Luke Littler

16-Jähriger auf dem Weg zum WM-Sieg? Darts-Welt steht Kopf - Willkommen im "Littler Wonderland"

Stand: 01.01.2024 17:24 Uhr

Die Geschichte von Luke Littler verzaubert aktuell die gesamte Darts-Welt. Der 16-Jährige marschiert bisher durch das WM-Turnier und wird gefeiert - ein Wunder ist es aber nicht unbedingt.

Tag für Tag beweisen die Fans im "Ally Pally", dem Tempel des Darts-Sports, ihre Kreativität. Ausgefallene Kostüme, aber eben auch neu gestaltete Gesänge, oftmals weltberühmte Lieder, die für ihre Helden umgedichtet wurden. Besonders berühmt war das Grölen "Ooooooone Phil Taylor, walking along, singing this song, walking in a Taylor Wonderland" in einer Zeit, als die Präzisions-Sportart in Deutschland zu Wachsen begann.

Mittlerweile ist Darts gerade rund um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel, wenn die WM in London stattfindet, schon längst ein Massenphänomen. Phil Taylor, der Rekord-Champion, ist zwar schon seit einigen Jahren nicht mehr aktiv, doch sein Lied erlebt in diesem Jahr eine Renaissance - weil es die Fans für einen 16-Jährigen, den viel mit der Darts-Legende verbindet, wieder aufleben lassen.

Van Barneveld bezeichnet Littler als "Darts-Roboter"

Statt Phil Taylor ist es nun Luke Littler, der im "Littler Wonderland" spazieren geht und dieses Lied singt. Der Teenager hat die Massen im "Ally Pally" verzaubert, die Medien sind voll mit der Geschichte des jungen Mannes, der vor sechs Monaten seinen Schulabschluss gemacht hat und seitdem nur noch zu Hause abhängt. "Ich stehe auf, zocke XBox, dann gehe ich ans Dartboard. Das Haus verlasse ich nicht", sagte Littler am Samstag (30.12.2023), dem größten Tag seiner noch jungen Karriere.

Kurz zuvor hatte er mit dem 40 Jahre älteren Raymond van Barneveld sein großes Vorbild bezwungen und den Einzug ins Viertelfinale der WM geschafft. Littler spielte mit über 105 Punkten pro Aufnahme einen unglaublichen Drei-Darts-Schnitt, traf nahezu 50 Prozent seiner Versuche auf die Doppelfelder. Das beeindruckte auch van Barneveld, der in früheren Zeiten Taylors großer Widersacher war und selbst schon Weltmeister wurde, als Littler noch nicht geboren war: "Es sieht aus, als würde man gegen einen Darts-Roboter spielen. Ich habe gar nicht so schlecht geworfen, aber das ist nicht normal. Unglaublich."

Und auch der deutsche Dartsprofi Max Hopp, der als "Sport1"-Experte bei der WM dabei ist, ist hin und weg. "Das ist der absolute Wahnsinn. Uns gehen langsam die Superlative aus, dieser Kerl ist wirklich besonders. Sowas hat die Darts-Welt jahrelang nicht gesehen, Littler ist ein absolutes Wunderkind", sagte Hopp.

Eine Londoner Erfolgsgeschichte wie Boris Becker?

Die Littler-Story wird in London schon mit der von Boris Becker verglichen, der 1985 im Alter von 17 Jahren sensationell das größte Tennisturnier der Welt im Stadtteil Wimbledon gewinnen konnte. Wobei die jetzige Darts-Geschichte - ganz nüchtern betrachtet - deutlich erwartbarer ist als der Sieg von Becker und nicht unbedingt ein "Wunder", als das der Erfolgsweg des jungen Engländers bei der WM gerne bezeichnet wird.

Vor seinem zweiten Geburtstag soll Littler schon die ersten Dartpfeile geworfen haben, Videos von ihm als Dreijähriger, der das Spiel spielt, gehen in diesen Tagen viral. Schon lange setzt er alles darauf, ein erfolgreicher Profi zu werden. Er wird von Taylor - genau, der Legende Phil Taylor - beraten und gefördert, als Lionel Messi des Darts bezeichnet. "Ich prognostiziere, dass er einer der besten Spieler aller Zeiten wird. Er ist der beste Teenager, den ich in meinem Leben je gesehen habe", sagte Taylor über ihn.

Phil Taylor

Phil Taylor steht Luke Littler mit Rat und Tat zur Seite.

Traumfinale gegen van Gerwen geplatzt

Jemand, der diesen Hype nicht mitmachen will, ist Michael van Gerwen. Erst im WM-Finale hätte es zum Duell zwischen Littler und dem niederländischen Superstar kommen können, im Viertelfinale scheiterte der Niederländer jedoch an Scott Williams. "Ich war in seinem Alter besser", konterte van Gerwen, als Taylor seinen Schützling zum "besten Teenager" ausrief. Die Möglichkeit, seinem Mentor mit einem Finalsieg gegen van Gerwen Recht zu geben, bekommt Littler, der im Viertelfinale gegen Brendan Dolan problemlos mit 5:1-Sätzen gewann, nun nicht. Das Ziel bleibt aber der Titel.

"Ich habe schon vier Spiele gewonnen, warum sollte ich nicht noch drei gewinnen?", sagte Littler am Samstag bei "DAZN". Von Nervosität ist bei ihm keine Spur, bei den vielen Interviews und erst recht auf der großen Dartsbühne. Wer die bei "The Nuke" ("Die Atombombe") vermutete, wurde spätestens bei seiner Gala-Vorstellung gegen van Barneveld eines Besseren belehrt.

Luke Littler

Luke Littler warf den höchsten und zweithöchsten Average im bisherigen WM-Turnier.

Nach dem Turnier geht es in den Freizeitpark

Doch auch wenn Littler noch nicht Weltmeister werden sollte, ist der Weg für ihn vorgezeichnet. Vor der WM war er die Nummer 164, jetzt hat er sich schon auf Rang 50 vorgearbeitet und mit rund 116.000 Euro das bisher größte Preisgeld seiner Karriere eingespielt. Davon möchte Littler mit seinen Freunden in den Freizeitpark "Alton Towers" fahren, wo ein Ticket rund 40 Euro kostet. Am Dartboard ist er ein absoluter Profi, als 16-jähriger Junge aber eben auch noch ein ganz normaler Jugendlicher.