Basketball NBA-Coach Steve Kerr: Sechs Finals in acht Jahren

Stand: 02.06.2022 14:00 Uhr

Steve Kerr ist seit 2014 Trainer der Golden State Warriors. Seitdem hat er eine gute Mannschaft zu einem Superteam geformt, das jetzt schon zum sechsten Mal unter ihm in den Finals der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA steht. Kerr macht auch abseits des Sports regelmäßig auch sich aufmerksam. Er kritisiert immer wieder soziale Missstände und Ungerechtigkeiten in den USA.

Dass Steve Kerr nicht nur ein sehr guter Basketballtrainer ist, sondern auch ein guter Spieler in der NBA war, haben viele durch die Netflix-Serie "The Last Dance" erfahren, die die Erfolgsgeschichte der Chicago Bulls rund um die Legende Michael Jordan erzählt.

Kerr hat zwischen 1993 und 1996 als Aufbauspieler bei den Chicago Bulls gespielt und in der Zeit drei Meisterschaften gewonnen. Kerr war einer von mehreren wichtigen Rollenspielern, die das Star-Trio aus Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman ergänzt haben. Nach diesem Erfolg hat Kerr noch zwei weitere Titel als Spieler mit San Antonio gewonnen.

Kerr hat bald keinen Finger mehr für Meister-Ringe frei

Spieler und Trainer in der NBA bekommen für jeden Meistertitel einen goldenen, protzigen Ring. Kerr könnte bald nicht mehr genügend Finger für die Anzahl seiner Ringe haben. Neben fünf Titeln als Spieler kommt Kerr nach sieben Jahren als Trainer auf drei weitere Titel und steht in diesem Jahr schon wieder in den NBA-Finals gegen die Boston Celtics.

Steve Kerr hat 2014 ein Team übernommen, in dem drei junge Stars den Ton angegeben haben. Aufbauspieler Stephen Curry, Flügelspieler Klay Thompson und Power Forward Draymond Green. Die Warriors waren zu diesem Zeitpunkt ein gutes Playoffs-Team, aber kein Meisterkandidat, Steve Kerr war zu dem Zeitpunkt TV-Analyst ohne Trainererfahrung.

Viel Bewegung macht die Warriors-Offensive extrem gefährlich

Das Offensive-Rating misst in der NBA, wie viele Punkte ein Team pro 100 Ballbesitze macht. Es ist ein guter Indikator, wie stark ein Team offensiv ist. Kerr hat es in seinem ersten Jahr als Trainer geschafft, dass die Warriors das zweitbeste Rating in der Liga haben - die Saison davor standen die Warriors diesbezüglich auf Platz zwölf.

Kerr hat ein offensives System kreiert, in dem der Ball und auch die Spieler sich sehr viel bewegen. Stephen Curry hat sich in dieser Zeit zum Superstar der NBA entwickelt. Für einen so agilen Aufbauspieler, der sehr gut von der Dreierlinie trifft und geschickt zum Korb zieht, ist es nicht gerade üblich, dass er sich viel bewegt, wenn er nicht den Ball hat. Im System der Warriors ist das anders. Curry bewegt sich fast permanent, nutzt Blöcke aus, zieht in die Zone und taucht auf der anderen Seite wieder auf. Oft entwischt er so der Verteidigung und kommt zum freien Wurf.

Ex-Warriors Spieler Harrison Barnes lobt wie viele andere Spieler die Art und Weise, wie Coach Kerr kommuniziert: "Was ihn zu einem sehr guten Trainer macht, ist seine Fähigkeit, zu kommunizieren, was genau er von dir will und was du besser machen musst."

Vom besten zum schlechtesten Team der Liga

Kerr und das Star-Trio standen die ersten beiden gemeinsamen Saisons jeweils in den NBA-Finals und holten einen Titel. Dann machte ein neuer TV-Deal der NBA und viel frisches Geld es möglich, dass einer der besten Spieler der NBA, Kevin Durant, neben den drei gut bezahlten Stars Platz im Gehaltsgefüge finden konnte. Nach dieser Verpflichtung ahnten viele genau das, was dann auch passierte. Die Golden State Warriors waren so gut wie unschlagbar und zogen drei weitere Jahre in die Finals ein und gewannen zwei weitere Titel.

Doch dann: Klay Thompson riss sich das Kreuzband, Kevin Durant wechselte das Team, Stephen Curry brach sich die Hand. In der NBA kann alles so schnell gehen. Die Warriors wurden vom Topteam zu einem der schlechtesten Teams, verpassten zwei Jahre lang die Playoffs. Viele schrieben sie ab - zumindest als Titelfavorit.

Deswegen ist der Einzug in die NBA-Finals in dieser Saison eine weiterer Beweis dafür, wie gut Trainer Steve Kerr und das Management der Warriors darin sind, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Die Warriors hatten die Geduld und den Mut, die zwei Jahre dafür zu nutzen, junge Spieler zu entwickeln und neue Spieler zu holen, die gut zum Star-Trio aus Curry, Thompson und Green passen.

Kerr nutzt Plattform für Protest

Kerr macht auch abseits des Sports regelmäßig auch sich aufmerksam. Während der Conference Finals gegen die Dallas Mavericks vor einer Woche kam es in den USA zum Amoklauf an einer Grundschule in Texas. Auf der üblichen Pressekonferenz vor dem Spiel wollte Kerr nicht über Basketball reden. In einer emotionalen Rede sprach Kerr wütend über die schrecklichen Ereignisse und kritisierte scharf Politiker, die strengere Waffengesetze verhindern.

Kerr nutzt seine Plattform als Trainer immer wieder und spricht primär über Rassismus, Immigration und Waffengewalt. Er startete damit, als Donald Trump US-Präsident wurde und auf Twitter die US-Amerikaner mit seinen Aussagen spaltete. Kerr und die Warriors verweigerten als NBA-Champion den sonst üblichen Besuch im Weißen Haus. Nach dem Tod des Schwarzen George Floyd unterstütze Kerr die Black-Lives-Matter-Bewegung.