Berlins Maodo Lo (re.) im Duell mit Bonns Karsten Tadda

Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga Bonn spielt gegen Alba um Platz eins

Stand: 25.04.2023 08:03 Uhr

Im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL) zwischen den Telekom Baskets Bonn und Alba Berlin am Dienstagabend (25.04.2023) entscheidet sich wohl auch, wer die Saison auf Platz eins beendet. Die Bonner sind zum Herausforderer gewachsen und haben schon jetzt neue Spannung ins Titelrennen gebracht.

Alba Berlin scheint bereit für das Gipfeltreffen gegen Bonn. Dies unterstrich Gabriel Prochida in der Partie gegen Rostock am Sonntag noch einmal auf spektakuläre Weise: Im dritten Viertel klaute der Italiener dem Gegner den Ball und hob im Anschluss zum Dunk ab, drehte sich in der Luft aber nochmal um die eigene Achse, bevor er den Ball im Korb versenkte. Ein sogenannter "360 Dunk", den man sonst auf amerikanischen Freiplätzen sieht, in der Basketball-Bundesliga dagegen eher selten.

Für den letzten Höhepunkt des Spiels sorgte Berlins Tim Schneider, der mit einem Dreier kurz vor Schluss die 100-Punkte-Marke knackte. Von den Mitspielern auf der Bank gab es dafür das obligatorische Donut-Zeichen, als Erinnerung an Schneider, der damit eine Runde Schmalzkringel fürs Team ausgeben musste. Stammkräfte wie Louis Olinde oder Johannes Thiemann hatten es sich da längst gemütlich gemacht und verfolgten den souveränen 104:79-Sieg, den elften Liga-Sieg in Serie, von draußen.

Bonn gegen Berlin - Top-Duell um Platz eins in der BBL

Luke Sikma und Maodo Lo, die beiden Anführer der Berliner, durften sogar komplett aussetzen und Kraft tanken, für das wichtigste Spiel der bisherigen Saison: Denn bereits am Dienstagabend (19 Uhr, Live-Ticker auf sportschau.de) treten die Berliner beim Tabellenzweiten aus Bonn an.

Beim Spitzenspiel am 31. Spieltag dürfte auch die Vorentscheidung darüber fallen, wer die reguläre Saison auf Platz eins beendet. Und damit in den Playoffs Heimrecht hat, bis zu einem möglichen fünften Spiel in der Finalserie. Aktuell liegen Berlin und Bonn zumindest nach Niederlagen gleichauf. Spitzenreiter Berlin (29 Siege, zwei Niederlagen) hat zwei Spiele mehr absolviert als Bonn (27:2), die Berliner haben zudem das Hinspiel knapp für sich entschieden (81:76) und damit auch im direkten Vergleich aktuell noch die Nase vorn. Der Verlierer des Top-Duells könnte es in der Endabrechnung in jedem Fall nicht mehr aus eigener Kraft auf Platz eins schaffen. "Wir freuen uns auf das Spiel", sagte Berlins Malte Delow bei "Magentasport". "Wir wollen Erster werden, dafür müssen wir gewinnen."

Alba will Platz eins - bloß kein Halbfinale gegen den FC Bayern

Platz eins dürfte für die Berliner auch angesichts der übrigen Tabellensituation von besonderem Interesse sein: Wegen der Playoff-Arithmetik würde Alba als Hauptrundenerster aller Voraussicht nach erst im Finale auf den FC Bayern treffen, den Dauerrivalen der vergangenen Jahre. "Natürlich will keiner im Halbfinale gegen Bayern spielen", sagte auch Berlins Geschäftsführer Marco Baldi gegenüber "dpa".

Gegen die Münchner verlor Alba in dieser Saison schon das Halbfinale im Pokal, und damit auch den ersten Titel der Saison. In der Liga wird der FC Bayern diesmal aber aller Voraussicht nach nur auf Platz drei landen. München hat schon sechs Niederlagen auf dem Konto, bei noch vier ausstehenden Spielen wäre es zwar theoretisch möglich, am Ende zumindest noch Bonn abzufangen.

Bonn mit der besten Saison seiner BBL-Historie

Aber zugleich doch höchst unwahrscheinlich, denn auch die Rheinländer präsentieren sich in dieser Saison sehr stabil: In der Liga haben sie sogar vierzehn Spiele in Serie gewonnen. Und das, obwohl sie seit Dezember auf Jeremy Morgan, einen ihrer wichtigsten Spieler, verzichten müssen. Der US-Amerikaner, der bis dahin 16 Punkte im Schnitt erzielt und vor allem in der Defensive geglänzt hatte, zog sich eine komplizierte Nackenverletzung zu. Die Bonner ließen sich davon und auch von weiteren Ausfällen nicht stoppen: Sie dominierten weiter die Liga, mit 27 Siegen spielen sie bereits jetzt ihre beste Saison in der BBL-Geschichte. In der Champions League erreichten sie zudem das Final Four und greifen nach dem ersten internationalen Titel.

Bonn stellt weiter die beste Offensive der Liga (89,2 Punkte im Schnitt). Angeführt vom kaum zu stoppenden Spielgestalter TJ Shorts, der auch als Topfavorit bei der Wahl zum wertvollsten Spieler der Liga ("MVP") gilt. Neben dem überragenden Shorts funktionieren die Bonner aber auch als Team, mit klarer Rollenverteilung, taktisch hervorragend eingestellt vom Coach Tuomas Iisalo. Der Finne gilt als einer der aufstrebenden Trainer in der europäischen Szene, schon in seiner ersten Saison hat er Bonn nach vielen dürren Jahren wieder ins Halbfinale geführt und damit dem traditionsreichen Basketball-Standort neues Leben eingehaucht.

Bonn als Herausforderer von Alba und dem FC Bayern

Die Telekom Baskets dürfen es schon jetzt als Erfolg für sich verbuchen, dass sie aus dem Dauer-Duell im deutschen Basketball zwischen Berlin und München wieder einen echten Dreikampf um den Titel gemacht haben. Beim Meister in Berlin sehen sie Bonn inzwischen als echten Titelanwärter: "Bonn ist das beste Team dieser Saison", sagte Berlins Coach Israel Gonzalez dem "sid".

"Sie haben eine unfassbare Serie hingelegt. Sie sind sehr sicher, fast dominant und überzeugt von dem was sie tun", sagte Alba-Geschäftsführer Baldi vor dem Spiel am ausverkauften Bonner Hardtberg, bei dem die Berliner auch gegen 6.000 Fans antreten. "Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren", so Baldi.

Womöglich wird es aber nicht das letzte Duell in dieser Saison werden, und beide sehen sich noch einmal in den Playoffs wieder: im Finale um die Meisterschaft.