Golden State Warriors Stephen Curry mit gesenktem Kopf

Golden State Warriors nach dem Playoff-Aus Das Ende einer NBA-Dynastie?

Stand: 15.05.2023 14:39 Uhr

Die Golden State Warriors haben in der Nacht auf Samstag (13. Mai) erneut gegen die Los Angeles Lakers verloren und sind damit vorzeitig aus den NBA-Playoffs ausgeschieden. Beim (noch) aktuellen Meister stehen nun harte Entscheidungen an. Sogar ein Ende des Superstar-Trios um Curry, Thompson und Green ist möglich.

Von Julius Ostendorf

Zugegeben, ein Ende der Erfolgs-Ära wollte man den Warriors bereits vor einigen Jahren andichten. Nach der Finals-Niederlage gegen die Toronto Raptors 2019 kamen auf die Franchise auch tatsächlich zwei zähe Jahre zu. Allen Widrigkeiten zum Trotz überwanden Stephen Curry und Co. die Krise und saßen am Ende doch wieder auf dem NBA-Thron.

Diesmal aber ist es anders. Keine Verletzung, die es auszukurieren gilt, keine fehlende Motivation, die zurückkehren wird. Viel mehr sind die Warriors nun mit einem strukturellen Problem konfrontiert, das sich über Jahre hinweg entwickelt hat.

Joe Lacob - der Möglichmacher im Hintergrund

Hatte es vor der vergangenen Spielzeit noch irgendwelche Zweifel an den Stars der Warriors gegeben, spätestens nach Ablauf der Saison waren sie Geschichte. Die vierte Meisterschaft binnen acht Jahren zementierte die Karriereleistung des Trios um Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green, die allesamt dort auch gedraftet und entwickelt wurden. Und doch hatte der gesamte Playoff-Lauf nur wegen einer Person überhaupt erst stattfinden können: Mehrheitseigner Joe Lacob.

Der Milliardär machte in den vergangenen Jahren nie einen Hehl daraus, dass er dem Team stets das geben würde, was es für einen Titel bräuchte. Zuletzt war das eben vor allem eins: Geld - und davon nicht wenig. Ein Starensemble, wie das der Warriors, hat nun einmal seinen Preis, weiß auch der gebürtige Kalifornier. "Für gute Dinge muss man eben gutes Geld bezahlen", hatte Lacob im vergangenen Jahr noch zugegeben.

Luxussteuer geht durch die Decke

Dann wäre da aber noch eine zweite Problematik: die Gehaltsobergrenze. Eine Maßnahme, die angedacht ist, um das Gleichgewicht innerhalb der Liga aufrechtzuerhalten. Anders als im Vergleich zur US-Football-Liga NFL handelt es sich hierbei allerdings nicht um eine feste unverrückbare Größe. In der NBA gilt: Wer mehr als erlaubt bezahlt, zahlt zusätzlich drauf. "Luxussteuer" ist das Wort dazu, das die Franchise-Besitzer aufschrecken lässt.

Auch in dieser Hinsicht ist der Noch-Meister das Maß aller Dinge. In der laufenden Spielzeit kommen die "Dubs" auf eine Luxussteuer-Rechnung von knapp 170 Millionen Dollar - NBA-Rekord! Zum Vergleich: die Los Angeles Lakers, gegen die man sich eben erst in den Playoffs geschlagen geben musste, drücken dieses Jahr gerade einmal 40 Millionen Dollar zusätzlich ab. Nochmal deutlich teurer könnte es dann aber in der kommenden Saison werden.

Rekordverdächtige Gehaltsabrechnung - ist es das wert?

Thompson und Green sind dann in ihrem finalen Vertragsjahr - dem traditionell höchstdotierten. Ab Sommer greift außerdem die Vertragsverlängerung von Youngster Jordan Poole, dessen Gehalt von knapp vier auf mehr als 27 Millionen Dollar steigt. Aus 170 Millionen Dollar Luxussteuer werden dann mehr als 240. Und zur Erinnerung: dieser Betrag ergänzt nur die normale Gehaltsabrechnung. Insgesamt würde man laut Insider Adrian Wojnarowski auf mehr als 500 Millionen Dollar Gehalt in nur einer Saison zusteuern.

Selbst für den spendablen Lacob sind die Spielergehälter kein Fass ohne Boden, wie er im vergangenen Sommer betonte: "Es gibt Grenzen. Ich werde nicht sagen, wie hoch, aber es gibt Grenzen für das, was wir tun können." Dabei richte sich das Budgetlimit wohl weniger nach einer fixen Dollarzahl, sondern mehr nach dem Teamerfolg in einer Saison. "Wir schauen wie alles läuft dieses Jahr und dann kümmern wir uns im Sommer darum", hatte er im vergangenen Oktober angemerkt.

Nach Frühem Playoff-Aus: Kommt jetzt der Umbruch?

Nach dem Playoff-Aus gegen die Lakers ist jener Sommer nun eingeleitet. Die Warriors-Führung wird sich die Frage stellen müssen, ob man es trotz des frühzeitigen Ausscheidens im nächsten Jahr nochmal mit diesem so teuren Kader probieren will - inklusive der rekordverdächtigen Gehaltsabrechnung von einer halben Milliarde Dollar.

Es ist sicherlich das Traumszenario schlechthin, dass Curry, Thompson und Green eines Tages zusammen im Warriors-Jersey in den Sonnenuntergang reiten. Doch realistisch betrachtet sind zumindest Zweifel angebracht.