Biathletin Denise Hermann-Wick während der Olympischen Winterspiele in Peking.

Saisonauftakt in Kontiolahti Deutsches Team hofft auf den "Biathlon-Boom"

Stand: 28.11.2022 14:53 Uhr

Mit neuen Trainern und neuen Impulsen starten die deutschen Biathleten in Kontiolahti in die Saison. Dabei schwebt ein großes Ziel über allem.

Von Johannes Kirchmeier

Olympia-Gold im Februar, Hochzeit im September - und jetzt auch noch ein rundum erneuertes Trainer-Team zum Saisonstart. Für Denise Herrmann hat sich im Jahr 2022 so einiges verändert. Genau genommen startet am Dienstag (28.11.2022) auch gar nicht mehr Denise Herrmann, sondern erstmals Denise Herrmann-Wick in den Biathlon-Weltcup.

Ihre Ziele bleiben ähnlich erfolgreich wie zuvor: "Sie liegen ganz klar auf der Heim-WM", sagt sie. "Und alles, was bis dahin passiert, ist der Weg dahin. Ich versuche natürlich, mir da schon mir das gewisse Selbstvertrauen aufzubauen nach dem Saisonstart." Was heißt: Wie im Februar bei Olympia blickt sie im kommenden Jahr vor allem auf eine WM-Medaille in Oberhof (8. bis 19. Februar 2023).

Neue Trainer für Frauen und Männer

Einen Anteil daran sollen auch die neuen Trainer tragen: "Es war seit geraumer Zeit der Wunsch der Athleten, ins Ausland zu schauen, ob etwas Passendes dabei ist. Das haben wir gefunden und umgesetzt", sagt der Bundestrainer Mark Kirchner.

Das deutsche Team hat einen riskanten Systemwechsel hinter sich. Im Slowenen Uroš Velepec, 55, und dem Norweger Sverre Olsbu Röiseland, 32, zählen erstmals zwei ausländische Trainer zum Stab des Bundestrainers - seit dem Frühjahr wird Englisch geredet im Team des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Herrmann-Wick und Preuß führen Frauen-Team an

Velepec ist Assistent für die Männer, die mit dem Einzel am Dienstag (13.15 Uhr/live in der Sportschau) im finnischen Kontiolahti die Saison eröffnen. Röiseland, Ehemann von Dreifach-Olympiasiegerin Marte Olsbu Röiseland, ist neuer Co-Trainer des Frauenteams von Coach Kristian Mehringer. Die Frauen beginnen tags darauf.

Herrmann-Wick führt diese an, Franziska Preuß gilt ebenfalls als Podest-Anwärterin, auch Vanessa Voigt war gesetzt. Vanessa Hinz, jahrelang Weltcup-Inventar, muss sich überraschenderweise erst einmal hinten anstellen. In den Testrennen im finnischen Vuokatti am Wochenende holten sich Juliane Frühwirt, Sophia Schneider und Anna Weidel die letzten drei Startplätze.

Lesser und Peiffer als Sportschau-Experten

Gerade Herrmann-Wick hat viel getüftelt im Sommer, auch dank der neuen Impulse der neuen Coaches. "Beim Schießen haben wir schon ein paar neue Sachen mehr geübt, gerade im Hinblick auf Oberhof und das Windschießen betreffend. Ich hoffe, dass das Früchte trägt." Die 33-jährige Sächsin geht am Mittwoch im Frauen-Einzel - in dieser Disziplin gewann sie in Peking Olympia-Gold - zudem mit neuer Waffe an den Start.

Bei den Männnern sieht das Bild anders aus - da sind die einstigen Führungsfiguren Erik Lesser und Arnd Peiffer, bekannt als das Biathlon-Doppelzimmer, mittlerweile beide Sportschau-Experten. Peiffer hörte im vergangenen Jahr auf, Lesser beendete im März seine Karriere unter großem Beifall in Oslo.

Doll Führungsfigur im Männer-Team

Benedikt Doll ist damit der letzte verbliebene Star einer goldenen Generation. Auch der 32-Jährige, der im Sommer erstmals Vater wurde, könnte nach der Oberhof-WM aufhören. "Unser Problem ist, wir haben keinen Johannes Bö, der definitiv besser ist als die meisten", sagt Johannes Kühn. Der 31-jährige Bayer ist jedoch davon überzeugt, dass ein Deutscher immer für ein Top-Resultat gut ist. "Wir müssen das im Team lösen."

Neben Kühn und Doll treten die erpobten Weltcup-Läufer Philipp Nawrath und Roman Rees in Kontiolahti an. Dazu kommen noch Justus Strelow und David Zobel. Theoretisch kann im engen Männerfeld jeder auf vordere Positionen laufen. In der Praxis waren die Franzosen, Norweger, aber auch die vom Deutschen Johannes Lukas trainierten Schweden zuletzt etwas stärker.

Heim-WM in Oberhof überstrahlt Saison

Das soll bei der Heim-WM in Oberhof möglichst anders aussehen. Es ist das unumstrittene Highlight dieser Saison. Nicht nur Herrmann-Wick freut sich darauf, wenn am Rennsteig "der Bär steppt". Für die Zukunft der Sportart sind die Rennen auch sehr wichtig. "Wenn da 20.000 bis 25.000 Fans stehen, die in erster Linie uns anfeuern, kann das wahnsinnig puschen", sagt der neue Sportdirektor Felix Bitterling: "Wenn wir da gut sind, können wir einen kleinen Biathlon-Boom auslösen. Das ist unser Ziel."

Und klar ist: "Die Top-Athleten sollen in Oberhof Medaillen holen", sagte Bitterling. Der Aussage schließt sich natürlich auch die Top-Athletin Denise Herrmann-Wick an - denn auch eine WM-Medaille wäre wieder etwas Neues für sie.