Johannes Thingnes Boe

WM in Oberhof Bö mal wieder Topfavorit - DSV-Männer liebäugeln mit Sprint-Medaille

Stand: 10.02.2023 15:33 Uhr

Einen Tag nach den Frauen steht am Samstag (11.02.2023) auch für die Männer der erste Individual-Wettkampf der Biathlon-WM an. Ein Blick auf die Favoriten und Aussichten im Sprint der Männer.

Geht es um die Favoritenrolle beim WM-Sprint der Männer in Oberhof, kann die Antwort nur Johannes Thingnes Bö lauten. Zu gut ist Norwegens Ausnahme-Biathlet in diesem Winter unterwegs - vor allem im Sprint gab es in den bisherigen fünf Saisonrennen nur ihn als Sieger. "Ich bin mir auch bewusst, dass es bei den Ergebnissen in dieser Saison seltsam wäre, ohne Medaille nach Hause zu fahren", erklärte Bö im Vorfeld des Sprints.

Sollte dem 29-Jährigen ein fehlerfreies Schießen gelingen - in der Mixed-Staffel am Mittwoch leistete er sich vier Nachlader - ist er auf der Strecke nicht einzuholen. Und selbst bei einer Strafrunde wird es schwer, den Überläufer aufzuhalten. Bö selbst zeigte sich nach Gold in der Mixed-Staffel hungrig auf mehr: "Die Ergebnisse sind mir nicht so wichtig, aber ich hoffe, dass ich mehr als nur eine Medaille gewinne." Dafür wolle er sich in den zwei wettkampffreien Tagen dem Schießen widmen.

Bundestrainer Kirchner: Mannschaft kommt aus "Jägerposition"

Der deutsche Cheftrainer Mark Kirchner hatte im Vorfeld keine Medaillenvorgabe ausgegeben und sieht sein Team aus der "Jägerposition" kommend - aus der wolle man "um die Medaillen mitkämpfen". Für Kirchner geht es darum, sich an die Gegebenheiten im Thüringer Wald am besten anzupassen: "Strecke und Schießstand sind nicht leicht. Der Schießstand hat immer mal wieder seine Tücken, bei dem speziell auf Wind reagiert werden muss."

Insgesamt fünf Athleten durfte Kirchner für den Sprint aufstellen. Ex-Weltmeister Benedikt Doll führt das Aufgebot an, zudem sind Roman Rees, Johannes Kühn, Justus Strelow und David Zobel mit dabei. Für Philipp Nawarath, der die verbandsinterne WM-Norm nicht erfüllt hatte und erst zum Schluss nominiert wurde, bleibt damit zunächst nur die Zuschauerrolle.

Doll will sich Sicherheit zurückholen

Für Doll geht es nach der Enttäuschung aus dem Mixed auch darum, wieder ein positives Gefühl zu bekommen. "Mein Schießen war vogelwild. Das war eine Katastrophe. Dafür trainiert man nicht 20 Jahre Biathlon", hatte er sichtlich geknickt nach seiner Strafrunde, die dem deutschen Team die erhoffte Medaille zum Auftakt gekostet hat, im ZDF gesagt. Nun wolle er am Schießstand sauber arbeiten, um sich so die Sicherheit für "zwei fehlerfreie Schießen" zurückzuholen. Eine Kampfansage ließ sich der 32-Jährige aber nicht entlocken: "Was es für eine Platzierung wird, ist immer auch davon abhängig, was die anderen Konkurrenten machen."

Dass Doll es draufhat und vor allem in der kürzesten Einzeldisziplin seine Stärken hat, wissen er und im Team alle. 2017 wurde er in Hochfilzen Weltmeister, in diesem Jahr stand er beim Weltcup im französischen Annecy im Dezember als Dritter auf dem Podest und im Gesamtweltcup ist er als Siebter aktuell bester DSV-Skijäger. "Die Stimmung ist nach wie vor gut. Wir greifen die nächsten Tage an", kündigte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling unmittelbar nach der Mixed-Staffel an.

Ponsiluoma als Titelverteidiger wieder im Favoritenkreis dabei

Bei den vergangenen Titelkämpfen vor zwei Jahren auf der Pokljuka in Slowenien war der Schwede Martin Ponsiluoma der schnellste über die zehn Kilometer - die norwegischen Männer hatten dabei gänzlich das Podest verpasst. Ponsiluoma fand nach ein paar schwächeren Ergebnissen zuletzt auch wieder rechtzeitig seine Form und lief in Antholz zweimal unter die Top drei - im Sprint wurde er Zweiter hinter Bö. Auch er ist somit zurück im Kreis der Favoriten.

Bei der letzten WM in Oberhof vor 18 Jahren gingen die Sprint-Medaillen übrigens an drei ganz große ihrer Zunft. Der Franzose Raphaël Poirée gewann Gold vor Ricco Groß und dem noch immer erfolgreichsten Biathleten aller Zeiten, Ole Einar Björndalen. Groß ist auch diesmal wieder in Oberhof dabei - als Trainer des slowenischen Teams.