Skifliegen | Weltcup in Oberstdorf Kleiner Rückschlag für Geiger im Kampf um den Gesamtweltcup

Stand: 20.03.2022 17:52 Uhr

Karl Geiger hat seine am Samstag herausgeholten Zähler im Kampf um den Gesamtweltcup wieder eingebüßt. Beim zweiten Skifliegen in Oberstdorf landete er hinter seinem Rivalen. Es siegte der Slowene Timi Zajc.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen im Kampf um den Gesamtweltcup zwischen Karl Geiger und Ryoyu Kobayashi geht weiter. Nachdem Geiger am Vortag noch drei Zähler gutmachen konnte, verlor er am Sonntag das Duell und landete diesmal drei Ränge hinter dem Japaner, der Sechster wurde.

Den Sieg vor knapp 10.000 Fans an der Heini-Klopfer-Flugschanze sicherte sich der Slowene Timi Zajc (211,5/225 m). Er zog im Finale noch am Halbzeitführenden Piotr Zyla aus Polen (218,5/221 m) vorbei und hatte knapp sieben Punkte Vorsprung. Dritter wurde Samstagssieger Stefan Kraft (212/222,5 m). Für Zajc ist es der erst zweite Weltcup-Sieg. Den ersten holte er 2019 an gleicher Stelle.

66 Punkte zwischen Kobayashi und Geiger

Nach dem ersten Durchgang hatten Geiger (214 m) und Kobayashi (217 m) noch lediglich 1,6 Punkte auseinander gelegen. Allerdings verlor Geiger bei schwierigen Bedingungen im zweiten Durchgang erst wichtige Meter (203 m) und damit auch wertvolle Punkte im Kampf um das Gesamtklassement - auch weil sich nach Kobayashis ebenfalls nicht ganz so starkem zweiten Sprung (209,5 m) noch zwei Athleten zwischen die Kontrahenten schoben.

Damit konnte Kobayashi seine Führung wieder um elf Punkte auf 66 Zähler ausbauen (1.544 zu 1.478). Beim Weltcup-Finale in Planica am kommenden Wochenende sind noch maximal 200 Zähler zu vergeben. "Heute war es schon turbulent und nicht einfach zu springen. Da braucht man auch ein Quäntchen Glück. Ich bin nicht ganz zufrieden. Aber es hilft ja nichts", analysierte Geiger nach dem Wettkampf im ZDF.

Den Kampf um den Gesamtsieg hat er aber noch nicht aufgegeben, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit wird: "Das, was ich diese Wochenende gemacht habe, war zu wenig. Das reicht nicht, um vorne mitzuspringen. Wenn ich das Ding noch holen will, muss ich ganz vorne reinspringen. Aber das wird nicht einfach."

Eisenbichler trotzt den schlechten Bedingungen

Ganz zufrieden mit seinem Wettkampf war Markus Eisenbichler. Hatte er nach der Qualifikation am Freitag noch harsche Selbstkritik geübt und einen möglichen Rückzug von den Wettkämpfen angedeutet, zeigte er sich erneut verbessert. Obwohl er in beiden Durchgängen Windpech hatte, kam er auf ordentliche 205,5 und 199,5 Meter. Im Finale erhielt er 24 Bonuspunkte durch die Windkompensation und damit mehr als jeder andere Athlet. In der Endabrechnung lag er punktgleich mit Geiger auf Rang neun.

"Ich bin mit meinem Tag sehr zufrieden und habe sehr gute Sprünge gemacht. Beim Wind kann ich ja leider nichts machen. Ich habe mich echt gesteigert über die letzten Tage, nachdem der Freitag eine Vollkatastrophe war", so Eisenbichler, der nun auf einen schönen Saisonausklang in Slowenien hofft.

Freund: "Waren nicht vom Glück verfolgt"

Zwei stabile Sprünge bei seinem möglicherweise letzten Auftritt in Oberstdorf zeigte Severin Freund. Der Skiflugweltmeister von 2014 flog auf 215,5 und 209,5 Meter. Das reichte für Platz 13. "Ich war nicht weit weg, aber ein bisschen was hat doch gefehlt. Der ganz große Ausreißer war nicht dabei. Und insgesamt waren wir als Team auch nicht vom Glück verfolgt", erklärte Freund nach seinem zweiten Sprung mit Blick auf die wechselhaften Bedingungen.

Schmid verbessert - Leyhe rutscht zurück

Mit 230,5 Metern war Constantin Schmid in der Qualifikation noch bester Deutscher gewesen, im Wettkampf war er dann der schlechteste des DSV-Quintetts. Im ersten Durchgang sprang er mit deutlich weniger Wind knapp 40 Meter kürzer, knackte im Finale aber noch einmal die prestigeträchtige 200-Meter-Marke um einen halben Meter. Damit konnte er sich noch drei Positionen nach vorne schieben auf Rang 24.

"Im ersten habe ich einiges liegenlassen, der zweite war schon wieder etwas besser, wenn auch nicht so gut wie in der Quali", erklärte Schmid im Anschluss. Beim Saisonabschluss in Planica will er dann noch einmal seine persönliche Bestweite angreifen. Die steht aktuell bei 234 Metern.

Ein paar Plätze nach hinten ging es im Finale für Stephan Leyhe. Nachdem er am Samstag wegen der verpassten Qualifikation noch Zuschauer war, schaffte er es diesmal mit 207 Metern locker in den zweiten Durchgang. Die 185,5 Meter dort ließen ihn aber noch auf Position 26 abrutschen.

Prevc in der Qualifikation mit Schanzenrekord

Die Qualifikation vor dem Wettkampf war eine Mischung aus Geduldsprobe, Flugshow und Zitterpartie. Der Wind war so wechselhaft, dass die Springer zwischen Luke elf und 18 von der Schanze geschickt wurden. Den besten Sprung bei in diesem Moment guten Verhältnissen zeigte Domen Prevc. Mit 242,5 Metern baute er den Schanzenrekord in Oberstdorf um vier Meter aus. Auch sein slowenischer Teamkollege reizte die Schanze beinahe vollends aus und sprang auf die alte Bestweite.

Dass es bei den wechselhaften Bedingungen auch in die andere Richtung gehen konnte, erlebten einige Topathleten. Geiger schaffte nach 173,5 Metern auf Rang 37 nur knapp den Einzug in den 40 Athleten umfassenden Wettkampf. Den verpassten hingegen Andreas Wellinger (167 m) und auch der neue Skiflug-Weltmeister und Großschanzen-Olympiasieger Marius Lindvik aus Norwegen nach nur 151,5 Metern.