Wintersport | Weltcup-Kalender Mit Russland und rund um die Welt - so plant die FIS den kommenden Winter

Stand: 07.04.2022 20:12 Uhr

Es ist Anfang April und beim Ski-Weltverband FIS stehen die Weltcup-Kalender für den kommenden Winter noch nicht. Ungewöhnlich spät wurde am Donnerstag (07.04.22) zumindest der Rahmenterminplan für den kommenden Winter der Nordischen Skisportler sowie Snowboarder, Freeskier und Freestyler verabschiedet. Der Zeitplan der Alpinen muss laut Pressemitteilung der FIS noch einmal überarbeitet werden.

Auf dem virtuellen FIS-Council gab es wegen der Einführung der Zentralvermarktung heftige Diskussionen. Die Rahmenkalender für die Wintersaison 2021/22 wurden aber verabschiedet. Nur am alpinen Weltcupkalender gab es offenbar größere Kritik: er wird noch einmal überarbeitet.

Geplante Russland-Weltcups, weniger Starts in Deutschland sowie viele Reisen und mögliche Kollisionen mit der Fußball-Weltmeisterschaft - die Rahmenkalender für die Wintersportsaison 2022/23 werfen einige Fragen auf.

Russische Orte in Kalender-Entwürfen

Der Ski-Weltverband um den neuen Präsidenten Johan Eliasch geht offenbar von einem baldigen Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und von einer schnellen Rückkehr der Russen in die Weltgemeinschaft aus - trotz der jüngst publik gewordenen mutmaßlichen Massaker an der ukrainischen Zivilbevölkerung. Nicht anders lässt sich erklären, dass in den Kalendern weiterhin Orte aus Russland und Belarus vermerkt sind. So sollen Skispringer und Skispringerinnen am 19./20. November sowie am 3./4. Dezember in Nischni Tagil ihren Winter-Auftakt feiern.

Der Ort aus der Mitte des Urals steht im FIS-Kalender ebenso wie Snowbardcross-Wettkämpfe in Krasnoyarsk, ein Skicross-Weltcup im russischen Sunny Valley, Wettkämpfe der Snowboard-Racer in Moskau und ein Aerials-Weltcup in Minsk-Raubichi, einem Vorort der Hauptstdt von Belarus. Alle Wettkämpfe sind mit dem vieldeutigen Vermerk versehen "unter der Beobachtung der Situation in Russland".

Alpiner Weltcupkalender wird überarbeitet

Während das FIS-Council mit dieser Unsicherheit offenbar einverstanden war, muss der Alpine Weltcupkalender laut FIS-Pressemitteilung noch einmal überarbeitet weren: Hier sollte unter anderem die traditionsreiche Kandahar-Abfahrt der Männer in Garmisch-Partenkirchen gestrichen werden.

Statt des eigentlich für den 28./29. Januar 2023 geplanten Garmisch-Wochenendes der Männer mit Abfahrt und Riesenslalom sollte laut der Pläne am 4. Januar 2023 ein sogenanntes "Nacht Event" stattfinden - eine herbe Enttäuschung für den Weltcuport, der sich auch um die Alpine Ski-WM 2027 bewirbt.

Klimapositiv? - Alpin-Männer zweimal nach Übersee

Außerdem nährten die alpinen Weltcup-Pläne weitere Zweifel am neuen "Klimapositiv"-Image des Weltverbandes um den umstrittenen FIS-Präsidenten Eliasch, das Umweltschützern schon als "unseriös" bewertet worden war:

Ende November/Anfang Dezember sollte es nach Lake Louise (Kanada) und Beaver Creek (USA) gehen, Ende Februar/Anfang März waren dann zwei Wochenenden in Palissade Tahoe und Aspen (beides USA) geplant - sicher keine Vorbildwirkung zur Reduzierung des CO2-Abdruckes. Welche Punkte im Alpinen Kalender genau überarbeitet werden sollen, ist noch nicht bekannt.

Kollision mit Fußball-WM?

Für Diskussionen innerhalb des Weltverbandes könnten noch die eher schwache Anpassung der Kalender an den Spielplan der Fußball-Weltmeisterschaft, die im November und Dezember im Wüstenstaat Katar stattfindet, gesorgt haben. Schließlich droht den FIS-Sportarten dadurch eine geringere TV-Präsenz.

Für deutsche Alpin- und Fußball-Fans könnte es ganz konkret am 27. November eine Terminkollision geben. Dann kommt es ab 20 Uhr MEZ zum Fußball-Prestigeduell Spanien gegen Deutschland. Am selben Tag sollten in Übersee die Alpin-Frauen einen Slalom (in Killington) und die Männer einen Super-G (in Lake Louise) fahren.

Skispringen: Weniger Weltcups in Deutschland

Unzufrieden dürften aber auch die deutschen Skisprung-Weltcup-Veranstalter sein. Statt elf Springen in der zurückliegenden Saison sind für den kommenden Winter nur noch sieben Männer-Wettkämpfe geplant.

Neben den Vierschanzen-Standorten Oberstdorf und Garmisch sind noch Titisee-Neustadt mit neuem Termin (Mitte Dezember 2022) und Willingen (Anfang Februar 2023) im Kalender verblieben. Klingenthal und Skifliegen in Oberstdorf fehlen dagegen. Bei den Frauen wurde der Kalender von sieben auf fünf Springen in Deutschland eingekürzt.

Vierschanzen für Skispringerinnen - NoKo-Frauen-Kalender wächst

Doch es gibt auch Gewinner der Kalender-Pläne - oder vielmehr Gewinnerinnen. Die Skispringerinnen sollen ihre eigene Vierschanzentournee bekommen - die allerdings Silvester Tournament heißt und zwischen dem 28. Dezember und 1. Januar in Österreich und Slowenien stattfinden soll.

Bei den Nordischen Kombiniererinnen soll der Kalender von zehn Wettkämpfen im vergangenen Winter auf 22 Weltcups im kommenden Winter anwachsen. Mit dabei im Februar 2023 auch Schonach im Schwarzwald.

Technische Komitees gehen in die Feinabstimmung

Die beschlossenen Rahmenkalender der Nordischen Kombination sowie im Langlauf, Skispringen und bei den Freestylern werden nun von den sogenannten "Technischen Komitees" der Sportarten finalisiert. Der alpine Weltcupkalender hingegen wird nach intensiven Diskussionen noch einmal grundlegender überarbeitet.