-WM als Event dritter Klasse

Und man muss auch sagen: Diesem WM-Format fehlen Perspektive und Fantasie. Es ist zu langatmig und rutscht immer weiter in den Sommer hinein. 16 Mannschaften in einer ewig langen Vorrunde, während fast alle nationalen Cheftrainer heimlich oder offen nach Nordamerika schielen, ob nicht vielleicht doch noch ein Top-Spieler aus den Playoffs um den Stanley Cup rausfliegt und zur WM nachreisen kann. Die Eishockey-Weltmeisterschaft verharrt in der dritten Reihe und spielt Jahr für Jahr in Unterzahl.

Und so hangelt sich diese Endrunde von einer Verlegenheit in die nächste, in einem langatmigen, emotionsarmen Turnier. Der Weltverband IIHF zeigt trotzdem keinerlei Anstalten, an Modus oder Zeitpunkt etwas verändern zu wollen. Und so werden Eishockeyfans das WM-Kino stets mit dem Gefühl verlassen, nur ein B-Movie erlebt zu haben, während der Blockbuster ganz woanders gezeigt wurde.