NDR-Sport Hamburg hat wieder Football: Sea Devils starten in die neue ELF

Stand: 20.06.2021 09:08 Uhr

14 Jahre nach dem letzten großen Triumph sind die Hamburg Sea Devils zurück auf der Football-Bühne. Der NFL-Europe-Champion von 2007 startet heute in die neu geschaffene und auch viel kritisierte European League of Football (ELF).

Von Matthias Heidrich

Ein Hauch der guten alten Hamburger Football-Zeit wird heute durch das Hoheluft-Stadion wehen. Wo sonst die Oberliga-Fußballer des SC Victoria um Punkte spielen, empfangen die Sea Devils die Frankfurt Galaxy zum ersten Heimspiel in der ELF. "Es ist eine tolle Sache, für den Football in Deutschland ein neues Kapitel aufzuschlagen", sagt Devils-Manager Max Paatz dem NDR.

Hamburg gegen Frankfurt, das erinnert an die goldenen Footballzeiten in den 1990er-Jahren. Damals jubelten im Schnitt 20.000 Fans im Volksparkstadion den Blue Devils zu, die 1996 den German Bowl gewannen. An der Hoheluft werden es am Sonntag (15 Uhr) immerhin 1.586 Zuschauer (ausverkauft) sein - in Corona-Zeiten auch schon ein Highlight.

Vor 25 Jahren lief Patrick Esume für die Blue Devils auf, als Safety und Cornerback. Jetzt steht der gebürtige Hamburger als ELF-Chef auf der anderen Seite. Die European League of Football ist seine Idee, sein Baby. "Vor vier Jahren saß ich in meiner Küche und habe gesagt: 'So wie der deutsche und europäische Football funktioniert, ist einfach nicht das, was ich will", erinnert sich der 47-Jährige. "Irgendwann muss man es dann auch selber und besser machen, anstatt sich immer zu beklagen."

Die NFL Europe lässt grüßen

In der privat organisierten Liga nehmen ab Sonnabend acht Mannschaften den Spielbetrieb für die viermonatige Saison auf. Fünf der acht Teams wecken Erinnerungen an die NFL Europe, die 2007 nach der Championship für die Sea Devils aus finanziellen Gründen eingestellt wurde: Neben Hamburg und Frankfurt wären da die Berlin Thunder, Cologne Centurions und Barcelona Dragons. Hinzu kommen die Leipzig Kings, die Stuttgart Surge und die Panthers Wroclaw aus Breslau in Polen.

Gespielt wird nach NFL-Regeln, aber die Zahl der erlaubten US-Profis pro Team ist auf vier beschränkt. "Die ELF soll eine Liga für die Spieler sein. Eine Plattform, wo sie sich in den Vordergrund stellen können", so Esume, für den das alles aber nur der Anfang sein soll.

"Ich träume davon, dass wir in fünf oder sechs Jahren 24 Teams haben - vom Bosporus bis London. Mir ist aber auch klar, dass es bis dahin noch ein langer, langer Weg ist."
— ELF-Chef Patrick Esume

Die Sea Devils haben aus der vorgegebenen Not eine norddeutsche Tugend gemacht. "Wir haben in unserem 65er-Kader bis auf vier Amerikaner und drei europäische Spieler überwiegend Norddeutsche", erklärt Paatz. "Wenn ich die Kieler und Lübecker jetzt einfach mal einbürgere, haben wir drei Viertel Hamburger Material."

"Brutale Kannibalisierung des deutschen Footballs"

Was der Sea-Devils-Manager mit einem Augenzwinkern berichtet, stößt bei vielen Vertretern der German Football League (GFL) auf Verärgerung. Tilman Engel, Ex-Manager der Frankfurt Galaxy in der NFL Europe und aktuell Berater für die German-Bowl-Endspiele des deutschen Verbandes in Frankfurt, sprach in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von einer "brutalen Kannibalisierung des deutschen Footballs".

Tatsächlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass die ELF-Clubs bei den GFL-Teams Spieler und Trainer großflächig abgeworben haben. "Alle haben sich uns freiwillig angeschlossen. Und das ist ihr gutes Recht", hält Esume dagegen.

Quarterback Ceesay: "Die Championship ist das Ziel"

Einer von ihnen ist Salieu Ceesay. Der Backup für US-Quarterback Jadrian Clark kam vom GFL-Club Elmshorn Fighting Pirates nach Hamburg und fiebert dem ELF-Start entgegen. "Man spürt den Hype, der ist wirklich real", sagt der gebürtige Lübecker dem NDR.

Der 22-Jährige will mit den Sea Devils nicht kleckern, sondern klotzen: "Die Championship ist das Ziel." Und damit auch Düsseldorf, denn der Bowl der European League of Football steigt am 26. September im Stadion der Fortuna.

Aber erst einmal freut sich Ceesay auf die Fans an der Hoheluft. "Man hat ja gesehen, wie schnell die 1.600 Tickets ausverkauft waren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Hamburg richtig zum Brennen bringen." Vielleicht noch nicht ganz so wie einst die Blue Devils, aber ein neuer Anfang ist es allemal.

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 20.06.2021 | 19:30 Uhr