Sportart geht in die 2. Saison Monobob - der schwierige Weg in die Herzen der Sportlerinnen

Stand: 16.11.2021 07:00 Uhr

Trotz zuletzt guter Leistungen hat Mariama Jamanka noch immer Probleme mit dem Monobob. Ihrem Bundestrainer macht die neue Sportart hingegen "großen Spaß". Sie bleibt eine große Herausforderung.

Von Raphael Weiss

Groß war die Begeisterung nicht, als in der vergangenen Saison die Disziplin Monobob in den Wettkampfkalender aufgenommen wurde. "Für mich ist es keine adäquate zweite Disziplin. Bobfahren ist für mich eine Teamsportart", hatte Mariama Jamanka, die Zweierbob-Olympiasiegerin von 2018, vor gut einem Jahr gesagt.

Eine Saison, einen vierten Platz bei der WM und eine Bestleistung auf der Olympiastrecke in Peking später bleibt die Meinung der 31-Jährigen ähnlich: "Ich bin kein Fan vom Monobob, das wird sich auch nicht ändern", sagte Jamanka gegenüber der Sportschau und fügte an: "Ich bin bei Weitem nicht die Einzige, die das so sieht."

Durchwachsene erste Saison im Monobob

Eigentlich sollte die neue Disziplin für mehr Gleichberechtigung im Bobsport sorgen. Endlich eine zweite Medaillenchance für die Frauen. Doch nicht nur Jamanka bezeichnete die Einführung des Monobobs als "eine Verschlechterung der Situation".

Die erste Monobob-Saison lief für das Team von Bundestrainer René Spies durchwachsen. Besonders zu Beginn stimmten Ergebnisse und Erwartungen nicht überein: "Wir hatten Probleme, weil die Sportgeräte zu spät kamen", erinnert sich Spies und Jamanka erzählt, dass sie beim ersten Weltcup-Wochenende zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Monobob saß.

Spies bemängelt Einstellung der Athletinnen

"Es war natürlich super, dass dann gleich das Fernsehen mit dabei war und die Leute dachten: 'Ihr könnt das ja überhaupt nicht.' Es ist ein anderes Handling, eine andere Linie. Es ist eine riesige Umstellung vom Zweierbob", so die Olympiasiegerin.

Die mangelnde Erfahrung war aber laut Spies nicht das einzige Problem zu Saisonbeginn: "Die Herangehensweise der Athletinnen war nicht akzeptabel", sagte Spies der Sportschau und fügte an: "Das hat mir missfallen, was ich damals auch deutlich kommuniziert habe."

Jamanka: Keine Probleme innerhalb des Teams

Auch Jamanka konnte sich an solche Unterredungen erinnern und sagte, dass es allerdings keinerlei Probleme im Team gäbe: "Ich verstehe Renés Meinung, und er versteht, was mein Problem mit der Sportart ist. Ich finde es einfach nicht richtig, dass ein Großteil des Teams beim Wettkampf zuschauen muss. Und ich denke, ich habe mich sportlich trotzdem gut präsentiert."

Besonders in der zweiten Saisonhälfte konnte man bei Jamanka und ihren Teamkolleginnen eine deutliche Steigerung erkennen. Fuhren die Deutschen zu Beginn der Saison noch hinterher, verbesserten sich die Ergebnisse nach und nach. Bei der Weltmeisterschaft in Altenberg gab es Silber für Stephanie Schneider und Bronze für Laura Nolte. Jamanka landete auf Platz vier.

Auch für Spies ist der Monobob eine Umstellung

Spies glaubt, dass sich die Akzeptanz für die neue Disziplin innerhalb seines Teams mittlerweile durchaus geändert habe: "Wenn du Erfolgserlebnisse hast, gehst du da auch ganz anders ran. Auch Jamanka hat plötzlich gemerkt: Ich kann trotz meines Startrückstands plötzlich doch um eine Medaille mitfahren. Das motiviert natürlich."

Doch nicht nur für die Athletinnen, sondern auch für den Bundestrainer war der Monobob eine Umstellung: "Es ist eine neue Sportart. Beim Zweier- und Viererbob wissen wir genau, worauf es ankommt. Beim Monobob müssen wir noch verstehen, was da in der Bahn genau passiert."

"Wie ein Allrad-Antrieb, bei dem man nur hinten Sommerreifen aufgezogen hat"

Denn der Monobob verhält sich anders als der Zweier- oder Viererbob. Besonders die Gewichtsverteilung sei eine Herausforderung: "Er hat wenig Gewicht auf der Hinterachse. Dadurch geht er in den Kurven nochmal schneller weg. Das ist wie ein Allrad-Antrieb, bei dem man nur hinten Sommerreifen aufgezogen hat", erklärt Spies.

Und auch das Training muss angepasst werden. Denn die Athletinnen schieben den Bob, der ähnlich schwer ist, nicht mehr zu zweit an, sondern alleine. Zudem stehen sie beim Start hinter dem Bob und nicht an der Seite. Viel zu tun für das Team von Trainer Spies: "Das ist eine ziemliche Herausforderung, aber ich habe mich da von Anfang an darauf gefreut", so Spies.

Olympia-Bahn in Peking: "Sehr anspruchsvoll"

Wie auch immer die Einstellung zum Monobob sein mag, sicher ist, dass er zunächst ein fester Bestandteil im Wettkampfalltag der Athletinnen sein wird. Bei jedem Weltcup wird es auch einen Monobob-Wettbewerb geben.

Das Highlight der Saison werden aber zweifelsohne die Olympischen Spiele in Peking. Das Team konnte Ende Oktober schon einmal die neue Bahn testen. Gerade im Monobob wird sie laut Spies zu einer echten Herausforderung: "Die Bahn ist sehr interessant, sehr technisch, sehr anspruchsvoll. Man muss wirklich sehr gut Bobfahren und die Kurven exakt nehmen."

"Es ist ein Tanz auf rohen Eiern"

Und auch Jamanka, die bei den Testläufen auf der Olympia-Strecke Bestzeiten fuhr, ist von der Bahn begeistert: "Mir macht sie großen Spaß. Aber sie hebt die Schwierigkeit beim Monobob hervor. Es ist ein Tanz auf rohen Eiern, eine echte Herausforderung."

Wer bei Olympia tatsächlich in den Monobobs sitzen wird, entscheidet sich kurz vor Weihnachten. Die Deutschen hoffen auf drei Startplätze im Zweierbob, im Monobob wird es hingegen nur zwei geben. Falls Jamanka einen dieser Plätze bekommt, werde sie selbstverständlich ihr Bestes geben, sagte sie.

Olympisches Gold trotz schwierigem Verhältnis?

Angesprochen auf die Goldchancen wollte sich die gebürtige Berlinerin noch nicht festlegen: "Ich habe gemerkt, dass ich mittlerweile sehr viel besser mit dem Monobob zurechtkomme. Und auch bei den Testfahrten lief es sehr gut – aber ein Wettkampf ist eben noch mal etwas Anderes. Ein Fehler kann alles versauen." Vielleicht würde der Monobob ihr durch Olympisches Gold doch ein Stückchen mehr ans Herz wachsen. Ihren Trainer würde es bestimmt freuen.