Eric Frenzel nach seinem Sprung bei der WM

Nordische Ski-WM Eric Frenzel schubst Björn Dählie vom WM-Thron

Stand: 01.03.2023 18:03 Uhr

Durch seine Erfolge hat sich Eric Frenzel den Beinamen "König der Kombinierer" erarbeitet. Gemessen an den WM-Medaillen ist er nun auch Regent der Nordischen Ski-WM. Durch die Silbermedaille im Teamwettbewerb ist er an der norwegischen Langlauf-Legende Björn Dählie vorbeigezogen und nun der erfolgreichste männliche Medaillensammler bei den globalen Titelkämpfen.

Glücklich nahm Eric Frenzel gemeinsam mit seinen Teamkollegen Johannes Rydzek und Vinzenz Geiger Schlussläufer Julian Schmid in die Arme. Hinter Norwegen lief das DSV-Quartett in der Männer-Staffel der Nordischen Kombination am Mittwoch (01.03.2023) auf den zweiten Rang. Damit war klar, dass Frenzel zum insgesamt 18. Mal bei einer WM-Siegerehrung auf dem Podest stehen würde. 

So richtig ankommen wollte es unmittelbar nach dem Rennen noch nicht, zu sehr war Frenzel noch mit dem Rennen und der umstrittenen Entscheidung beschäftigt. Eine knappe Viertelstunde nach der Siegerehrung und zahlreichen Jubelfotos, sah das schon anders aus. "Das ist mega", sagt er nun überglücklich: "Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Zahl jemals erreiche." Teamkollege Geiger fügt an, dass Frenzel "mehr WM-Medaillen als andere WM-Starts" habe: "Das ist einmalig."

Frenzel haut alles raus, was in ihm steckt

Sieben Titel, acht Silbermedaillen und drei bronzene hat der Sachse nun gesammelt und steigt bei den Männern zum alleinigen Rekordhalter, bezogen auf die gewonnenen Medaillen, auf. Zuvor hatte er sich den Spitzenplatz mit Björn Dählie geteilt, der zwischen 1991 und 1999 17 Mal Edelmetall gewann. Hebt man die Geschlechtertrennung auf, liegt allerdings Dählies Landsfrau Marit Björgen mit 26 Medaillen beinahe uneinholbar an der Spitze.

"Schon als ich in Oberstdorf mit Dähli gleichgezogen bin, war das eine besondere Ehre. Jetzt eine mehr zu haben, macht mich megastolz", so Frenzel, der Daehli als "Vorbild" und "Legende" bezeichnet. In Planica ging er als erster des DSV-Quartetts auf die Strecke und haute alles raus, was in ihm steckte: "Da gibt es nicht viel zu überlegen, man muss sich das Rennen einfach so einteilen, dass man am Ende die möglichst schnellste Laufzeit, die man in sich hat, erreicht." Die Strecke sei ihm entgegengekommen und das Material sei "spitze" gewesen.

Knappe Entscheidung über Staffel-Start

Der Möglichkeit, überhaupt eine Medaille in Slowenien gewinnen zu können, ging eine knappe Entscheidung im Training voraus. Die Übungssprünge am Dienstag wurden als interner Ausscheidungswettkampf zwischen Frenzel, Rydzek und Manuael Faißt gewertet. Nach Addition der Sprungergebnisse und unter Heranziehung der Laufstatistiken wurde Faißt gestrichen. 3,7 Punkte trennten Frenzel von der möglichen Zuschauerrolle. 

Für Frenzel sind die Weltmeisterschaften im Tal der Schanzen die neunten in seiner von Erfolgen gespickte Karriere. 2007 war er in Saporro (Japan) erstmals dabei, nun möglicherweise zum letzten Mal. Neben den zahlreichen WM-Titeln, ist er dreifacher Olympiasieger und hat im Weltcup 43 Einzelsiege und fünf Gesamtsiege gefeiert. Doch in den vergangenen Jahren wurde der Abstand zur Spitze immer größer, bei den Olympischen Winterspielen vor einem Jahr in Peking war er lange in Corona-Isolation und konnte nicht in die ersten Wettkämpfe eingreifen. Dann verausgabte er sich bis zur totalen Erschöpfung in der Staffel, die Silber gewann.

Wie lange wird Frenzel noch kämpfen?

Das ist es, was Frenzel ausmacht, dass er nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen ist und niemals aufgibt. "Er ist ein Sportsmann sondersgleichen", attestiert ihm Bundestrainer Hermann Weinbuch und gab seinem Schützling die Attribute "fleißig" und "bescheiden". Jahr für Jahr müsse sich Frenzel in der Vorbereitung wieder an die anderen herankämpfen und "alles neu lernen", sagt Weinbuch: "Man kann ihm nur gratulieren, nicht nur zu seinen Medaillen, sondern auch zu seiner Persönlichkeit." Auch wenn seine aktive Zeit sich dem Ende neigt, ist Frenzel noch immer mit voller Leidenschaft dabei. "Sport ist nicht nur die Sonnenseite des Lebens", fasste der inzwischen 34-jährige Frenzel seine Situation noch vor der WM zusammen.

Wird es aber noch eine zehnte WM für Frenzel geben? Er selbst gibt sich bedeckt, will sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren: "Ein Wettbewerb ist erstmal noch hier". Bundestrainer Weinbuch glaubt eher, dass Frenzel in den wohlverdienten Sportler-Ruhestand geht: "Er arbeitet schon länger mit diesen Gedanken. Mein Gefühl ist, dass er schon eine Entscheidung getroffen hat." Frenzel will sich zunächst mit seiner Frau und der Familie besprechen: "Die sollen es als erste erfahren." Zunächst aber darf Frenzel noch einmal das Treppchen bei einer WM-Siegererhrung erklimmen. Zum 18. Mal - als Regent der Nordischen Ski-WM.