Wintersport | Kommentar Greenwashing im Wintersport: Der Fehlstart von FIS-Präsident Eliasch

Stand: 12.11.2021 14:30 Uhr

Der Plan der FIS, sich als klimapositiv zu bezeichnen, ist ein Eigentor von Präsident Eliasch. Er lässt die CO2-Bilanz des Ski-Weltverbands mit Hilfe seiner eigenen NGO schönrechnen - und macht sich damit angreifbar.

Johan Eliasch will als neuer Präsident des Weltskiverbandes FIS zwei Dinge erreichen, die kaum vereinbar sind: Expansion und Klimaschutz. Welches der beiden Ziele ihm wichtiger ist, wird immer deutlicher: Die Behauptung, der Ski-Zirkus der FIS werde schon 2022 dank eines Regenwaldprojektes klimapositiv, ist ein schwerer Schlag für diejenigen, die auf nachhaltiges Klimaschutz-Engagement hoffen.

Je genauer man sich die als "bahnbrechend" angepriesenen Pläne anschaut, desto absurder und dubioser werden sie. Die FIS will also durch eine eigene Regenwald-Initiative Abholzung im Amazonasgebiet verhindern. Das ist ökologisch zunächst sehr sinnvoll.

Regenwald-Initiative ungeeignet für CO2-Kompensation

Allerdings sorgt Entwaldungsschutz nicht dafür, dass zusätzlich CO2 aus der Luft gefiltert wird. Er ist also ein völlig ungeeignetes Mittel, die eigenen Emissionen zu kompensieren und damit möglicherweise zu rechtfertigen. Die Organisation Cool Earth, mit der die FIS beim Schutz des Regenwaldes zusammenarbeitet, sagt das auch selbst auf ihrer Webseite.

Trotzdem behauptet die FIS vollmundig, durch das Projekt künftig klimapositiv zu sein, also mehr CO2 zu kompensieren als auszustoßen. Der Verband verpasst sich damit bequem ein grünes Image, ohne die eigenen Emissionen reduzieren zu müssen. Für ein solches Vorgehen hat sich ein Begriff etabliert: Greenwashing.

Cool Earth auch ein Marketing-Werkzeug für Eliasch

Zudem könnte Eliasch auf die Füße fallen, dass er eine Doppelrolle einnimmt. Der FIS-Präsident hat die NGO Cool Earth 2007 selbst gegründet. Und schon damals war sie für ihn auch ein Marketingtool. Denn die Sportartikelfirma Head, deren Geschäftsführer Eliasch bis zu seiner Wahl zum FIS-Präsidenten war, war der erste große Partner der jungen NGO und warb damit, durch die Kooperation das Zehnfache seines CO2-Fußabdrucks auszugleichen.

Jetzt wiederholt Eliasch diesen Schachzug mit der FIS. Durch die überzogene PR und das unangemessene Framing "klimapositiv" rückt er eine im Grunde löbliche Initiative und deren engagierten Beteiligte unnötig in ein schlechtes Licht.

Eliasch macht sich angreifbar

Zudem bleibt unklar, wie die Kompensation berechnet wird, wer die FIS-Regenwald-Initiative überwacht und wieviel diese Greenwashing-Aktion die FIS kostet. Das Geld wäre sicherlich besser angelegt bei Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß tatsächlich reduzieren. Bis 2030 will die FIS ihren Klima-Fußabdruck halbieren.

Inwiefern Eliasch dabei helfen kann, wird immer fragwürdiger. Es hat schon für Kopfschütteln gesorgt, indem er zusätzliche Gletscher-Rennen im Oktober und Hallen-Events im Sommer als mögliche CO2-Sparmaßnahmen aufzählte. Dabei braucht der Wintersport genau jetzt einen ehrlichen, fundierten Kampf gegen den Klimawandel, um seine Daseinsberechtigung zu behalten.

Nachtrag: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, dass Johan Eliasch "bis heute" Geschäftsführer von Head sei. Tatsächlich hat er am 9. Juni 2021 seinen Rücktritt erklärt, fünf Tage nach seiner Wahl zum FIS-Präsidenten.