Markus Eisenbichler in Aktion

Skispringen Trotz Schanzenrekord - Eisenbichler verpasst Podest in Lillehammer

Stand: 16.03.2023 18:27 Uhr

Skispringer Markus Eisenbichler hat in Lillehammer seinen zweiten Podestplatz in diesem Winter nur knapp verpasst - trotz der Einstellung des Schanzenrekords von Simon Ammann. Karl Geiger und Andreas Wellinger erlebten dagegen einen Tag zum Vergessen.

Von Jonas Schlott

Wechselnde Winde waren auch beim dritten Wettkampf der Raw-Air-Tour in Lillehammer am Donnerstag (16.03.2023) das bestimmende Thema. Faire Bedingungen für alle Athleten waren so nicht gegeben. Die einen kamen bei Aufwind mächtig ins Fliegen, die anderen stürzten dagegen regelrecht ab. Der Wettkampf musste immer wieder unterbrochen werden.

Eisenbichler wie einst Ammann: "Für diese Sprünge lebe ich"

Markus Eisenbichler konnte aus den widrigen Umständen vor allem im zweiten Durchgang das Optimum herausholen. Bei perfekten Bedingungen segelte er auf 146 Meter und stellte den Schanzenrekord am Lysgårdsbakken von Simon Ammann aus dem Jahr 2009 ein.

"Das hat sich gut angefühlt", schmunzelte Eisenbichler in einer ersten Reaktion am Sportschau-Mikrofon. "Ich habe den Wind ausgenutzt und hätte nicht gedacht, dass ich ihn so geschmeidig hinbekomme. Für diese Sprünge lebe ich. Da raste ich dann auch richtig aus!"

Markus Eisenbichler - "Für diese Sprünge lebe ich

Sportschau, 16.03.2023 15:10 Uhr

Kubacki gewinnt - Granerud bleibt in der Raw Air vorne

Für den Sprung auf das Podest sollte das trotzdem nicht reichen - auch weil Eisenbichler nach dem ersten Durchgang "nur" Fünfter gewesen war (136 Meter). Der Sieg ging an den Polen Dawid Kubacki (137,5 und 138,5 Meter), der mit 7,4 Punkten Vorsprung vor Anze Lanisek aus Slowenien (139/136) gewann. Dritter wurde der noch zur Halbzeit führende Daniel Tschofenig aus Österreich (136,5/134). Eisenbichler fehlte am Ende nicht einmal ein Meter auf den dritten Platz.

Beste Chancen auf den Sieg in der Gesamtwertung hat weiter der Norweger Halvor Egner Granerud. Mit 133 und 131,5 Metern beendete der Vierschanzentournee-Sieger aus Norwegen den Wettkampf auf Platz fünf. Vor dem abschließenden Skifliegen in Vikersund beträgt sein Vorsprung auf Lanisek bereits 35,5 Punkte. Stefan Kraft, der Pech hatte und nur Achter wurde, fehlen 38 Punkte auf Granerud.

Geiger nach vorzeitigem Aus "richtig stinkig"

Für Karl Geiger und Andreas Wellinger lief der Wettkampf dagegen enttäuschend. Die beiden konstantesten Springer im deutschen Team schafften es nicht in den finalen Durchgang.

Geiger schlug bereits nach seinem ersten Versuch die Hände über dem Kopf zusammen. Der Oberstdorfer erwischte einen viel zu spätem Absprung am Schanzentisch und konnte überhaupt keine Höhe aufbauen. Nach 114,5 Metern (Platz 37) war nicht nur die Chance auf das Finale dahin, sondern auch jede Hoffnung auf eine gute Platzierung in der Gesamtwertung der Tour. Vor dem Wettbewerb hatte er noch aussichtsreich auf Rang sechs gelegen.

"Das war echt ein mieser Sprung. Und dann ist die Schanze gnadenlos. Wenn man die Flugkurve einmal unterschneidet, kommt man schnell weg. Das ärgert mich richtig. Ich bin ziemlich stinkig", fand Geiger im Anschluss am Sportschau-Mikrofon klare Worte.

Karl Geiger - "Echt einen miesen Sprung gemacht"

Sportschau, 16.03.2023 15:10 Uhr

Auch Wellinger enttäuscht

Einen Tag zum Vergessen erlebte auch Andreas Wellinger, der ähnliche Probleme wie Geiger beim Absprung offenbarte und mit 112,5 Metern ebenfalls das vorzeitige Aus als 42. verkraften musste. Schon in der Qualifikation zum ersten Springen in Lillehammer war der WM-Zweite regelrecht "abgestürzt" und in der Qualifikation ausgeschieden. "Lillehammer und ich... Irgendwie muss ich einen Weg finden, dass wir nächstes Jahr Freunde werden", begegnete Wellinger seiner Leistung mit Galgenhumor. "Der Anlauf ist so gnadenlos am Limit, dass man sich keine Fehler erlauben darf."

Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war nach den enttäuschenden Auftritten seiner beiden besten Springer bedient. "Das war nicht gut. Karl hat den Sprung komplett versemmelt und war viel zu spät dran. "Andi ist gar nicht ins Fliegen gekommen".

Raimund und Schmid machen Plätze gut

Constantin Schmid, Philipp Raimund und Stephan Leyhe hatten den Sprung in das Finale dagegen geschafft. Raimund konnte sich bei günstigen Bedingungen im zweiten Durchgang mit 129,5 Metern noch auf Rang 15 vorarbeiten. Auch Schmid erwischte gute Verhältnisse und verbesserte sich mit 124 Metern auf Platz 21. Mehr Pech hatte Leyhe, der schon nach 112 Metern aufsetzte und 28. wurde. "Man weiß nicht so richtig, was einen erwartet nach der Kante", erklärte der 31-Jährige die Tücken auf dem Lysgårdsbakken. "Es hat sich nicht wirklich nach Aufwind angefühlt. Der Sprung war aber passabel."

Justin Lisso unterstrich seine starke Form der letzten Tage und sammelte weiter Argumente für einen Platz im deutschen Weltcup-Team. 128 Meter bedeuteten Rang 14 nach dem ersten Durchgang. "Ich fühle mich gut. Es macht echt Spaß", freute sich der 23-jährige Thüringer. Seine Leistung konnte er im zweiten Durchgang mit 123,5 Meter nicht ganz bestätigen. So ging es noch vier Plätze nach hinten.

Abschluss in Vikersund

Zum Abschluss der Raw-Air-Serie reisen die Skispringer weiter nach Vikersund. Dort stehen am "Monsterbakken", der größten Skiflugschanze der Welt, am Samstag und am Sonntag noch zwei Wettbewerbe im Skifliegen auf dem Programm.

Raw-Air-Serie der Skispringer
Startzeit Wettbewerb Ort Sieger
10.03. Einzel Männer, Quali HS 134 Oslo Dawid Kubacki (POL)
11.03. Einzel Männer HS 134 Oslo Anze Lanisek (SLO)
12.03. Einzel Männer , Quali HS 134 Oslo Halvor Egner Granerud (NOR)
12.03. Einzel Männer HS 134 Oslo Stefan Kraft (AUT)
13.03. Einzel Männer, Quali HS 140 Lillehammer Halvor Egner Granerud (NOR)
14.03. Einzel Männer HS 140 Lillehammer Halvor Egner Granerud (NOR)
15.03. Einzel Männer, Quali HS 140 Lillehammer Anze Lanisek (SLO)
16.03. Einzel Männer HS 140 Lillehammer Dawid Kubacki (POL)
17.03., 17 Uhr Einzel Männer Quali HS 240 Vikersund
18.03., 16.30 Uhr Einzel Männer HS 240 Vikersund
19.03., 16 Uhr Einzel Männer HS 240 Vikersund