Weltcup-Start im alpinen Parasport - Bundestrainer Wolf erwartet Medaillen

Stand: 07.12.2021 10:30 Uhr

Die alpinen Stars des Parasports messen sich erstmals in diesem Winter. Vor dem Weltcup-Auftakt im österreichischen Steinach am Brenner blickt Bundestrainer Justus Wolf auf einen spannenden Winter.

Von Maria Köhler-Thiel

Bei Bundestrainer Justus Wolf kann man sich die Sorgenfalten angesichts der ungewissen Corona-Lage gut vorstellen. Im Gespräch mit der Sportschau sagt er zu den Vorbereitungen auf die neue Saison: "Bis Anfang Oktober ging es relativ gut, dann wurde es schlechter und bereitet einem Kopfzerbrechen - wieder mehr Tests, Unklarheiten, Absagen, Umverlegungen. Ich hoffe, das der Peak erreicht ist." Der Coach lacht, wenn er das Schreiben "enormer Zusatzmails mit Impfbestätigungen" als Vollbeschäftigung bezeichnet. Vor allem der Lockdown in Österreich, wo sein Team gern trainiert, beschäftigt ihn: "Die Trainingsmöglichkeiten haben sich auf wenige Skigebiete beschränkt - der alltägliche Nonsens."

Impfpflicht für WM- und Paralympics-Team

Dabei geht es für seine Athletinnen und Athleten in diesem Winter um Gold, Silber und Bronze - bei den Para Snow Weltmeisterschaften vom 8. bis 23. Januar 2022 in Lillehammer und den Paralympics vom 4. bis 13. März 2022 in Peking. Wer vom Verband für den Saisonhöhepunkt nominiert werden will, müsse die Corona-Impfungen nachweisen, so Wolf, der betonte, dass das eine Frage der Verantwortung sei.

Zudem weiß er: "Wenn man problemlos reisen möchte, führt beim Athleten oder Trainer nichts an einer vollständigen Impfung vorbei." Das Para-Team nutzt für die Kontaktnachverfolgung und das Nachweisen von Tests inzwischen den Passport des Skiweltverbandes FIS - eine kleine Hilfe im Alltag.

Erster Para-Weltcup in Steinach am Brenner

So kompliziert die organisatorischen Hürden sind, so zufriedenstellend sind Trainingsumfang und Intensität im deutschen Kader. "Jetzt wird es interessant zu sehen, wo man international steht", schaut Wolf auf den ersten Weltcup des Winters im österreichischen Steinach am Brenner (7.-10. Dezember). Mit dem Super-G geht es los, zweimal misst sich die Konkurrenz im Riesenslalom. Dabei stehen Anna-Lena Forster (sitzende Klasse), Anna-Maria Rieder und Andrea Rothfuss (beide stehende Klasse) im Fokus.

Bochet, Ramsay und Jepsen noch immer aktiv

Mit Spannung wird auch die aktuelle Leistung der französischen Ausnahme-Athletin Marie Bochet (acht Siege bei den Paralympics) sowie der Kanadierinnen um Alana Ramsay und Mollie Jepsen erwartet. Bei den sitzenden Frauen muss man wohl auch die Japanerin Momoka Muraoka mit als starke Konkurrentin Forsters auf dem Zettel haben. Russland ist aufgrund von Dopingvergehen nach wie vor von Wettkämpfen ausgeschlossen.

Russische Sportlerinnen und Sportler dürfen aber wohl weiterhin unter neutraler Flagge an den Events teilnehmen.

Bundestrainer Justus Wolf: "Erwarten Medaillen"

Die sportlichen Ambitionen in dieser Saison benennt Wolf klar: "Auf jeden Fall erwarten wir spätestens in Peking starke Leistungen und sehen Medaillen. Da erwarten wir schon, dass sie auch jetzt regelmäßig auf das Weltcup-Podest kommen." In Pyeongchang hatten die deutschen Skirennläuferinnen zehn Medaillen errungen - drei davon gingen an Para-Star Anna Schaffelhuber, die ihre Karriere 2019 beendete.

Einzig hinter Noemi Ristau, die eine Bänderverletzung hatte, steht noch ein Fragezeichen. Wolf erklärt: "Da hoffen wir, dass sie spätestens im Januar vollumfänglich einsteigt. Die Paralympics sind noch möglich." Die sehbehinderte Starterin setze auf eine konservative Lösung mit einer Knie-Orthese und muskulärem Ansteuerungstraining, so der Bundestrainer.

Alpiner Parasport in Deutschland eine Frauen-Domäne

Und bei den Männern? Nachdem Georg Kreiter und Thomas Nolte ihre aktive Karriere beendet haben, ist an der aktuellen Frauen-Domäne laut Wolf wenig zu machen: "Das liegt an der kleinen Grundgesamtheit des Paraskisports. Wir haben nicht Tausende Sportler zur Verfügung." Immerhin: Christoph Glötzner und Leander Kress, die stehend starten, haben dem Bundestrainer zufolge die Chance, an den Wettkämpfen in Peking teilzunehmen und Erfahrungen für die Paralympics 2026 in Italien zu sammeln.

Gezielte Nachwuchsmaßnahmen waren wegen der Kontaktbeschränkungen in diesem Jahr nicht möglich. Wolf wünscht sich für den nächsten Winter normale Abläufe: "Ich hoffe ganz fest, dass das die letzte Saison mit enormem Corona-Einfluss sein wird."

Weltcups in St. Moritz und Åre

Von den vier alpinen Weltcups in diesem Winter lässt das deutsche Team die Station Veysonnaz (6.-13. Februar) in der Schweiz aus. "Das wäre vergeudete Zeit", da die internationale Konkurrenz auch nicht da sei, so Wolf.

Stattdessen soll in Österreich, der Schweiz oder Südtirol der Feinschliff für die Großereignisse 2022 erfolgen. Die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt in Peking läuft einzig über Videos und Animationen. Wolf schildert: "Der Ausfall der Testevents ist ein größeres Problem. Die Vorbereitung ist fast nicht existent, aber das geht ja allen Nationen so."