Friedrich Moch und Jonas Dobler feiern gemeinsam die Bronzemedaille

Nordische Ski-WM "Kleines Langlauf-Wunder" - Deutsche Männer-Staffel holt Bronze

Stand: 03.03.2023 14:22 Uhr

Die deutschen Männer haben in der Langlauf-Staffel bei der Weltmeisterschaft in Planica sensationell Bronze gewonnen.

Einen Tag nach der Silbermedaille für die deutsche Frauenstaffel haben die Männer nachgelegt und für eine Sensation gesorgt: Albert Kuchler, Janosch Brugger, Jonas Dobler und Friedrich Moch gewannen am Freitag (3.3.2023) im 4 x 10 km-Staffelrennen Bronze.

Gold sicherte sich Abo-Weltmeister Norwegen. Hans Christer Holund, Pal Golberg, Simen Hegstad Krüger und Johannes Hoesflot Kläbo deklassierten die Konkurrenz. Finnland lief ebenfalls einsam zu Silber (+ 46 Sekunden).

Rakete im Überraschungsei war ein Zeichen

Dahinter tobte bis zum letzten Kilometer der Kampf um Bronze, den Friedrich Moch für sich entschied und Deutschland die erste Staffelmedaille seit 2011 bescherte. Einen Riesenanteil an der Medaille hatte Dobler, der Deutschland erst wieder auf Medaillenkurs lief, Friedrich brachte Bronze cool ins Ziel.

"Die Rakete im Überraschungsei war ein Zeichen", lachte Bundestrainer Peter Schlickenrieder, der den Glücksbringer vor dem Rennen geschenkt bekam. Schlickenrieder freute sich für die ganze Mannschaft: "Alle haben einen Riesenjob gemacht."

Norwegen nicht zu schlagen

Gold war praktisch schon vor dem Startschuss an Norwegen vergeben. Team Norge ist im Männer-Langlauf die klare Nummer eins, räumte in Slowenien alle Langlauftitel ab und ist bei Weltmeisterschaften in der Staffel seit 2001 ungeschlagen.

In Planica ließen die Überflieger ab dem ersten Kilometer keine Zweifel aufkommen und deklassierten die chancenlos Konkurrenz schon auf dem ersten Kilometer. Startläufer Holund riss sofort eine Lücke, die anderen Nationen konnten und wollten nicht folgen.

Norwegens Staffel feiert Schlussläufer Klaebo

Norwegens Staffel feiert Schlussläufer Johannes Hoesflot Klaebo

Schlickenrieders Plan geht auf

Während Norwegen einsam zu Gold lief und das vorletzte WM-Rennen als besseres Training betrachten konnte, liebäugelte das deutsche Team mit einem Platz auf dem Treppchen. Die Favoriten waren sicher andere, doch Optimist Schlickenrieder hatte seinen Jungs viel Selbstvertrauen eingehaucht und hoffte, dass Schlussläufer Friedrich Moch noch Kontakt zu einem Medaillenplatz haben würde.

Kuchler mit starkem WM-Staffeldebüt

Der Plan ging auf. Startläufer Albert Kuchler lieferte ein starkes WM-Debüt ab, kämpfte in der großen Verfolgergruppe bravourös, nutzte den Windschatten und quälte sich mit schnellem Ski, aber fehlenden Abdruck am Berg über seine zehn Kilometerrunde. Er schickte seinen Teamkollegen Janos Brugger gemeinsam mit sieben anderen Nationen auf Position neun auf die Reise und gestand danach im Ersten: "Ich war ziemlich aufgeregt, bin froh, dass es so gut gelaufen ist und hoffe, dass wir weiter im Rennen um die Medaillen bleiben."

Brugger verliert Bronze aus dem Blick

Die Hoffnung auf Sensations-Silber oder Bronze schmolz, als Brugger auf seiner Runde dem hohen Tempo nicht folgen konnte. Während sich der Finne Ivo Niskanen allein auf die aussichtlose Verfolgung von Norwegen machte, kämpften Frankreich, Schweden, die Schweiz und Kanada um den dritten Platz.

Deutschland verabschiedete sich vorübergehend aus dem Medaillenkampf, weil Brugger abreißen lassen musste und als Siebter 1:21,1 Minuten hinter Norwegen, aber auch schon 20 Sekunden hinter der Gruppe um Frankreich ins Ziel kam.

Dobler hält Staffel im Rennen

Jonas Dobler brauchte jetzt ganz schnelle Beine - und die hatte er. Der Bayer lief in der freien Technik die Lücke tatsächlich zu und so war das deutsche Team nach 25 Kilometern wieder drin in der Tombola um Bronze. Dagegen verabschiedete sich die Schweiz aus diesem Kampf. Aus dem Verfolger-Quintett wurde ein Vierkampf um Bronze. "Unser Ziel war es, dass wir bei der Musik bis zum letzten Läufer dabei sind. Das ist gelungen", freute sich Dobler, der alles riskierte und Deutschland so im Rennen um die Medaillen hielt.

Jonas Dobler in Planica

Moch sprintet zu Bronze

Schlussläufer Moch, aktuell der stärkste deutsche Läufer, ging gemeinsam mit Kanada, Frankreich und Schweden auf die Jagd nach Bronze. Der 22-Jährige musste sich unter anderem mit dem schwedischen Langlauf-Star Calle Halfvarsson (33) auseinandersetzen. Moch taktierte und attackierte zwei Kilometer vor dem Ziel. Gemeinsam mit dem Franzosen setzte sich das Top-Talent vom Schweden ab. Schnell war eine Lücke gerissen, die Halfvarsson nicht mehr schließen konnte. Auf der Zielgeraden sprintete Moch auf und davon und sorgte für Freudentränen bei seinen Teamkollegen.

"Ein Traum ist in Erfüllung gegangen", freute sich Friedrich. "Es war ein kleines Langlauf-Wunder", strahlte Dobler, dessen Karriereende immer wieder im Raum stand. Schlickenrieder hofft, dass es sich der Routinier noch einmal überlegt: "Ohne ihn hätten wir heute keine Bronze-Medaille gewonnen."

Letztes Staffelpodest 2011

Die letzte Staffel-Medaille bei einem Großereignis hatte es zuvor bei der WM 2011 gegeben. Damals waren unter anderem noch Tobias Angerer und Axel Teichmann aktiv.